Coronavirus
Schnelltests wieder nur noch in Jarmen möglich
Jarmen / Lesedauer: 4 min

Stefan Hoeft
Die örtliche und zeitliche Präsenz der Firma „Rügentest” hat sich in den vergangenen Tagen deutlich verringert gegenüber dem einstigen Angebot am mittleren Peenetal. Zum Teil ist das der generellen Entwicklung im Zuge der Corona-Pandemie geschuldet, zum Teil dem speziellen Geschehen vor Ort und den Nahverkehrsverbindungen, wie Dr. Thorsten Stöver dem Nordkurier erläutert.
Der Mann ist zusammen mit seiner Geschäftspartnerin Eike Wolff Inhaber des im Frühjahr gegründeten Unternehmens von der vorpommerschen Insel. Beide hatten mit ihrem Team in Absprache mit der Stabsstelle beim Landratsamt seit Ende August die Versorgungslücke in der Region gefüllt, die nach der Einstellung der bisherigen zertifizierten Schnelltest-Angebote durch das Sanitätshaus in Loitz sowie die Apotheken in Jarmen und Gützkow im Sommer entstanden war.
Viel zu wenig Nachfrage in Loitz
Ausgehend vom Schulungsraum der Feuerwehr in Jarmen als fester Basis mit umfangreicheren Service-Zeiten war das neue Angebot in den Folgewochen auch auf die zwei Nachbarstädte ausgedehnt worden. Wo zweimal die Woche ein zum mobilen Testzentrum umfunktionierter alter Krankenwagen anrollte beziehungsweise von der Kommune zur Verfügung gestellte Zimmer genutzt wurden. „Der Raum in Loitz ist wirklich schön gewesen und wir hatten da tolle Unterstützung von der Stadtverwaltung”, lobt der Arzt. Trotzdem sei zum Oktober der Rückzug erfolgt – mangels Nachfrage. „Leider hat sich das als überhaupt nicht rentabel erwiesen. Vier bis fünf Stunden rumhocken für zwei Leute, die da kommen, das ist einfach nicht darstellbar.” Ähnlich zeige sich die Situation in Gützkow, wo ebenfalls Schluss ist. Zumal mit der kühlen und feuchten Herbstwitterung die Verlässlichkeit der Untersuchungen im Fahrzeug abnehme.
Anfangs war ohnehin etwas unklar, wie die Sommer-Lockerungen sich auf den gesamten Testbedarf auswirken, und Stöver hatte mit Blick auf die damals schon zum 11. Oktober zu erwartenden Veränderungen bei den Bezahlungsmodalitäten befürchtet, das Ganze könnte nur ein kurzes Gastspiel für Rügentest bleiben. Aber inzwischen sieht es zumindest für die Kleinstadt direkt an der A20 offenbar nach einem dauerhaften rentablen „Kundenstrom” aus. Obwohl die Leute ja nun in viel mehr Fällen alleine für die Kosten aufkommen müssen. „In Jarmen haben wir um so mehr zu tun, das wird unser festes Winterquartier da in der Fabrikstraße”, kündigt der Mann an.
Weniger Touristen, dafür mehr Einheimische mit Test-Bedarf
Wobei sich die Klientel zu den ersten Monaten, als durchreisende Touristen hin zur oder zurück von der Ostseeküste rund die Hälfte der Untersuchungen ausmachte, gerade wandele. „Es gibt immer mehr Anfragen aus der näheren Umgebung.” Etwa von Leuten, die eine Urlaubsreise oder Besuche bei Verwandten und Bekannten planen. Es gehe beispielsweise um nötige Nachweise für Alten- und Pflegeheime, ebenso um Innengastronomie und Freizeiteinrichtungen, die einen zertifizierten Nachweis ihrer Gäste möchten. Die von seiner Firma verlangten elf Euro bezeichnet er als akzeptablen Preis, ebenso wie die 33 Euro für einen sogenannten Antikörpertest.
Letztere könnten seiner Meinung nach künftig an Bedeutung zunehmen, genauso wie das Testgeschehen generell. Schließlich seien immer mehr Impfdurchbrüche und zunehmende Infektionsgefahren für einen Teil der bereits Genesenen zu erwarten. Bei vielen, die Covid-19 in den ersten Pandemiewellen erwischte, dürfte nämlich der damals prognostizierte Immunisierungzeitraum von ungefähr einem halben Jahr bald ablaufen oder bereits abgelaufen sein, argumentiert der Arzt. Überdies dürfe niemand vergessen, dass auch die geimpften Menschen trotzdem mögliche Überträger für den Krankheitserreger bleiben. „Seitdem es die Mutation Delta gibt, nimmt das an Bedeutung zu.”
Schlechte Busverbindung verschärft Personalsorgen in Jarmen
Von daher plane er mit dem Standort Jarmen schon bis ins nächste Jahr hinein. Kämpft gleichzeitig aber mit Service-Einschränkungen und ungewöhnlichen Zeittakten dort, die Stöver auf Personalmangel und Defizite beim öffentlichen Personennahverkehr außerhalb bestimmter Tageszeiten schiebt. Gegenwärtig seien Tests nämlich nur mittwochs, donnerstags und freitags jeweils von 10.20 Uhr bis 15.50 Uhr möglich. Wenn Angestellte auf Busverbindungen in die Peenestadt angewiesen sind und es am Wochenende sogar so gut wie gar keine gebe, bleibe das nun mal nicht ohne Folgen, so der Unternehmer. Sonnabends müsse das Testzentrum bei der Feuerwehr momentan deshalb ganz zu bleiben. „Wir suchen da dringendst noch eine Kraft in Jarmen.”