Amtsübergabe

▶ Neuer Bürgermeister übernimmt in Demmin das Steuer

Demmin / Lesedauer: 5 min

Nach neun Jahren tauschte Michael Koch seine Amtskette gegen die Ehrenmedaille der Stadt Demmin. Der neue Bürgermeister Thomas Witkowski startet voller Elan für Veränderungen.
Veröffentlicht:30.09.2021, 19:48
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  • Author ImageChristine Gerhard
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„Der Kapitän geht von Bord.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich Michael Koch am Mittwochabend sichtlich bewegt aus seinem neunjährigen Dienst als Bürgermeister der Hansestadt Demmin. Rund 250 Gäste, darunter Vertreter der Politik und Verwaltung, von Vereinen, Kirche und den Partnerstädten hatten sich zur feierlichen Verabschiedung von Koch und der Amtseinführung seines Nachfolgers Thomas Witkowski in der Tennishalle des Hotels Trebeltal angemeldet – zu beider Rührung. „Ich wusste nicht, was heute auf mich zukommt und bin sehr überrascht und dankbar“, sagte Koch bei seiner letzten Rede als Bürgermeister.

Es war kein ruhiges Gewässer, in dem er das Steuer vor genau neun Jahren übernommen hatte. Eine Veränderung in den kommunalen Haushaltsvorschriften und die Kreisgebietsreform kurz vor Amtsantritt waren Untiefen, durch die es zu navigieren galt. Trotz der Trennung sei Demmin den benachbarten Städten dabei stets verbunden geblieben, so der Landrat des Kreises Vorpommern-Greifswald Michael Sack in seiner Ansprache.

Stets verlässlich und aufgeräumt

Auch finanziell habe Michael Koch es gemeinsam mit dem Innenministerium, dem Landkreis, den Stadtvertretern und Verwaltungsmitarbeitern geschafft, „die Stadt wieder in ruhiges Fahrwasser zu steuern“, sagte Kämmerer Ronny Szabó. „Die letzten Jahre ohne finanziellen Druck erleichterten uns erheblich die Arbeit“, erklärte er in Anspielung auf den unter Koch ausgeglichenen Haushalt der Stadt.

So waren Großprojekte wie der Bau der Beermann-Arena, der Kunstrasenplatz und die Sanierung des beliebten Schwanenteich-Geländes mit der geplanten Anbindung an den Mühlengraben möglich. Stets „verlässlich, aufgeräumt, souverän und informiert“ sei der studierte Physiker dabei die Dinge „der Sache nach angegangen“, beschrieb der erste stellvertretende Landrat Kai Seiferth.

Dank an alle Weggefährten

Ausgebaut hatte Koch auf diese Weise auch die Beziehungen zu den Partnerstädten. Aus Partnerschaft sei so „wahre Freundschaft“ geworden, wie der Bürgermeister von Lünen, Jürgen Kleine-Frauns, hervorhob: „Gewissermaßen hat er die Mauern im Kopf noch einmal eingerissen.“ Für seinen gesamten „unermüdlichen und verantwortungsbewussten“ Einsatz zur Weiterentwicklung Demmins überreichten Stadtpräsidentin Christiane Sack und ihre Stellvertreterin Kathrin Giebener-Trost Michael Koch die Ehrenmedaille der Stadt.

Eine Bilanz der Erfolge seiner Amtszeit wollte er bei seiner abschließenden Rede selbst nicht ziehen. Stattdessen dankte er seiner Mannschaft und allen Weggefährten für die Zusammenarbeit, mit der die Stadt manche Klippe habe umschiffen können. Gewissermaßen kehre er nun in den Heimathafen zurück: „Ich habe eine tolle Familie, die mich in all den Jahren unterstützt hat. Eine Frau, die sich ebenfalls zur Ruhe setzt, vier Kinder und sieben Enkel, die sich hoffentlich freuen, dass ihr Opa in Zukunft mehr Zeit mit ihnen verbringen kann“, schloss Koch, ehe er das Steuer mit gewisser Wehmut seinem Nachfolger übergab.

Neuer Bürgermeister sieht Weichen richtig gestellt

So wehmütig sein Vorgänger, so voller Tatendrang wirkte der ab Freitag amtierende Bürgermeister Thomas Witkowski (CDU) bei seiner feierlichen Amtseinführung am Mittwochabend. „Ich bin sehr stolz, heute hier als der neue Bürgermeister von Demmin zu Ihnen zu sprechen“, erklärte er nach seiner Vereidigung und der Übergabe der Amtskette durch Michael Koch.

Der habe die Grundlagen für kommende Veränderungen geschaffen, so Witkowski in seiner Ansprache, die er anders als sonst zuvor niedergeschrieben hatte. Um nichts zu vergessen, um die richtigen Worte zu finden und auch um sich festzuhalten, wie er zugab. „Veränderungen können nur gelingen, wenn die Weichen in der Vergangenheit richtig gestellt wurden“, führte er aus und bedankte sich für „das bestellte Feld, in das ich jetzt die für Demmin richtigen Samen werfen kann.“ Dass ihm da etwas einfallen wird, bezweifelte die Stadtpräsidentin nicht. „Du hast so viele Ideen, die du gemeinsam mit der Verwaltung und Vertretung umsetzen möchtest“, sagte Christiane Sack, die Witkowski ebenso wie die anderen Festredner gute Wünsche mit auf den Weg gab.

„Die Bereiche Wirtschaftsförderung, Tourismus und Öffentlichkeitsarbeit werden mehr Raum in der Stadtverwaltung einnehmen“, kündigte der neue Bürgermeister so etwa an. „Die neu eingerichtete Stabsstelle wird mich in diesem Bereich unterstützen.“ Gemeinsam mit Verwaltung, Bürgern und Stadtvertretung wolle er eine Demmin-Vision mit den Schwerpunktthemen Wohnen, Arbeiten und Leben entwickeln. Dabei setze er auf mehr Transparenz.

Erste Ideen in nächsten Wochen vorstellen

„Die nächsten Wochen werde ich dafür nutzen, die Ideen zu konkretisieren, um sie der Stadtvertretung zur Entscheidung vorzulegen“, so Witkowski. „Anfänglich wird es um kleine Maßnahmen gehen, aber ich werde auch die großen Entwicklungs-themen nicht aus dem Blick verlieren.“ Dazu gehört aus seiner Sicht auch die Stärkung Demmins als Mittelzentrum. Der Bürgermeister betonte in seiner Ansprache aber auch, dass Veränderungen nur in Zusammenarbeit gelingen, bedankte sich in diesem Zuge für das Vertrauen der Bürger und die bisherige Zusammenarbeit in der Stadtvertretung, wo er von 2016 bis zu seinem Amtsantritt als Bürgermeister den Fraktionsvorsitz der CDU bekleidet hatte.

Dass gerade die Auseinandersetzung mit den großen „Zukunftsthemen“ nicht immer leicht sein wird, ist er sich trotz allen offenkundigen Elans schon aus Erfahrung bewusst. Rückhalt gibt ihm seine Familie, die er zu sich auf die Bühne bat. „Meine Familie hat mich in den vergangenen Monaten unterstützt und dies auch für die zukünftige Aufgabe zugesagt“, erklärte Wit-kowski. Seine Tochter Lea sang zur Amtseinführung eines seiner Lieblingsstücke, die Bach-Kantate „Schafe können sicher weiden.“