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Weniger Windräder ergeben mehr Strom — das bringt der Neubau

Siedenbrünzow / Lesedauer: 4 min

Erst ein Kahlschlag der einst zehn Windräder in der Nähe von Demmin, dann ein Neubau von noch größeren Anlagen - und das alles nur, wegen der deutschen Bürokratie.
Veröffentlicht:24.02.2023, 09:26

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Der „Kahlschlag“ der Windkraftanlagen in Siedenbrünzow ist schon weit fortgeschritten. Von den ehemals zehn Windrädern stehen gerade noch zwei, die sollen aber im März und April abgebaut werden. Hintergrund für den Rückbau ist wieder einmal die deutsche Bürokratie. Laut der Siedenbrünzower Windkraft GmbH drohte nach der beim Bau bestehenden Gesetzeslage, dass Siedenbrünzow als Windeignungsgebiet wegen der Regionalen Raumplanung (RREP) als Standort zum Bau zukünftiger Windkraftanlagen die Betriebserlaubnis entzogen werden könnte.

Jetzt wird der Windenergiepark Siedenbrünzow für etwa 35 Millionen Euro komplett erneuert. „Wir werden nun acht Windkraftanlagen aufbauen. Die beiden Standorte nahe Siedenbrünzow, wo die Windräder momentan noch stehen, werden nicht wieder bebaut“, verspricht Detlef Meynert, Geschäftsführer der Siedenbrünzower Windkraft GmbH.

Windräder werden größer - was das bringen soll

Dafür werden die neuen Windräder größer ausfallen. Dabei handelt es sich um Windkraftanlagen des
deutschen Herstellers Enercon, der seinen Hauptsitz in Aurich hat. Das von Aloys Wobben 1984 gegründete Unternehmen arbeitet derzeit in 22 Ländern und hat 13.500 Mitarbeiter, wovon 7500 in Deutschland arbeiten.

Bei sechs der Windkraftanlage handelt es sich um das Modell E–103 — die Bezeichnung beruht darauf, dass der Rotordurchmesser mit seinen drei Flügeln 103 Meter beträgt, während die Rotorfläche sich auf 8332 Quadratmeter beläuft. Die Rotorblätter können je nach Windstärke gedreht werden. Weht es nur leicht, drehen diese sich mit ihrer breiten Fläche zum Wind hin, bei starken Böen von ihm weg. Die höchste Drehzahl beträgt dabei 15 Umdrehungen pro Minute.

Mehr Strom, mehr Vorteile für die Gemeinde

Aber nicht nur die alten Windkraftanlagen werden zurückgebaut, sondern auch die Übergabestation wird erneuert. Der Anschluss zur 20–KV–Leitung wird sich nun auf zwei Übergabestationen verteilen, eine im Windpark und eine am Umspannwerk Demmin. Für die alten Trafostationen wird es in Zukunft keine Verwendung mehr geben, weil diese aufgrund der Größe der neuen Windräder dort mit eingebaut werden. Zusätzlich wird es in den Anlagen statt einer Leiter eine Aufstiegshilfe geben, mit der Mitarbeiter nach oben fahren können.

Der Beton der alten Fundamente werden recycelt und als Untergrund für die Zufahrtswege benutzt.
Der Beton der alten Fundamente werden recycelt und als Untergrund für die Zufahrtswege benutzt. (Foto: Kai Horstmann)

Vier Windkraftanlagen haben eine Nabenhöhe von 108 Metern, dazu kommen je zwei mit einer Nabenhöhe von 138 und 149 Metern. „Die Windräder werden so aufgestellt, dass die niedrigeren näher an Siedenbrünzow stehen. Durch die Abstände zu den hinteren Anlagen unterliegt man einer optischen Täuschung und denkt, dass alle Windräder gleich hoch sind“, so Helmuth Spengel, der den neuen Windpark geplant und die entsprechenden Anträge gestellt hat.

Obwohl statt zehn jetzt acht Anlagen errichtet werden, wird trotzdem durch die erhöhte Größe mehr Strom erzeugt. Die alten Anlagen hatten eine Nabenhöhe von unter 66 Metern und erbrachten eine Leistung von 15,2 Megawatt (MW), während die neuen bei 22,5 MW liegen.

Diese erhöhte Stromerzeugung kommt wiederum der Gemeinde Siedenbrünzow zugute, wie GmbH–Geschäftsführer Detlef Meynert betont, da dies ein erhöhtes Steuereinkommen hervorruft. Außerdem besteht nach dem Erneuerbare–Energien–Gesetz die Möglichkeit, dass die Gemeinde 0,2 Cent je erzeugter Kilowattstunde erhält. „Obwohl wir zwei Windkraftanlagen weniger haben, erzielen wir fast doppelt so viel Strom“, ergänzt Thomas Sternberg, der sich um die Projektfinanzierung gekümmert hat. „Zugleich fallen die Windräder weniger auf, weil die beiden in Ortsnähe nicht mehr aufgebaut werden und somit diese weiter von Siedenbrünzow entfernt stehen.“

Alter Beton wird für Zufahrten genutzt

Bei den bereits zurückgebauten Anlagen wurde deren Fundament entfernt. Für das erste neue Windrad befindet sich das Fundament bereits im Aufbau. Wie Spengel erklärt, setzt dann das Aufbauteam die einzelnen Turmteile mithilfe eines kostspieligen Krans zusammen, der ein Windrad nach dem anderen aufbaut. Anschließend kommen die Mitarbeiter, die für den Aufbau der Gondel und des Rotors zuständig sind. Als letztes erfolgt der Innenausbau mit Kabeln, Schaltanlagen und dem Einbau der Aufstiegshilfe.

Und: „Wir recyceln den Beton der alten Fundamente und benutzen diesen dann als Untergrund für die Zufahrtswege. Durch den sinnvollen Abbau des alten Betonfundaments werden Kosten gespart“, erklärt Thomas Sternberg, der schon zahlreiche Windparks aufgebaut hat. „Zugleich werden Flächen an den Anlagen geschaffen, die — mit recycelten Ziegeln aufgefüllt — durch ihre rote Farbe gut zu erkennen sind. Dort werden Bauteile abgelagert sowie der Kran aufgestellt. Da ist dann auch später der Platz, wo bei Reparaturen der Kran zu stehen hat.“

Die Siedenbrünzower Windkraft GmbH wird zwar wegen der Bauarbeiten für einige Wochen keinen Strom erzeugen, aber der zügige Aufbau der neuen Anlagen soll diese Phase so kurz wie möglich halten. „Während die letzte alte Anlage im
April zurückgebaut wird, soll die erste neue bereits im Mai fertiggestellt werden, um ab Ende des Sommers wieder Strom zu erzeugen. Ich schätze, dass dann im August alle acht neuen Anlagen betriebsbereit sind“, sagt Detlef Meynert.