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Kultur

Neuanfang auf der Waldbühne in Demmin

Demmin / Lesedauer: 4 min

Unter der langen Corona-Pause haben nicht nur die Sitze an der Demminer Waldbühne gelitten. Wegen der Pandemie läuft das Programm dort etwas anders an als gewohnt.
Veröffentlicht:11.07.2022, 06:00

Von:
  • Christine Gerhard
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Fast drei Jahre lang herrschte an Demmins Open Air-Bühne in den Sandbergtannen Waldesstille. Von konzertierenden Vögeln einmal abgesehen war die Waldbühne seit 2019 nicht mehr bespielt worden. Nachdem Felix Schliwa sie im Mai mit einer Tanzveranstaltung aus dem Corona-Koma erweckt hatte, sollen dort in diesem Sommer aber wieder die Boxen dröhnen.

Doch es ist noch ein recht vorsichtiger Neuanfang. Während vor der Pandemie teilweise große Namen wie Nena, Matthias Reim oder Roland Kaiser auftraten, sind für diesen Sommer bisher lediglich zwei Veranstaltungen geplant. Zusätzliche Konzerte seien derzeit nicht im Gespräch, wie es aus dem Kulturamt heißt.

Die Konkurrenz ist groß

Laut dem Tannenwirt Jürgen Aleschus, der die Waldbühne in den vergangenen Jahren mitvermarktet hatte, ist die Konkurrenz für den Veranstaltungsort groß. Überall fänden nun wieder Feste statt, die Waldbühne zu bespielen bedeute da ein gewisses Risiko. „Es ist viel Aufwand und sehr kostenintensiv. Damit entsprechend viele Gäste kommen, müssen große Knaller her“, weiß Aleschus. Doch wegen der Pandemie habe man nicht lange genug im Voraus planen können. Zudem hätten viele bekannte Künstler zurzeit volle Terminkalender und seien entsprechend „schwer zu kriegen“ – auch weil zahlreiche wegen Corona ausgefallene Veranstaltungen nachgeholt würden. Im Kleinen spürt Aleschus das bei der Auslastung seines Tannenrestaurants, das mit Feier- und Sportveranstaltungen aktuell gut ausgebucht sei.

Von vielen Nachholterminen in der Konzertbranche berichtet auch Maik Piontkowski, der sonst mit dem gleichnamigen Demminer Musiklabel das Black Block Sound Open Air auf der Waldbühne organisiert hatte. Aus seiner Sicht ist die Zurückhaltung auf der Waldbühne darüber hinaus aber noch auf andere Pandemiefolgen zurückzuführen. Auch Black Block Sound verzichte in diesem Jahr auf eine eigene Open Air Veranstaltung. „Uns war es noch zu unsicher“, erklärt er im Hinblick auf steigende Fallzahlen und die Möglichkeit strengerer Maßnahmen. Vor zwei Jahren hatte das geplante Open Air wegen der Pandemie schließlich doch noch abgesagt werden müssen. „Wir haben 2020 extrem gekämpft und fühlen uns noch nicht danach, es wieder zu versuchen“, so Piontkowski. Zumal es für ein solches Risiko durch die Pandemie auch an Rücklagen fehle.

Noch einige Wochenende offen

An einem Mangel an möglichen Veranstaltern liegt es aus seiner Sicht hingegen nicht, dass auf der Waldbühne noch einige Sommerwochenenden offen sind. „Die gibt es noch wie Sand am Meer“, meint er. Es seien die Ausführenden im Hintergrund, Licht- und Tontechniker etwa, die nach über zwei Jahren Pandemie rar gesät seien. Anderswo hätten Musiker bereits Auftritte absagen müssen, weil ihnen die entsprechenden Mitarbeiter fehlten. „Viele haben sich während der Pandemie neue Jobs gesucht“, erklärt Piontkowski. Einige seien dort hängen geblieben, hätten sich an die angenehmeren Arbeitszeiten gewöhnt. Piontkowski weiß, dass man nach der langen Pause „ein bisschen im Trott drin“ ist. Das gelte auch für die Künstler. „Auftreten ist etwas anderes als Ton zu machen.“

Wie es weitergeht, ist noch nicht festgelegt

BBS beteiligt sich in diesem Jahr deshalb lediglich mit seiner Expertise in Licht und Ton am Waldbühnenprogramm: bei dem geplanten „100 Tage Sommer“-Open Air der regionalen Rap-Gruppe Hinterlandgang. Ob es nächstes Jahr, in welcher Form auch immer, mit dem BBS-Open Air weitergehe, stehe noch nicht fest. „Aber übernächstes Jahr findet es auf jeden Fall statt“, so Piontkowski. „Dann werden wir zehn Jahre alt.“

Was den Neuanfang für die Waldbühne angeht, ist die Stadt hoffnungsvoll: „Es muss erst anlaufen“, ist sich Bürgermeister Thomas Witkowski bewusst. „Und es läuft an.“ Zusätzlich zu dem Festival am 6. August ist für 13. August das „Aus Liebe zur Musik Open Air“ geplant. Damit die Waldbühne zu diesen Veranstaltungen auch empfangsbereit ist, lässt das Bauamt in einem vierwöchigen Großeinsatz die Bänke aufbereiten beziehungsweise erneuern. Dabei würden die maroden Bretter ausgetauscht. „In den paar Jahren, in denen die Bühne nicht bespielt wurde, hat der Zahn der Zeit daran genagt“, erklärt Bauamtsleiter Dietmar Schmidt. Ob nach der letzten Veranstaltung noch weitere Sanierungsarbeiten folgen, hänge von den Kosten ab.