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Stadt und Politik sehen Propstei-Verlegung mit Sorge

Demmin / Lesedauer: 3 min

Die Entscheidung die Propstei Demmin nach Greifswald zu verlegen, war ein Paukenschlag – auch abseits der Kirche. Enttäuschung macht sich breit.
Veröffentlicht:05.05.2022, 14:08

Von:
  • Karsten Riemer
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Spätestens seit der Kreisgebietsreform und der damit verbundenen Zentralisierung der Ämterstruktur ist die Bedeutung Demmins in der Region gesunken. Darüber hinaus zehrt der Anschluss an die Mecklenburgische Seenplatte am Selbstverständnis als Wiege Vorpommerns. Mit der Entscheidung der Synode des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises, die Propstei Demmin nach Greifswald zu verlegen, gab es nun einen weiteren Schlag ins Kontor. Das sorgt auch außerhalb der Kirche für Unmut.

Schittstelle von Kirche zur Zivilgesellschaft

„Grundsätzlich ist das schwierig, wenn wir als kleines Mittelzentrum eine Struktur nach der anderen verlieren“, so Bürgermeister Thomas Witkowski. Nicht nur Arbeitskraft, sondern auch die Wahrnehmung von außen würden darunter leiden. Im konkreten Fall sei die Propstei in ihrer Wirkung die Schnittstelle von Kirche zur Zivilgesellschaft.

Tatsächlich dürfte diese Entwicklung vor allem Symbolcharakter haben: Ein Rückzug der Institution Kirche aus dem ländlichen Raum und speziell aus der ehemaligen Kreisstadt. Zwar bleibt der Name Demmin ebenso wie die offizielle Predigtstätte des Propstes in St. Bartholomaei erhalten, doch schon kurz nach der Verkündung wurden Zweifel laut, dass das von Dauer ist.

Insbesondere nach einer Neubesetzung des Amtes müsse sich zeigen, in wie weit Demmin künftig noch von Bedeutung ist, merkt Altbürgermeister Ernst Wellmer an. „Auf die Beibehaltung der Bezeichnung „Propstei Demmin“ als mögliches „Trostpflaster“ hätten die Synodalen konsequenter Weise lieber verzichten sollen, denn sie passt nun nicht mehr“, sagt er.

Auflösung der Doppelstruktur

Worte der Enttäuschung, die sich auch in allen Fraktionen der Stadtpolitik nahezu einstimmig wiederfinden. „Es ist für Demmin ein weiterer Nackenschlag für die Stadtentwicklung“, so AfD-Fraktionschefin Norina Thiel. Die aufgeführten Gründe seien dennoch nachvollziehbar.

Vor allem zeitliche, ökonomische und ökologische Faktoren hat Propst Gerd Panknin selbst am Wochenende angeführt, welche die Auflösung der Doppelstruktur – in Greifswald gibt es bereits ein zweites Propstbüro- notwendig machen. Ob dem wirklich so ist, wird jedoch teilweise in Frage gestellt – von Personen, die bereits Strukturreformen mitgemacht haben. „Als ehemaliger Bürgermeister Demmins weiß ich, dass die Zentralisierungen durch die Landkreisneuordnungen oder die Amtsgerichtsstrukturreformen weder Kosten- noch Zeiteinsparungen brachten; ganz abgesehen von weiteren negativen Folgeentscheidungen für die ehemalige Kreisstadt“, sagt Ernst Wellmer

Bedauern und Bedenken überwiegen

Daher überwiegen trotz allem Verständnis, das auch Demmins Christdemokraten aufbringen können, Bedauern und Bedenken bezüglich der Entscheidung. „Ich finde es hat die falsche Signalwirkung für die kleinen Gemeinden“ so der CDU-Fraktionsvorsitzende Steffen Teetz. Zudem wäre der Entschluss sehr plötzlich gekommen. Eine Diskussion habe es im Vorfeld, laut Teetz, der selbst im Gemeindekirchenrat sitzt, nicht gegeben.

Kirchenintern ein möglicher Kritikpunkt am Vorgehen des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises – Stadt und Politik sind jedoch ohnehin von derlei Überlegungen ausgenommen, wie auch UWG-Fraktionschefin Kathrin Giebener-Trost betont. „Wir haben da keinen Einfluss oder Mitspracherecht“, sagt sie. Allgemein wären Nachrichten, dass sich Institutionen Demmin verlassen, aber nie gut. „Es ist immer mit der Sorgen verbunden, dass dann auch Menschen aus unserer Stadt wegziehen“, so Giebener-Trost.

Sorgen, die beim IVD nahezu in Resignation umschlagen. „Das ist typisch Demmin, meiner Meinung nach“, so Fraktionschef Reinhardt Friedrichs. Die tiefgehende Frage, die mit solchen Entwicklungen verbunden ist, sei, was aus Demmin werden soll. „Alles zieht sich weg und es kommt nichts neues rein“, bemängelt er.