Backhaus-Besuch

▶ Noch viele offene Fragen zur Schweinezucht Alt Tellin

Neu Plötz / Lesedauer: 3 min

Nach der von Protesten begleiteten Besichtigung der abgebrannten Schweinezucht Alt Tellin hat MV-Landwirtschaftsminister Backhaus auch mit Gemeindevertretern lange diskutiert.
Veröffentlicht:30.04.2021, 20:11
Aktualisiert:06.01.2022, 21:52

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Wie genau es am Standort der abgebrannten Schweinezuchtanlage Alt Tellin weitergehen soll, ist auch nach gut zweieinhalbstündiger Beratung von MV-Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) und den Alt Telliner Gemeindevertretern offen. Bürgermeister Frank Karstädt empfand das Gespräch nach eigenen Aussagen als sachlich. „Dabei ist herausgekommen, dass es sich damals um eine rechtsstaatliche Entscheidung gehandelt hat, bei der sich auf schreckliche Weise bewahrheitet hat, was die Gegner immer wieder gesagt hatten: Dass der Brandschutz nicht stimmte.“

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Es sei über die Notwendigkeit einer stärkeren Prüfung des Brandschutzes gesprochen worden. „Es muss streng darüber geguckt werden im Hinblick auf die Frage, ob die Tiere im Ernstfall gerettet werden können.“ Backhaus stimmte zu. „Es war bedrückend, was ich heute gesehen habe“, sagte er. Er habe gewarnt, diese Anlage zu bauen. Ob auf dem Gelände wieder eine kleinere Angabe entstehen würde, dazu könne er zum jetzigen Zeitpunkt keine Angaben machen. Er selbst wünsche sich einen Außenstall und werde auf den Investor zugehen. „Letztlich bin ich nicht der Eigentümer oder Investor“, erklärte er, als er sich nach dem Gespräch mit den Gemeindevertretern den Fragen der Öffentlichkeit stellte. „Der Eigentümer wird entscheiden.“

Einen Monat nach dem Großbrand in der riesigen Schweinezuchtanlage, bei dem mehr als 55.000 Tiere umklamen, hatte Backhaus die Ruinen Freitagmittag besucht und anschließend mit etwa 70 Demonstranten diskutiert, die sich vor dem Tor postiert hatten. Sie forderten ein „Ende der industriellen Massentierhaltung.“ „Das will ich doch auch“, sagte Backhaus, erntete aber vor allem Pfiffe und Buh-Rufe.

Betreiber will erst Klarheit zu Brandursache

In der alten Größe werde die Zuchtanlage nicht mehr entstehen, sagte der Minister. Das hätten ihm Eigentümer und Betreiber zugesichert. Backhaus schlug vor, „ganz neue Wege zu gehen.“ In einem künftigen „Stall 4.0“ als Modellanlage, die an Äcker und Wiesen gekoppelt werden müsste, sollten nur „zwei Großvieheinheiten je Hektar Stallung gehalten werden“. In einem Beirat sollten die Gemeinden, der Kreis und Umwelt- und Tierschutzverbände mitarbeiten. Der Bund müsse unbedingt ein Prüf- und Zulassungsverfahren erlassen.

Der Sprecher der Landwirtschaftlichen Ferkelzucht Deutschland (LFD) Holding, Ralf Beke-Bramkamp, wollte sich noch nicht zu Zukunftsplänen äußern. Erst müsse der Standort beräumt, dann müsse klar sein, woher das Feuer gekommen sei. Bis die Brandursache geklärt ist, soll es auch keine Genehmigung für neue Anlagen geben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt weiter wegen Verdachts der fahrlässigen Brandstiftung, hält aber auch einen technischen Defekt für möglich. Erste Ergebnisse werden im Mai erwartet. Der Schaden wird von Ermittlern auf 40 Millionen Euro geschätzt.

2000 Tonnen Kadaver entsorgt

14 Mitarbeiter einer Spezialfirma sind derzeit dabei, die Ruinen wegzuräumen, wie Standortleiter Rene Drews sagte. Von den Ställen blieben etwa 6000 Tonnen Metall und jede Menge Betonreste. Von den Tieren blieben rund 2000 Tonnen Kadaver, von denen 85 Prozent inzwischen den Angaben zufolge weggeräumt sind. Die übrigen Tiere, meist Ferkel, seien durch die verglühten Plastikplatten mit in die Gülle gerutscht.