Wirtschafts-Netzwerk will Stadt Demmin ins Boot holen
Demmin / Lesedauer: 3 min

Fachkräftemangel, Nachwuchssorgen, Abwanderung – überall in Demmin und der Region kämpfen Unternehmen mit den gleichen Problemen. Warum also nicht zusammen an einer Lösung arbeiten?
Das dachten sich auch die Köpfe von sieben Malchiner Betrieben, als sie 2013 das Regionale Unternehmensnetzwerk Mecklenburgische Schweiz (RUN) gründeten. „Die Unternehmen sahen ihre wirtschaftlichen Interessen von der damaligen Stadtpolitik nicht vertreten“, erklärt Koordinatorin Katrin Berndt, die RUN am Dienstag den Mitgliedern des Demminer Wirtschaftsausschusses vorstellte. Die Betriebe schlossen sich zusammen, um gemeinsam Wirtschaft,Tourismus und Regionalentwicklung zu fördern, vor allem aber, um Nachwuchskräfte zu gewinnen und Fachkräfte zu sichern. Etwa über eine neue Azubi-Plattform, Kooperationen mit den Schulen, Fachvorträge für Unternehmen, Flyer und Plakate, gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit und verschiedene Ausbildungsmessen.
Mehrere Kommunen bereits Netzwerk-Mitglieder
Und das Netzwerk wuchs. Insgesamt 65 Betriebe sind heute dabei, 45 davon bilden selbst aus. In Demmin ist unter anderem das Vermessungs- und Ingenieurbüro Herbert Weinert bei RUN vertreten, mit der Firma DMT, dem Kreiskrankenhaus und der Volksbank stehe das Netzwerk in „intensivem Kontakt“.
Im vergangenen Quartal begann der zum Teil vom Land geförderte Verein, auch Kommunen als Mitglieder ins Boot holen. Malchin, Neukalen, Faulenrost und Kummerow sind nach Angaben von Katrin Berndt schon dabei. Mit Stavenhagen, Ivenack und Dargun stünden demnächst noch Gespräche an. „Danach wenden wir uns Stück für Stück an die kleineren Gemeinden.“
Auch die Hansestadt möchte das Netzwerk gerne als neues Mitglied begrüßen. Angedacht ist unter anderem ein Arbeitskreis „Schule/Wirtschaft“ für Demmin. „Im besten Fall läuft das so ab wie bei der Siegfried-Marcus-Schule in Malchin“, erklärt Katrin Berndt. „Alle drei bis vier Wochen stehen wir nachmittags mit zwei Taxen vor der Tür, laden 15 Schüler ein und fahren beispielsweise zum Landwirtschaftsbetrieb, zum Pflegedienst, zum Zahnarzt oder in die Werkstatt.“ In den Betrieben, die die Schüler mit aussuchen dürften, erlebten sie dann zwei Stunden praktischen Berufsalltag. „Das ist dann vielleicht der Anlass, zu sagen: Hier möchte ich ein Praktikum machen“, so Katrin Berndt.
Keine zusätzlichen Kosten für die Stadt
In Demmin müssten für solche Projekte im Vorfeld allerdings noch weitere Unternehmen gewonnen werden. Weitere Vorteile einer Mitgliedschaft wären laut Katrin Berndt neben der fortlaufenden Unterstützung für Wirtschaft und Tourismus und der hier ansässigen Unternehmen unter anderem die Hilfe bei LEADER-Projekten, die Einbeziehung Demmins in bestehende Arbeitsgruppen sowie die Gründung neuer zu Demminer Schwerpunktthemen.
Mit einem finanziellen Mehraufwand sei die Mitgliedschaft dabei nicht verbunden. Bereits seit mehreren Jahren zahlt die Stadt jährlich 50 Cent pro Einwohner für die Arbeit der Tourismuskoordinatorin Angelika Groh. „Diese freiwillige Tourismusabgabe würde eins zu eins in eine Mitgliedschaft umgemünzt werden“, erklärt Katrin Berndt.
Nicht nur deshalb sprach sich Bürgermeister Thomas Witkowski bei der Ausschusssitzung für eine Mitgliedschaft aus. „Ich bin überzeugt, das bringt die Demminer Unternehmen und auch uns als Hansestadt viel weiter“, meint er. Damit nicht nur die Verwaltung, sondern auch die Unternehmen mitarbeiten, seien aber noch ein paar Klinken zu putzen, „damit sich die Wirkung des Netzwerks auch in Demmin entfalten kann“. Witkowski empfahl zwar die Mitgliedschaft, eine endgültige Entscheidung der Stadtvertreter steht allerdings noch aus.