Schwer verletzt
Seeadler-Weibchen bei Jarmen unter Windrad gefunden
Bentzin / Lesedauer: 2 min

Matthias Stiel
Ein Landwirt hat bei Jarmen (Landkreis Vorpommern-Greifswald) neinen schwer verletzten Seeadler gefunden. Das 17 Jahre alte Weibchen ist wenig später an seinen Verletzungen gestorben.
Bereits am Donnerstag vergangener Woche war dem Landwirt gegen 7.30 Uhr das verletzte Tier bei der Rübenernte aufgefallen. Er stoppte die Arbeiten und informierte den Greifswalder Heimattierpark, der wiederum die Tierrettung Greifswald um Hilfe bat.
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Tote Seeadler lag im Feld
Diese machte sich auf den Weg in das kleine Dorf Bentzin bei Jarmen. Wie Klaus Kraft von der Tierrettung erzählt, lag der beringte Greifvogel etwa 10 bis 15 Meter vom Turm eines relativ neuen Windrades entfernt im Feld. Drei Windräder stehen hier nah beieinander.
Der Seeadler war schwer verletzt: Große Teile seines rechten Flügels fehlten, sein linker Flügel hatte einen offenen Bruch, eine Kralle war abgeschlagen. Da er unmittelbar an dem Windrad lag, liegt laut Kraft die Vermutung nahe, dass er damit zusammengestoßen sein könnte. „Dabei gibt es eine Studie die zeigt, dass schwarze gefärbte Windräder die Chance verringern, dass Vögel mit Windrädern zusammenstoßen”, sagt er.
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Hilfe nicht mehr möglich
Selbst der Ring, den der Adler am Fuß trug, war deformiert. Durch diesen konnte man das Alter des Weibchens bestimmen. Es wurde 2003 im nur 50 Kilometer entfernten Leopoldshagen beringt. Helfen konnte man dem Tier allerdings nicht mehr.
Frank Tetzlaff, Cheftierpfleger in Greifswald, sagte, dass man beide Flügel hätte amputieren müssen. Ein derart verstümmeltes und nicht mehr auswilderbares Tier seinem Schicksaal zu überlassen sei jedoch nicht die Herangehensweise des Tierparks. Es wäre nicht artgerecht gewesen, den verängstigen Vogel, der 17 Jahre lang in Freiheit gelebt hatte, flugunfähig in einen Käfig zu sperren. „Wir haben den Seeadler daher von seiner Angst und den Qualen erlöst”, sagt Tetzlaff.
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Laut ihm sind die Verletzungen des Vogels eindeutig auf eine Kollision mit dem Windrad zurückzuführen. „Das Verletzungesbild ist da sehr eindeutig und typisch für solche Vorfälle”, so Tetzlaff.
Klaus Kraft hob abschließend die sehr gute Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung mit dem Tierpark hervor. Immer wieder würde diese verletzte Wildtiere aufnehmen, die die Tierrettung gefunden hat. „Das funktioniert super, mittlerweile haben wir ein großes Netzwerk aufgebaut”, sagt er.