Feuerwehr

Radikale greifen Pipelines an – Wehrführer stinksauer

Demmin / Lesedauer: 3 min

Mit jeder ihrer Protestaktionen bindet die Gruppe „Letzte Generation“ Rettungskräfte – im ländlichen Raum kann das fatal sein. Doch die radikalen Klimaschützer wollen weitermachen.
Veröffentlicht:17.05.2022, 20:02
Aktualisiert:17.05.2022, 22:03

Von:
  • Author ImageKarsten Riemer
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Dass die Demminer Feuerwehr nach Lindenhof ausrücken muss, hat nach Aussagen von Wehrführer Felix Schliwa eigentlich Seltenheitswert. Seit die radikalen Aktivisten der „Letzten Generation“ die dortige Pumpstation der PCK-Pipeline in regelmäßigen Abständen belagern, ist das jedoch anders. Allein am Montag waren die Kameradenzwei Mal vor Ort, um die Polizei beim Einsatz zu unterstützen.

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Kein Verständnis bei der Feuerwehr

„Für mich sind die Aktionen absolut unverständlich“, so der Wehrführer. Zwar hätten die Klimaschützer selbstredend das Recht, auf Missstände aufmerksam zu machen, die Art und Weise sei allerdings mehr als fragwürdig. „Sie erregen damit keine Aufmerksamkeit bei den Leuten, wo es hingehört, sondern nur bei uns“, sagt er.

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Und das könnte im Extremfall ernste Konsequenzen haben. Nicht nur für die Aktivisten selbst, welche die Ketten mit denen sie sich festbinden so eng um den Hals legen würden, dass das Freischneiden mit dem Bolzenschneider schlicht gefährlich sei. Entscheidend ist für Schliwa aber ein anderer Fakt: Jeder Einsatz, den die „Letzte Generation“ provoziere, binde Rettungskräfte, von denen es ohnehin zu wenig gebe. „Meine Sorge ist, dass wir in Lindenhof sind und zu einem Brand oder Verkehrsunfall müssen, wo wir wirklich gebraucht werden“, sagt er. Schlimmstenfalls würde dann bei einem echten Notfall wichtige Zeit fehlen, um Leben zu retten.

Dreifache Zeit nötig, um brennende Kita zu erreichen

Deutlich wird das an einer Beispielrechnung, die der Wehrführer aufmacht. „Zum am weitesten entfernten Kindergarten haben wir einen Anfahrtsweg von fünf Minuten“, sagt er. Befinden sich die Kameraden jedoch an der Pumpstation in Lindenhof, steigert sich der Zeitrahmen auf mehr als das Dreifache. Neun Minuten Rückfahrt zur Wehr in Demmin, zwei Minuten Rüstzeit für den Einsatz, um dann wieder auszurücken. „Heißt, statt fünf Minuten hätten wir 16 Minuten Anrück-Zeit“, sagt er. Die Kosten, über 500 Euro, die die Aktivisten allein am Montag verursacht haben, erscheinen in dem Zusammenhang beinahe wie eine Randnotiz. „Die wissen gar nicht, was sie alles anrichten“, meint der Demminer Feuerwehrchef.

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Punkte, die Schliwa auch den radikalen Klimaschützern in Lindenhof erläutert hat. Gefruchtet habe das jedoch nicht. „Sie haben gesagt, wenn der Platzverweis rum ist, sind sie wieder da“, so Demmins Wehrführer. Die „Letzte Generation“ will demnach an ihrem Vorgehen festhalten, wie sich auch in ihren Internetauftritten widerspiegelt. „Wir stoppen erst, wenn der fossile Wahnsinn stoppt“, heißt es in einer offiziellen Mitteilung über die bundesweiten Aktionen am vergangenen Montag. Selbst ein möglicher Gefängnisaufenthalt könne sie nicht abschrecken.