Lust auf Deutschland

Weiterer Argentinier verstärkt Demminer Klinik-Team

Demmin / Lesedauer: 3 min

Matias Barzana hatte die Anzeige des Demminer Krankenhauses ausgeschnitten und aufbewahrt, bis er bereit war. Für die Arbeit in der Klinik und ein neues Leben fern der Heimat.
Veröffentlicht:03.02.2022, 06:31
Aktualisiert:03.02.2022, 06:35

Von:
  • Author ImageChristine Gerhard
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30 Grad waren in seiner Heimatstadt Buenos Aires an dem Tag gemeldet, als Matias Barzana seine erste Bleibe in Demmin bezog. Doch trotz des deutschen Schmuddelwetters am Mittwoch gefror ihm das Lächeln nicht auf den Lippen. Lange hatte der angehende Arzt darauf hingearbeitet, heute hier sein zu dürfen.

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Im November 2019 war seine Mutter unter den Ersten, die die Anzeige des Demminer Kreiskrankenhauses im Argentinischen Tageblatt lasen, bevor sie überhaupt in den Druck ging. Die Mitarbeiterin der deutschsprachigen Zeitung zeigte das Inserat ihrem Sohn. Der stand damals kurz vor dem Ende seiner Medizinerausbildung und musste sich entscheiden, ob er sich in Argentinien oder im Ausland spezialisieren wollte. Fortzugehen erschien ihm durchaus reizvoll: „Ich bin neugierig darauf, andere Länder kennenzulernen“, erklärt Barzana. Er rief also Dr. German Horn an, den Demminer Arzt, der die Annonce in der argentinischen Zeitung initiiert hatte. „Er hat mir von den Möglichkeiten hier erzählt und ich war total begeistert und überzeugt von der Idee“, berichtet Matias Barzana in fließendem Deutsch. Die Sprache beherrschte er 2019, als seine Mutter die Anzeige entdeckte, noch nicht und das war ein Problem: Um im Demminer Kreiskrankenhaus arbeiten zu können, musste Barzana ein bestimmtes Deutschniveau vorweisen. Also schnitt er die Anzeige aus und lernte Deutsch.

Bereits fünf argentinische Ärzte im Krankenhaus

Jetzt ist der junge Mediziner hier. Im Rahmen einer dreimonatigen Hospitation in verschiedenen Bereichen des Krankenhauses – der Notaufnahme, der Chirurgie, der Gynäkologie und der Anästhesie – will sich der 27-Jährige erst einmal akklimatisieren und einleben, um fit zu sein für einen Anschlussvertrag. Dass er nach der Fachsprachenprüfung seine Approbation in der Demminer Anästhesie macht, ist sowohl die Absicht von Matias Barzana als auch die des Krankenhauses, das mit dem deutschlandweiten Ärztemangel zu kämpfen hat. Barzana wäre damit der zweite argentinische Anästhesist an der Klinik. Insgesamt arbeiten durch die Initiative von Dr. German Horn zurzeit fünf Ärzte aus seinem Heimatland im Kreiskrankenhaus und das, obwohl die Pandemie die Umzüge nach Deutschland erschwert habe. „Das ist gerade auch für die Ärzte nicht leicht“, weiß Horn. Als Halbitaliener mit EU-Pass musste Matias Barzana dagegen kaum bürokratische Hürden nehmen, um einreisen zu können.

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Über seine Ankunft freute sich auch die Stadt. Bürgermeister Thomas Witkowski begrüßte Matias Barzana so mit einem Willkommensgeschenk am Luisentor, das die Stadt den argentinischen Ärzten für den Anfang zur Verfügung stellt. Im Anschluss helfe die Verwaltung bei der Suche nach einer festen Bleibe, lobt Dr. German Horn die Kooperation.

Beeindruckt von Vielzahl der Windräder

Auch sonst sei sein erster Eindruck von Deutschland ein guter gewesen, erzählt Matias Barzana. „Die Leute sind nett, alle haben mir geholfen und ich bin sehr dankbar, dass Dr. Horn mich begrüßt hat.“ Auf der Fahrt von Berlin nach Demmin sei der angehende Anästhesist besonders von den vielen Windrädern beeindruckt gewesen, fügt der ältere Arzt hinzu.

Von seinem Jetlag erholt freut sich Matias Barzana, der nach einem Austausch im Vereinigten Königreich zum zweiten Mal in Europa ist, nun auf sein neues Leben. Darauf, „die Stadt und die Leute kennenzulernen, mich im Krankenhaus einzuleben und mein Deutsch zu verbessern, sodass ich auf die Approbation vorbereitet bin.“ An die Kleinstadt werde er sich schon gewöhnen, ist sich Matias Barzana sicher. Der Millionenmetropole Buenos Aires sei er zuletzt ohnehin überdrüssig gewesen.