Weniger Insekten

Warum machen die Mücken dieses Jahr eine Mücke?

Ganschendorf / Lesedauer: 3 min

Mücken sind im Allgemeinen eher unbeliebte Insekten. Doch wenn sie von einem Jahr aufs nächste plötzlich fast völlig weg sind, stimmt das nachdenklich.
Veröffentlicht:30.08.2019, 08:05

Von:
  • Karsten Riemer
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Penetrantes Summen und schwarze Wolken kleiner Insekten – was in den vergangenen Jahren für wildes Gefuchtel mit den Armen und einen erhöhten Einsatz von Mückenspray gesorgt hat, ist in diesem Jahr eine Seltenheit. Selbst in Wassernähe bleiben Mückenschwärme sowie zerstochene Arme und Beine größtenteils aus. Für einen entspannten Sommerabend unter freiem Himmel ist das eine Wohltat, stimmt an anderer Stelle allerdings nachdenklich.

Auch Jürgen Juhnke aus Ganschendorf verbringt die lauen Sommerabende gerne draußen. Selbst wenn mit aufkommender Dunkelheit die kleinen, fliegenden Blutsauger ihr Unwesen treiben. Doch die Mücken, die er gewohnt ist, sind in diesem Jahr verschwunden. „Nur durch das imposante Trompeten eines Kranichpaares wird die ländliche Ruhe in regelmäßigen Abständen unterbrochen“, sagt er. Lästiges Insektensummen? Fehlanzeige.

Noch im Frühsommer 2018 viele angriffslustige Mücken

Im Frühsommer 2018 sah das noch ganz anders aus. Angler und Naturschützer waren sich einig, dass es so viele Mücken gab wie schon lange nicht. Es sei extrem, hieß es damals und die kleinen Plagegeister wären außerdem deutlich angriffslustiger geworden. Selbst die Demminer Apotheken bestätigten diese Annahme, denn die Nachfrage nach starken Mückensprays und Kühlstiften für die Stichbehandlung stieg deutlich.

Erst zwei der Insekten habe Jürgen Juhnke hingegen bisher im gesamten Sommer 2019 als störend wahrgenommen. „Ich bekomme im Nachhinein fast ein unreines Gewissen, eine davon erbeutet zu haben“, so der Ganschendorfer. Ganz geheuer ist ihm die Abwesenheit der sonst so zahlreich vorkommenden Tiere nicht, denn eine Ursache für den Populationsrückgang lässt sich für Juhnke kaum ausmachen.

Wassermangel scheidet als möglicher Grund aus

So würden Teiche und Gräben sowie der Ganschendorfer See eigentlich optimale Brutbedingungen für die Mücken bieten. Demzufolge schließt er Wassermangel als Ursache aus. Auch die Landwirtschaft ist nach Ansicht Juhnkes nicht der Auslöser für die fehlenden Mücken. Denn Teiche und Gräben hätten keinen direkten Kontakt mit landwirtschaftlich genutzten Flächen. Der Ganschendorfer fragt sich, ob es die allgemeinen Klimaveränderungen sein könnten, die für die Mücken eine Gefahr darstellen und damit das gesamte Artengefüge durcheinander bringen.

Ein Punkt, der auch für den ehrenamtlichen Ranger des Naturparks „Flusslandschaft Peenetal“ Dieter Hagemann in Betracht kommt. Auch dem Demminer ist der drastische Rückgang der Mückenpopulation in diesem Jahr aufgefallen und er macht in erster Linie das Wetter dafür verantwortlich. „Den Mücken war es zu warm, die mögen die Sonne nicht“, sagt er. Selbst in feuchteren Phasen des Sommers haben die Tiere kaum gebrütet. Waren vor allem Wassertonnen in den vergangenen Jahren bevorzugte Brutplätze, sind in diesem Jahr kaum Larven darin zu finden gewesen. „Wir hatten nur einmal kurz welche in der Wassertonne“, so Hagemann.

Doch nicht nur die Mücken seien bedroht. Allgemein spricht der Ranger von einem deutlichen Rückgang an Insekten in der Region. Ein Umstand, der sich nach seiner Ansicht in den kommenden Jahren noch verschärfen könnte. „Wenn sich auf der Welt nichts ändert, dann wird das bei dieser Tendenz bleiben“, sagt er.