Tierschützer sind nach Demo ziemlich ratlos
Demmin / Lesedauer: 3 min

Annette Tobe hat nicht lange überlegt, als sie von der Demonstration in Demmin erfahren hat. „Unsere Hündin stammt aus der Auffangstation, um die es hier heute geht“, sagt die Tutowerin. Sie erinnert sich noch gut an den Zustand ihrer Husky-Hündin, als sie das Tier vor anderthalb Jahren übernahm. „Sie war unterernährt, total verfloht, ein Anblick, den man nie vergisst.“ Deshalb kam sie mit Hündin Aponi am Dienstag auf den Demminer Marktplatz, wo der Tierschutzbund zu einer Demonstration für einen besseren Umgang mit Fundtieren aufgerufen hatte.
Demonstranten fordern halbes Jahr Abhol-Recht
Knapp 100 Menschen und zahlreiche Vierbeiner aus ganz Mecklenburg Vorpommern hatten sich hier versammelt, um das öffentliche und vor allem das Interesse der Demminer Stadtverwaltung auf den Umgang mit Fundhunden zu lenken. Die Hansestadt hat nämlich wie andere umliegende Städte auch einen Vertrag mit dem Betreiber einer Hundeauffangstation bei Meesiger. „Doch was passiert dort mit ihnen und wo kommen sie nach vier Wochen hin, wenn sie in das Eigentum des Betreibers übergegangen sind“, fragte Kerstin Lenz. Genau darin liegt eine Hauptforderung der Tierschützer: Wie bei anderen Fundsachen auch sollte der rechtmäßige Besitzer ein halbes Jahr die Möglichkeit haben, seinen Vierbeiner wiederzubekommen. Um ihre Forderungen durchzusetzen, legten sich die Demonstranten ordentlich ins Zeug: Mit Pfeifen, Bannern und Plakaten machten sie auf ihr Anliegen aufmerksam, sogar einige Hunde trugen Mäntelchen mit aufgestickten Botschaften.
Petition sehr erfolgreich
Extra zur Demo nach Demmin gekommen war Kerstin Braun, die im Internet eine entsprechende Petition gestartet hatte. 5365 Menschen haben bislang unterschrieben, 5000 waren notwendig. „Ich hätte nie gedacht, dass die in zwei Monaten schon durch ist“, sagte Kerstin Braun. So konnte die Unterschriftensammlung an Bürgermeister Michael Koch (CDU) übergeben werden, bevor sie an den Petitionsausschuss des Landtages geht. Koch kam nämlich Punkt 14.30 Uhr mit Ordnungsamtschef Günter Behnke auf den Markt, was die Stimmung dort merklich veränderte. Das Stadtoberhaupt nahm die Unterschriften und kam, wenn auch etwas zögerlich, der Bitte von Kerstin Lenz nach, Fragen zu beantworten. Doch zufrieden waren die Tierschützer nicht mit dem, was sie von ihm hörten und quittierten es mit Zwischenrufen und einem Pfeifkonzert. Ulrich Zwerg vom Teterower Tierschutzverein warf der Stadt sogar Behördenkriminalität im Umgang mit den Fundhunden vor.
Nach sieben Minuten beendete Koch seinen Besuch und zog sich wieder ins Rathaus zurück. „Es ist enttäuschend, dass die Stadt ihre immer wieder gleiche Position vertritt und sich in dieser Angelegenheit keinen Schritt bewegt. Was wir jetzt noch machen sollen, weiß ich auch nicht“, meinte eine ziemlich ratlos dreinschauende Kerstin Lenz zum Abschluss.