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Tag der Befreiung

Rechtsextremer Aufmarsch am 8. Mai in Demmin wahrscheinlich

Demmin / Lesedauer: 4 min

Nach zwei Jahren ohne Eskalation am 8. Mai hat die NPD wieder zum Trauermarsch durch Demmin aufgerufen. Der Widerstand formiert sich bereits.
Veröffentlicht:02.05.2022, 13:25

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Zwei Jahre in Folge blieb der 8. Mai in Demmin ruhig. Zwar wurde am Hafen der Tag der Befreiung gefeiert, doch die Zeiten der Großdemonstrationen – rechtsextremer Trauermarsch und Gegenveranstaltungen – schienen der Vergangenheit anzugehören. Auch für 2022 deutete zunächst nichts darauf hin, dass die Aufmärsche in der Hansestadt ein Revival erfahren – bis Ende April.

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Danach stand fest: Mit der vorhergesagten Ruhe – von der selbst das meist gut informierte Aktionsbündnis 8. Mai zunächst ausgegangen war – wird es am kommenden Sonntag nicht weit her sein. Denn der NPD Landesverband hat in den Sozialen Medien offiziell zum Trauermarsch am Abend durch Demmin aufgerufen. Und die Reaktionen auf den Internetplattformen sprechen dafür, das mit einiger Beteiligung seitens der Rechtsextremen zu rechnen ist.

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Klar ist, dass sich die Reaktionen nicht auf den virtuellen Raum beschränken werden. Schon am Sonntag hieß es aus den Reihen des Demminer Aktionsbündnis, dass der Widerstand bereits in Planung sei. Auch wenn Details an manchen Stellen noch offen sind, hat sich seitdem einiges getan. „Am Montagabend haben wir uns getroffen und den Ablaufplan geklärt“, so Bündnissprecher Heinz Wittmer. 

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Ausgangspunkt bleibt demnach das ohnehin geplante Friedensfest am Hafen. Ab 15 Uhr sollen sich Musik und Redebeiträge – unter anderem von der Integrationsbeauftragten des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Jana Michael – abwechseln. „Um 17.30 Uhr startet dann die Demo vom Hafen und läuft Richtung Kirche“, sagt Wittmer. Bei St. Bartholomaei könnten sich die Menschen, die bereits um 17 Uhr zum Friedensgebet versammelt sind, dem Zug anschließen. Ein Programmpunkt, welcher in direktem Zusammenhang mit dem Trauermarsch steht. „Die Demo hätten wir nicht gemacht, wenn die NPD nicht gekommen wäre“, sagt er. 

Welche Wege bei dem Umzug konkret beschritten werden, ist jedoch noch nicht fix. So müsse die genaue Route durch Demmin zunächst noch mit dem Ordnungsamt abgestimmt werden. Fest steht aber, dass am Barlach-Platz eine Kundgebung gehalten wird.

Nicht die einzige, welche am kommenden Sonntagabend in der Hansestadt auf dem Programm steht. „Ab ungefähr 18 Uhr starten die Kundgebungen auf der Strecke des Trauermarschs“, so der Bündnissprecher. Gesetzt sind diesbezüglich nach aktuellem Stand beispielsweise die Jusos, Die Linke sowie das Bündnis „Greifswald für alle“. Wie viele Kundgebungen und Mahnwachen es am Ende werden, dürfte voraussichtlich allerdings erst am Freitag wirklich spruchreif sein. Denn möglich sind Anmeldungen bis zu 48 Stunden vor Beginn der Veranstaltung. 

Und die Aufrufe im Internet am 8. Mai nach Demmin zu fahren, sind vielfältig. Unter anderem haben Die Partei und das Bündnis „Rostock nazifrei“ dafür Werbung gemacht, sich den NPD-Anhängern in den Weg zu stellen. Ein Bus für die Protestler aus Rostock sei bereits in Planung. 

Alles in allem eine unübersichtliche Gemengelage im Vergleich zu früheren Großdemonstrationen zum 8. Mai. Auch seitens der Polizei ist daher an vielen Stellen noch offen, wie genau den Aufrufen zu begegnen ist. „Wir stehen momentan im Austausch mit der Versammlungsbehörde“, sagt Polizeisprecherin Susann Ossenschmidt.

Doch ähnlich wie es bei den Organisatoren der Gegenproteste noch unklar ist, wie viele Menschen am Sonntag in Demmin demonstrieren, geht die Polizei nicht davon aus, vor Freitag einen konkreten Überblick zu haben. Demnach ließe sich auch die Zahl der Beamten vor Ort bisher nicht abschätzen. Fakt sei jedoch, dass es in der Stadt Einschränkungen beispielsweise für Autofahrer geben werde.

Trotz aller Unsicherheiten und dem Aufruf der NPD, schwingt beim Aktionsbündnis 8. Mai die Hoffnung mit, dass die Hochphase der rechten Trauermärsche vorbei ist. „Eigentlich ist das ein Konzept von früher“, sagt Wittmer. Inzwischen würden sich rechte Strukturen anders organisieren und in die Öffentlichkeit treten, wie es unter anderem die Identitäre Bewegung mit Hilfe sozialer Medien macht. 

Eine Einschätzung zur Anzahl der Rechtsextremen, die am Sonntag in Demmin zu erwarten sind, sei dennoch schwierig. „Wir hatten mal an die 300“, sagt er. Dass es erneut so viele werden könnten, hält Wittmer aber für unwahrscheinlich. Realistisch seien – der Erfahrung nach – 100 bis 200 Demonstranten auf dem Trauermarsch.