Karnevalsauftakt
Narren in Lindenberg lassen es richtig krachen
Lindenberg / Lesedauer: 3 min

Wenn die Kölner in der fünften Jahreszeit „Alaaf!“ rufen, jubeln die Lindenberger „Helau“ – und das nun schon seit über vier Jahrzehnten. Dem „Lindenberger Carneval Club (LCC) – Zum Golemberg 1979 e.V.“ ist es zu verdanken, dass im Demminer Umland überhaupt noch im größeren Stil Karneval gefeiert werden kann. Als letzter noch aktiver Verein hält er das närrische Zepter fest in der Hand. Auch wenn es ihm aufgrund sinkender Mitgliederzahlen immer schwerer fällt, wie Vereinspräsident Manfred Ely unlängst im Gespräch mit dem Nordkurier betonte. Seit der letzten Veranstaltung im Februar 2020 habe der Verein einige närrische Weggefährten verloren, allerdings weniger aufgrund der Pandemie als vielmehr aus beruflichen Gründen. „Außerdem ist es nicht so einfach, die junge Generation für den Karneval zu begeistern. Wir lassen uns davon aber nicht unterkriegen. Solange die Leute gemeinsam mit uns feiern möchten, machen wir weiter“, versicherte Ely. Und ob sie es wollen.
Tische bis auf den letzten Platz besetzt
Als am Samstag um kurz nach 20 Uhr das Prinzenpaar nebst Gefolge und die Funkengarde in den geschmückten Gemeindesaal einschwebte, waren die Tische bis auf den letzten Platz besetzt. Ein Lichtblick für den Vereinspräsidenten und sein Team. Denn in der Vergangenheit sah es leider nicht immer so gut aus. Unter den johlenden Rufen der rund 100 Faschingsfreude übergab Lindenbergs Bürgermeisterin Sabine Carl den symbolischen Schlüssel an Prinz Alexander Raddei I. aus Törpin und seine Prinzessin des Abends, Jessica Weiß aus Kaslin. „Hela und Helau locken Narr und Närrin aus dem Bau“, reimte Manfred Ely in seiner Begrüßungsrede und stimmte die Gäste auf einen unterhaltsamen Auftakt der fünften Jahreszeit ein. Doch lange hielt es sie nicht auf ihren Stühlen. Schon beim Eröffnungstanz fegten die kostümierten Pärchen gut gelaunt durch den Saal. Natürlich hatten die Narren vom LCC wieder ein stimmungsgeladenes Programm zusammengestellt und wochenlang für ihren großen Auftritt geprobt.
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Die Mädels der Funkengarde gaben alles, um auf dem Parkett zu glänzen und bekamen für ihre einstudierten Choreografien zu bekannten Melodien wie Kalinka oder Dschinghis Khan viel Applaus.
Plötzlich gab es „Frühstück bei Stefanie“
Wer die Karnevalspartys in Lindenberg kennt, der weiß, dass auch prominente Gäste nicht fehlen dürfen. So verwandelte sich das Gemeindehaus mit wenigen Handgriffen plötzlich in das Schlemmerbistro aus der Kult-Comedy-Radiosendung „Frühstück bei Stefanie“. Brigitte Ely philosophierte als Bistrobetreiberin Stefanie Prigge mit ihren Stammgästen über Gott und die Welt, was für jede Menge Lacher sorgte. Manfred Ely hingegen hatte eine ganz außergewöhnliche Interpretation von Goethes Ballade „Der Erlkönig“ vorbereitet. „Wer reitet so spät durch Nacht und Wind, das ist der Deutsche der wieder mal spinnt“, stieg der Vereinspräsident ein. In seinem selbst verfassten Gedicht, betrachtete er die ernsten Themen unserer Zeit aus einer äußerst humorvollen Perspektive und nahm die Politik aufs Korn.
Je länger der Abend, desto mehr geriet das Publikum in Stimmung, klatschte, tanzte, schunkelte. Das sah auch das Team vom LCC so. „Es läuft alles super. Wir sind sehr zufrieden“, freuten sich die Mitglieder. Für sie ist die durchweg positive Resonanz ein zusätzlicher Ansporn, sich auch für die noch bevorstehenden Veranstaltungen mächtig ins Zeug zu legen, um ihren Gästen ein unvergessliches Erlebnis zu bescheren. „Wer Interesse hat, bei uns mitzumachen, ist herzlich willkommen“, betonte Vereinsmitglied Heiko Kämmerer. Viel Zeit zum Durchatmen bleibt den Lindenberger Jecken allerdings nicht. Denn die Vorbereitungen für den Karnevalsausklang Anfang März laufen bereits auf Hochtouren.