Alter Tagebau

Radlader ebnen Weg für Ferienpark am grün-blauen Kiessee

Zarrenthin / Lesedauer: 4 min

Hinter hohen Wällen verborgen, haben bei Jarmen die Bauarbeiten für das bisher größte Tourismus-Projekt am mittleren Peenetal begonnen – eine Ferienhaus-Siedlung am Zarrenthiner Kiessee.
Veröffentlicht:21.06.2021, 13:13
Aktualisiert:06.01.2022, 21:59

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Die alte Tagebaulandschaft im Nordwesten des Zarrenthiner Kiessees wandelt derzeit unter der Mitwirkung von Baggern und Lastwagen nachhaltig ihr Gesicht, das Gewässer selbst bekommt sozusagen neue Ausläufer und steht vor noch weitaus umfangreicheren Veränderungen. Denn hier in Sichtweite der Stadt Jarmen sind die Erschließungs- und Modellierungsarbeiten für einen Ferienhaus-Park angelaufen, der alle bisherigen Einzelinvestitionen in den Tourismus am mittleren Peenetal in den Schatten stellen dürfte.

Schließlich ist von 65 Häusern mit bis zu 250 Betten die Rede, samt Verwaltungs-, Versorgungs- und Service-Einrichtungen sollen hier mindestens 25 Millionen Euro investiert werden, so die Ankündigungen.

Die Anfänge des Vorhabens reichen rund eineinhalb Jahrzehnte bis weit in die Zuständigkeit des Landkreises Demmin zurück. Nicht umsonst trägt der entsprechende B-Plan der Gemeinde Bentzin, in deren Gemarkung die Grundstücke dafür liegen, die Nummer 1. Zwischenzeitlich verschwand er wieder in der Schublade, doch 2016/17 gab es frischen Rückenwind. Allerdings mussten noch alte und neu aufgetauchte Hürden gemeistert werden, herrschte nicht immer gute Stimmung zwischen Projektträgern und der Kommune. Aber im Februar 2021 gab die mit dem nötigen Satzungsbeschluss das endgültige grüne Licht, unmittelbar nach der Veröffentlichung begannen auch schon die offiziellen Bauarbeiten.

„Wir wollen dafür Fakten schaffen“

Seither hat sich das Geländeprofil im Uferbereich „oberhalb“ der alten Kieswerk-Betriebsstätte, die selbst längst zurückgebaut wurde, deutlich verändert. Mittlerweile zieht sich hier auf der Westseite von der alten Zufahrt am so genannten Zarrenthiner Lindenweg eine lang gestreckte Ebene Richtung Norden hin, lässt sich bereits der Verlauf der dort geplanten Erschließungsstraße erkennen, ein Teil existiert sogar schon. Überdies reichen mehrere frisch gegrabene Stichkanäle in das Terrain hinein. Ein Bild, das sich am Nordzipfel des Sees fortsetzt.

Diese künstlich geschaffenen Landschaftselemente bilden die Basis für das Ferienhaus-Konzept, denn jede der Parzellen soll durch die Lage auf Landzungen beziehungsweise einer Insel einen eigenen Wasserzugang erhalten. Und schon jetzt kann der Betrachter erahnen, welches Flair den Besuchern da mal winkt: Durch die besonderen natürlichen Gegebenheiten leuchtet das Nass in diesen Kanälen in frischem grün und blau, wie es sonst eher aus Urlaubsprospekten für das Mittelmeer und die Karibik bekannt ist.

Dabei haben sie noch gar nicht ihre endgültige Länge erreicht, ohnehin ist das Gros des künftigen Siedlungskerns bisher buchstäblich außen vor geblieben, wie Eric Kalke von der Firma „Ferienpark Zarrenthin“ im Gespräch mit dem Nordkurier erläutert. „Das ist ungefähr erst ein Drittel von dem, was kommt.“ Derzeit machen die Arbeiten nämlich an jenem teils von Strauchwerk bewachsenen Erdwall Halt, der einst aus dem bei der Tagebau-Erschließung abgeschobenen Mutterboden besteht und sich seit Jahrzehnten wie eine Grenzbefestigung um das Areal zog, auch als Sicht und Schallschutz.

Der Erdwall findet eine neue Verwendung

Der auf der anderen Seite befindliche Acker, so wurde laut Kalke vereinbart, werde bis zur nächsten Ernte in Ruhe gelassen. Der Wall selbst komme dann natürlich weg, dieses Material finde bei der Gestaltung der Anlage eine neue Verwendung. Ebenso verschwinden die derzeit in einigen Kanälen existierenden Barrieren, sie dienen lediglich als Überfahrten für die Baufahrzeuge.

Wichtige Infrastruktur für das Gebiet wie die Straße werde jedenfalls noch 2021 fertiggestellt, kündigte Eric Kalke an. Schließlich solle es Ende dieses, spätestens Anfang nächsten Jahres so richtig in die Vermarktung des Ferienhaus-Gebietes gehen. „Wir wollen dafür erst mal Fakten schaffen.“ Sprich, er und seine Mitstreiter wollen, dass die Interessenten deutlich mehr als nur die große freie Ebene und den idyllischen Kiessee zu sehen bekommen und sich optisch nicht allein auf die Planzeichnungen verlassen müssen.

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