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Sportveranstaltung

Kuschelabend mit dem einstigen Eiskunstlauf-Star

Alt Tellin / Lesedauer: 2 min

Christine Errath gehörte in den 70er Jahren zu den erfolgreichsten Eiskunstläuferinnen der Welt. Jetzt war sie zu Gast in Alt Tellin. 
Veröffentlicht:18.11.2023, 16:09

Von:
  • Thomas Krause
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Christine Stüber-Errath ist 66 jung und wuselt an diesem Abend durch die Storchenbar in Alt Tellin wie in ihren glanzvollen Zeiten übers Eis. Sie klettert auf Stühle, zeigt Figuren aus ihren einstigen Programmen, gibt 90 Minuten Vollgas. „Ich war als Kind hyperaktiv und bin es noch immer“, sagt sie mit einem Lachen.

Weltmeisterin und DDR-Star

Als Christine Errath gehörte sie in den 70er Jahren zu den weltbesten Eiskunstläuferinnen der Welt. Die Berlinerin holte Bronze bei den Olympischen Spielen 1976 in Innsbruck, wurde zwei Jahre zuvor Weltmeisterin und holte dreimal Gold bei den Europameisterschaften. In der DDR war sie ein Star. Im proppenvollen Saal der altehrwürdigen Gaststätte nimmt sie die Gäste mit auf eine emotionale Zeitreise und die lassen sich gern darauf ein. Es ist keine Lesung aus ihrem Buch „Meine erste 6,0“, es ist eine Show zum Buch. Eine Show, die die Besucher begeistert.

Christine Stüber-Errath musste viele Autogramme geben. (Foto: Thomas Krause)

Sie sei stolz, es bis nach ganz oben geschafft zu haben. Über allen Erfolgen stehe die Olympische Medaille von Innsbruck. „Für jeden Leistungssportler ist es das Größte, bei Olympia starten zu können. Ich hatte das Glück, zweimal dabei sein zu können“, erzählt sie. 1972 in Sapporo (Japan) wurde sie Achte, vier Jahre später gehörte die DDR-Sportlerin zu den Medaillenfavoritinnen.

Doch im November 1975, wenigen Wochen, vor Olympia, verletzte sie sich so schwer am Fuß, dass Innsbruck in weite Ferne rückte. Sie biss sich durch, legte ihren Fuß vor jedem Training in ein Eisbad, um die Schmerzen zu betäuben. Am 13. Februar 1976 holte sich Christine Errath schließlich „ihre“ Olympische Medaille. „Sie hat einen Ehrenplatz zu Hause“, sagt sie. Diese Medaille hat die Ex-Eiskunstläuferin in Alt Tellin nicht dabei, dafür aber ihre Kleider, die sie damals in Innsbruck trug. 

Christine Stüber-Errath, so heißt sie seit 2006 nach ihrer Heirat mit Paul Stüber, erzählt viele Geschichten an diesem Abend in Alt Tellin: von harten Trainingsstunden auf dem Eis, von Gängelungen der Sport-Bonzen in der DDR und von der verhinderten Schiffsreise auf der Völkerfreundschaft nach Kuba. Auch warum sie nie bei Startrainerin Jutta Müller trainieren wollte, von Burnout-Rückschlägen, von ihrer Beziehung zu Starkommentator Heinz-Florian Oertel, vom Guten des DDR-Systems und vom Schlechten, vom Neustart als TV-Moderatorin bei Außenseiter-Spitzenreiter und von ihrem Auftritt in einem Kinofilm in ihrem 60. Lebensjahr. Christine Stüber-Errath sagt, dass sie sich hier in Alt Tellin wie zu Hause gefühlt habe: „Es ist schön, wie viele Menschen mich noch kennen." 

Christine Errath bei der Europameisterschaft 1974. (Foto: privat)

Einen Kuschelabend hatte sie am Anfang der Veranstaltung versprochen. Sie hielt Wort. Und am Ende übermannten Christine Stüber-Errath die Gefühle – beim langen Schlussapplaus kullerten die Tränen.