Hunde
Persische Windhunde finden in Vorpommern neue Heimat
Hohenmocker / Lesedauer: 4 min

Silke Voß
Meister wie Leonardo da Vinci haben Bilder, die das Gedächtnis von Menschen seit Jahrhunderten prägen, geschaffen. Seine elegante „Dame mit dem Hündchen“ ist eines davon. Modell standen Geschöpfe von besonderer Gestalt: Windhunde.
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Gemalte Jagdszenen mit Vollblütern in englischen Parklandschaften schmücken Treppenhäuser und Salons von Schlössern. Die Stars solch goldgerahmter Finessen: Die edlen Hunde mit ihren dunklen Mandelaugen und seidigen Langfell-Ohren. Die Tiere sind so schmal, dass sie fast zweidimensional wirken. Kein Wunder, dürfen die Hetzjäger dem widerständigen Wind doch keine Angriffsfläche bieten, um bis zu 70 Kilometer pro Stunde rennen zu können.
480-Meter-Trainingsbahn für die Tiere umzäunt
Wer in Hohenmocker an der Straße zwischen Demmin und Burow verweilt, dem können sich beim Blick durch den Zaun zuweilen ähnliche Szenen bieten, aber live. Denn dort hat Ariane Failer eine 480 Meter-Trainings-Rennbahn für ihre pfeilschnellen Tiere umzäunt. Kaum losgelassen, sausen ihre langbeinigen Lieblinge ungeduldig mit dem Wind um die Wette. Etliche Hektar grünhügelige Auslauffläche, unter anderem für den Landesverein der Windhundfreunde, hat die Tierliebhaberin geschaffen.
Ein Angebot, das es im Umkreis wohl bislang nur noch in Holland gibt. Die Langstreckenjäger mit ihrem größeren Herz als andere Hunde-Rassen brauchen das Laufen für ihr seelisches Gleichgewicht. Es sind die aus dem Orient stammenden Salukis, die Ariane Failer an der Grenze zwischen der Seenplatte und Vorpommern züchtet.
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Schon von Kindheit an war sie begeistert von Tieren. Angetan hatten es ihr zunächst Katzen mit ihrer Sanftheit, aber auch die Schnelligkeit von Pferden beeindruckte sie. Zunächst in ihrer schleswig-holsteinischen Heimat Trakener züchtend, durfte Ariane Failer die Vollblüter von Fürstin Ida zu Sayn-Wittgenstein-Sayn einreiten. Dort lernte sie auch Marianne Hessing kennen, die nicht nur die erste Ballonführerin Deutschlands war, sondern auch als eine der ersten in Deutschland Salukis züchtete.
Zeitung aus Sitztasche führte sie zum ersten Hund
Schnelligkeit scheint die beherzte Ariane Failer zu faszinieren. Als Stewardess eilte sie elf Jahre lang mit den Flugzeugen durch die Lüfte. Bis sie eines Tages eine Zeitschrift aus einer Sitztasche entnahm und darin einenArtikel über den schrecklichen Zustand von Salukis in einem Tierheim las. Prompt fuhr sie hin und rettete Mamnouna.
Mamnouna, Uyulala, Bagheera, solch klingende Namen tragen ihre Tiere. Namen wie aus 1001 Nacht. Und Delsadi al Safi. Delsadi errang die meisten Renntitel. Deutscher Champion für Schönheit und Leistung. Deutscher Rennchampion. Mehrfach Deutscher Kurzstreckenmeister. Und so weiter. Ihre Kinder holten auch allein 42 Titel für Schönheit und Leistung. Delsadi wäre wohl im Guinessbuch der Rekorde mit all ihren Titeln, meint Ariane Failer.
Vor hundert Jahren kamen die Salukis nach Europa
Der Faszination dieser schönen und feinfühligen Tiere erlag Ariane Failer nicht als einzige. Die Steppenbewohner und Nomadenvölker verehrten den Windhund, der nur mit seinem Herrn jagt, wie ein deutscher Züchter Anfang des 20. Jahrhunderts die Salukis charakterisierte.
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Weiter wird über die besondere Beziehung von Windhund und Herrn beschrieben: „Nach Tagen der Abwesenheit sagt der Araber zu dem ihm jauchzend begrüßenden Tier: ,Entschuldige, mein Freund, es war notwendig, dass ich Dich verließ. Nun aber gehe ich mit Dir, denn ich brauche Fleisch, bin des Dattelessens müde und Du wirst wohl so gut sein, mir Fleisch zu verschaffen!“
Die schnittigen vierbeinigen Hetzjäger begleiten die Menschen schon seit mehr als zehn Jahrtausenden. Bereits unsere Steinzeitvorfahren jagten mit Windhunden. Erstmals nach Europa holte ein englischer Baron die Salukis in den 1920ern. Und nach Deutschland kamen sie wenig später durch den Flieger Conrad Woltering aus Weinböhla, der die Salukis beim seinem Einsatz im Ersten Weltkrieg kennenlernte. „Der persische Windhund ist ein schönes Tier, dessen Gliederbau sehr zart und elegant und dessen Manieren zierlich und fein sind.“ Rudolf Kruse aus Penzlin schließlich führte die Salukis nach Mecklenburg.
Auch Kaninchen und Pferde leben bei ihr
In der ehemaligen Post von Hohenmocker findet Ariane Failer seit nunmehr 30 Jahren Platz für ihre Salukis und sich. Es gibt Hundezimmer mit Auslauf und weitere Tiere: Kaninchen in der „Muckibude“ und Pferde, natürlich.
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An Salukis liebt sie deren sanftes Wesen, die Schwerelosigkeit ihrer Bewegung. „Wenn unsere Augen sich begegnen, ist es wie der Blick in die eigene Seele. Ich lese darin das uralte Versprechen, immer füreinander da zu sein“, schildert sie die Liebe zwischen sich und ihren Salukis. „Durch sie spüre ich hier in dieser Gegend meine Wurzeln.“ Und vereinen die Salukis in sich nicht auch das Wesen von Pferden und Katzen?