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Wie Loitz zur Film–Stadt in Vorpommern werden kann

Loitz / Lesedauer: 4 min

Als Kulturzentrum hat sich Loitz längst einen Namen gemacht — und jetzt könnte die Stadt dazu sogar  Anlaufpunkt für Film und Fernsehen werden.
Veröffentlicht:25.02.2023, 15:00

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  • Author ImageStefan Hoeft
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Werden in Loitz bald am laufenden Band Filme und Serien für ein breites Publikum produziert oder zumindest deren Dreh von dort aus umfangreich unterstützt? Diese Frage steht im Raum, seit die Firma „Pommernfilm“ das Gelände der ehemaligen Stärkefabrik ins Visier genommen hat für eine mögliche Ansiedlung.

Vorangegangen waren Gespräche mit dem Landkreis, die bereits vor rund drei Jahren ihren Anfang nahmen und Bemühungen entsprachen, in Vorpommern–Greifswald eine eigene Filmproduktion heimisch zu machen. Schließlich führen die in der Region mangels lokaler Strukturen vor allem mit auswärtigem Personal und Equipment entstehenden Streifen immer wieder das wirtschaftliche Potenzial der Branche vor Augen, gerade für so eine strukturschwache, aber dafür naturreiche Region wie die unsrige. Die Urtümlichkeit der Bebauung an vielen Stellen im Hinterland eingeschlossen.

Seien es nun Kino–Kracher wie „The Ghostwriter“ von Roman Polanski mit Starschauspieler Pierce Brosnan, der 2009 teilweise auf Usedom gedreht wurde, oder die sogar nach der Insel benannte TV–Krimi–Reihe mit Katrin Sass mit Drehorten weit ins Binnenfestland hinein: Immer sind damit ein großer Personal– und Technikaufwand verbunden und damit jede Menge Ausgaben. Wohin so eine Entwicklung führen kann, zeigen die Beispiele von Görlitz in der Oberlausitz, das mittlerweile offiziell als „Görliwood“ Werbung macht, sowie andere Orte und Landschaften, die sich heute erfolgreich als Kulissen bekannter Filmproduktionen vermarkten und so Touristen aus aller Welt anziehen.

Auf Koproduktionen mit vielen Ländern hingewiesen

So weit wagt Loitz noch kaum zu denken, doch „Pommernfilm“ wirft dieses Potenzial durchaus in die Waagschale. Immerhin hat die Firma enge geschäftliche Verbindungen im baltischen Raum und nach Irland, wie der für die Koordination zuständige Jens Carl Ehlers den Stadtvertretern bei einer Kurzvorstellung vermittelte.

„Koproduktionen mit Polen, Lettland, Litauen, Estland, Finnland, Schweden, Norwegen und Dänemark“, zählt die auf Englisch gehaltene Webseite des Unternehmens auf. „Wir konzentrieren uns darauf, Synergieeffekte der Filmförderung in den jeweiligen Ländern durch bilaterale Abkommen wie den Deutsch–Polnischen Entwicklungsfonds, EU–Förderprogramme wie Creative Europe Desk oder Eurimages zu bündeln“, heißt es sinngemäß weiter. Sprich, es geht darum, Knowhow und Geld für Filme an Land zu ziehen beziehungsweise bereitzustellen.

Um das für Vorpommern–Greifswald zu bewerkstelligen, sei ein hiesiger Standort nötig, der eine Rundumversorgung vom Catering über die Kostümausstattung bis hin zu handwerklichen Dienstleistungen biete. Letztere reichen vom Elektriker über Schneider bis zum Tischler, Film sei nun mal ein sehr kleinteiliges Geschäft. „Wir brauchen ein Depot, wo wir Firmen und Angebote konzentrieren. Damit könnten wir fast jeden Film nach Vorpommern holen“, äußerte Ehlers.

Mietvertrag steht morgen auf der Tageordnung

Damit würde Loitz zwar nicht zu einem zweiten Babelsberg. Aber während früher Studios bevorzugt in große Städte gesetzt wurden, gelte heute eine andere Philosophie, nicht zuletzt dank der neuen technischen Möglichkeiten. Der hiesige Landstrich bietet ein reiches Portfolio an landschaftlicher und baulicher Kulisse für Außenaufnahmen, der „Rest“ für einen Film lasse sich rund um die Uhr bequem und wetterunabhängig auf kleinem Raum produzieren, schilderte der Firmenvertreter den Abgeordneten.

Nebenbei würde so ein Filmzentrum große Möglichkeiten für Einheimische als Helfer und Statisten mit sich bringen, des Weiteren ist von einer Sommerfilmakademie für Kinder und Jugendliche die Rede.

Während das anfangs für eine Ansiedlung favorisierte Peenemünde aufgrund seiner logistischen Randlage ins Hintertreffen geraten sei, rückt nun das weit zentraler positionierte Loitz mit der stillgelegten Stärkefabrik ins Visier. Zweitrangig mit seinem Gebäudebestand sogar als potenzielle Kulisse, vorrangig aber als Quartier für „Pommernfilm“, unter anderem für ein 3D–LED–Studio. Im Blick haben die Interessenten dabei zwei Hallen, die momentan allerdings noch anderweitig genutzt werden, beispielsweise als Winterlager für Boote.

Bisher habe die Kommune lediglich beschlossen, weitere Gespräche zu dieser Ansiedlung zu führen, erläuterte Bürgermeisterin Christin Witt auf Nordkurier–Anfrage nach mehreren nicht öffentlichen Beratungen. Da sei also noch nichts in Tüten und Papier. Das schließe auch die derzeitigen Nutzer ein, denen bereits Alternativen angeboten worden seien.

In dieser Woche stand nun im geschlossenen Teil eine Abstimmung über einen Mietvertrag mit Pommernfilm auf der Tagesordnung. Wobei es zumindest für das Freigelände bereits im Dezember einen Beschluss zur Verpachtung von Teilflächen des Fabrikareals an die Firma gab, der aber wegen eines Formfehlers aufgehoben und jetzt erneuert werden muss.