Nach Bootsschuppen-Feuer in Demmin bleibt die Sorge
Demmin / Lesedauer: 4 min

Als es in den vergangenen Monaten immer wieder an den Bootshäusern in Neubrandenburg brannte, ging das vielen Mitgliedern des Demminer Angel- und Bootsvereins „Fritz-Reuter-Straße“ besonders nah. Es ist erst fünf Jahre her, da standen dort elf Bootsschuppen in Flammen – sechs davon auf dem Vereinsgelände.
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Eine Rauchwolke und ein Gedanke
Wenn der Vorsitzende Frank Ahlgrimm an den 23. August 2017 zurückdenkt, bekommt er noch immer Gänsehaut. Er war damals einer der ersten am Brandort; sein Haus ist nur wenige Meter von den Bootsschuppen entfernt. „Die Sirene ging, aus dem Fenster habe ich eine schwarze Wolke gesehen“, erinnert er sich. „Ich habe nur gedacht: Hoffentlich breitet sich das Feuer nicht noch weiter aus.“ Dann, so ist er sicher, hätte es noch schlimmer kommen können als in Neubrandenburg.
Große Dankbarkeit gegenüber der Feuerwehr
Über 60 Bootshäuser stehen allein auf dem betroffenen Gelände und weiter die Straße entlang haben noch mehrere andere Wassersport- und Segelvereine ihren Sitz. Doch den Feuerwehren gelang es damals, ein Übergreifen zu verhindern. „Dafür kann man gar nicht genug danken“, meint Ahlgrimm ergriffen. Er hat gesehen, wie die Kameraden die Flammen vom Dach der unmittelbar gegenüberliegenden Bootsschuppen in Schach hielten. Ungefährlich war das nicht. In den brennenden Häuschen standen laut Ahlgrimm einige Gasflaschen, immer wieder gab es Explosionen.
Fünf bis sechs Stunden habe der Löscheinsatz gedauert, erzählt der Vereinsvorsitzende. So lange schauten die Betroffenen zu, und nicht nur die. „Die ganze Straße stand voll mit Schaulustigen“, ärgert sich Ahlgrimm noch heute. Zeitweise seien die Einsatzkräfte nicht durchgekommen, immer wieder musste die Polizei die Menge zurückdrängen.
Zwei Betroffene konnten sich kein neues Boot leisten
Weiter vorn konnten die Besitzer nur zusehen, wie ihre Boote zerstört wurden. „Viele standen da und weinten“, sagt Ahlgrimm, dessen eigener Schuppen nur wenige Meter entfernt liegt. Ein Mann habe sogar ins Wasser springen wollen, um sein Boot herauszuholen. Ahlgrimm hielt ihn fest. „Es war dramatisch“, sagt er. Die Betroffenen sahen ihre Boote verbrennen und sinken, auf die sie jahrelang hingespart, in denen sie viele Ferien verbracht hatten.
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Der Schaden, der emotionale aber auch der finanzielle, war immens: Sechs Bootsschuppen, inklusive der sechs Boote darin, wurden auf der Seite des Vereins komplett zerstört. Hinzu kamen die Schuppen und Boote auf dem Gelände nebenan, wo das Feuer laut Ahlgrimm ausgebrochen war, den Ermittlungen zufolge aufgrund eines umgefallenen Benzinkanisters durch Verpuffung. Allein ein Bootshaus sei etwa 60 000 Euro wert gewesen, so Ahlgrimm, die Boote nicht eingerechnet.
Neuanfang und Ende
Zwei der Betroffenen konnten eine Wiederbeschaffung nicht stemmen. Die Übrigen jedoch, darunter auch ein über 80-Jähriger, der die Bootsschuppenanlage bereits seit ihrer Entstehung in den 60er Jahren genutzt hatte, fingen noch einmal neu an.
Nach über einem Jahr, als das Geld von der Versicherung kam, begann der Wiederaufbau. Einen Eigenanteil von 20 000 bis 30 000 Euro pro Bootsschuppen mussten die Betroffenen jedoch selbst tragen. Eine Spendenaktion der Sparkasse, bei der gut 1 000 Euro zusammenkamen, half. Und auch vom Verein am Mühlengraben, wo es 2004 gebrannt hatte, erhielten die Bootsfreunde nun ihrerseits finanzielle Unterstützung. Viele Vereinsmitglieder, auch jene, die nicht selbst von dem Brand betroffen gewesen waren, packten bei der Beräumung und beim Wiederaufbau der sechs neuen, nun etwas höheren Bootshäuser mit an. Inzwischen sind sie alle wieder belegt.
Wut über Brandstifter
Vergessen ist der Brand aber noch lange nicht. Ahlgrimm braucht keinen Jahrestag, um sich daran zurück zu erinnern. „Immer wenn die Sirene geht, gucke ich die Fritz-Reuter-Straße runter“, sagt er. Zwar achteten die Mitglieder seit der Katastrophe noch mehr als zuvor auf eine ausreichende Versicherung und den entsprechenden Brandschutz. Die Boote dürfen in den Schuppen weder getankt noch gestartet werden. Doch trotz Feuerlöschern, Wassereimern und sonstigen Instrumenten zur Brandbekämpfung in der Anlage, weiß Ahlgrimm: „Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nie.“
Umso wütender macht es ihn, dass die Feuer an den Bootsschuppen in Neubrandenburg absichtlich gelegt wurden.