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So sollen Überschwemmungen in Demmin verhindert werden

Demmin / Lesedauer: 3 min

Wie konnte es kürzlich zu den heftigen Überschwemmungen im Richtgrabenweg kommen? Die Ursachensuche förderte unter anderem eine mutmaßliche Straftat ans Licht.
Veröffentlicht:26.09.2022, 15:13
Aktualisiert:26.09.2022, 15:15

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Als es zuletzt stark regnete, da lief es im Richtgrabenweg. Das heißt: Das Wasser lief, die Entwässerung dagegen nicht. Am 15. und zuletzt am 26. August führten Unwetter zu Überschwemmungen auf der Straße im Norden von Demmin. Auch in den vergangenen Jahren hatte es an dieser Stelle bereits Ärger mit dem Entwässerungssystem gegeben. „Fakt ist: So geht es nicht“, positionierte sich der Vorsitzende des Stadtentwicklungsausschusses Rainer Tietböhl (IVD) daher vergangene Woche im Rahmen einer gemeinsamen Sitzung mit dem Ausschuss für Wirtschaftsförderung, Tourismus und Umwelt. „Wir brauchen jetzt eine Lösung, sodass wir nicht nach jedem Regen wieder über diese Geschichte sprechen müssen“, bekräftigte auch Bauamtsleiter Dietmar Schmidt.

Hauptschalter unbefugt betätigt

Bei der Sitzung aber bestand noch einmal großer Redebedarf. Wie es zu den Überschwemmungen kommen konnte und wie solche Situationen in Zukunft verhindert werden sollen, erklärte nach einer Aufarbeitung durch die GKU deren Betriebsstellenleiter André Schönerstedt-Jankowski. Demnach trugen zusätzlich zu dem Starkregen die in Demmin noch zu einem großen Teil vorhandenen Mischentwässerungsgebiete dazu bei, dass sich das Wasser in der Senke am Richtgrabenweg sammelte. „Selbst bei getrennten Systemen kann, wenn Regenwasser zwei bis drei Zentimeter auf der Straße steht, dieses über die Schachtdeckelöffnungen in den Schmutzwasserkanal eindringen“, so Schönerstedt-Jankowski. Die Regeneinläufe seien mit den Wassermengen nicht fertig geworden: „Wenn es zu viel wird, schießt es darüber hinweg.“ Erschwerend kam hinzu, dass die Pumpen zu dieser Zeit nicht funktionierten. Am 26. August sei der hinter einem Zaun befindliche Hauptschalter des Pumpwerks betätigt worden, so Schönerstedt-Jankowski. Es wurde Anzeige gegen Unbekannt gestellt.

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Kapazität ausbauen

Doch selbst mit funktionierenden Pumpen hätte der Starkregen am Richtgrabenweg wohl zu Überschwemmungen geführt, wie ein Rechenbeispiel illustrierte: Ausgehend von einem Niederschlag von 50 Litern pro Quadratmeter fielen demzufolge 2900 Kubikmeter Regenwasser an. Das Kanalnetz und der große Behälter im Richtgrabenweg kämen jedoch nur auf eine Speicherkapazität von 1200 Kubikmetern; mit den laufenden Pumpen wären es 1600 Kubikmeter gewesen, die das System hätte aufnehmen können. „Der Rest kann unter den jetzigen Bedingungen nicht geregelt ablaufen“, schloss Schönerstedt-Jankowski.

Aus diesem Grund werde die Kapazität im Richtgrabenweg ausgebaut. So sollen größere Pumpen mit einer Kapazität von 600 statt 450 Kubikmetern die Stunde für Entlastung sorgen. Zudem werde die Entflechtung des Mischwassernetzes weiter vorangetrieben. Solange dieser Prozess jedoch noch nicht abgeschlossen sei, sei es üblich, „dass mischentwässerte Gebiete Abschlagsflächen haben, die wasserrechtlich genehmigt sind“. An anderer Stelle etwa bestehe bereits eine Entlastung in die Peene. „Wir sind dabei mit der Wasserbehörde einen Weg zu finden“, erklärte Schönerstedt-Jankowski. „Wir müssen die Speicher besser ausnutzen und notfalls abschlagen.“ Außerdem seien alle Straßenabläufe regelmäßig zu reinigen.

Am Sandfangbecken den Einlauf überprüfen

Weitere drängende Maßnahmen kamen aus den Kreisen der beteiligten Ausschüsse: So sei die Pumpe mit einem automatischen Alarm auszurüsten, der auch losgehe, wenn jemand den Schalter betätige. „Es muss doch heute technisch machbar sein, dass der Monteur sofort eine Störungsmeldung auf sein Handy bekommt“, insistierte unter anderem Stadtvertreter und Anwohner Frank Ott (UWG). Er regte außerdem an, den Einlauf des Regenwassers am Sandfangbecken erneut zu überprüfen, aus dem seit einiger Zeit nur noch ein Rinnsal laufe.

Stadtvertreter und Bürgermeister drängten indes auf eine möglichst schnelle Umsetzung der Maßnahmen. „Wir werden das auch von unserer Seite mit Hochdruck bearbeiten, sodass auch kurzfristig Maßnahmen getroffen werden, um die Situation zu entzerren“, versprach Bürgermeister Thomas Witkowski (CDU) dabei.