Volksaufstand der DDR

17. Juni soll Mahnung bleiben

Schwerin / Lesedauer: 3 min

Deutschlandweit wird am Sonntag an den Volksaufstand in der DDR am 17. Juni 1953 erinnert. Über die Zahl der Opfer gibt es bis heute keine historisch belegten Daten.
Veröffentlicht:17.06.2018, 12:08
Aktualisiert:06.01.2022, 13:46

Von:
  • Author Imagedpa
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Der Tag der Niederschlagung des Volksaufstands in der DDR, der 17. Juni 1953, muss nach Ansicht von Justizministerin Katy Hoffmeister (CDU) dauerhaft Mahnung bleiben. „An dem Tag hat sich das Volk erhoben und die Diktatur ihr wahres Gesicht gezeigt”, sagte Hoffmeister am Sonntag bei der Gedenkfeier vor der ehemaligen Stasi-Haftanstalt in Rostock. Das Aufbegehren der Arbeiter, die erst gegen Normerhöhungen und später auch gegen das immer größer werdende kommunistische Diktat protestierten, sei wie die Mitbestimmung des Volkes blutig im Keim erstickt worden.

Wie der Rostocker Historiker Fred Mrotzek sagte, gibt es über die Zahl der Opfer an diesem Tag keine historisch belegten Daten. „Es hat aber während des Aufstandes definitiv Todesopfer gegeben, genauso wie später standrechtliche Erschießungen”, sagte Mrotzek.

Der 17. Juni 1953 stehe wie kein anderer Tag für die Diktatur der SED, sagte die Ministerin. „Wenn das Unrecht der Vergangenheit keinen Platz mehr für Mahnung findet, wird es verharmlost. Das wäre der Nährboden für neues Unrecht.”

Auch auf der Stralsunder Volkswerft war es am 17. Juni 1953 zu einem Streik und einer Versammlung gekommen, die durch den Aufzug von Schützenpanzerwagen im Keim erstickt worden war. Seit 2013 erinnert ein Gedenkstein am Platz des 17. Juni in Stralsund an die Ereignisse. Dort wurde bereits am Freitag ein Kranz niedergelegt.

Zentrales Gedenken in Berlin

Die zentrale Gedenkveranstaltung findet seit dem Vormittag in Berlin statt. Dort erinnern die Bundesregierung und das Land Berlin an die Opfer des DDR-Volksaufstandes vor 65 Jahren. Auf dem Friedhof Seestraße werden am dortigen Mahnmal Blumen niedergelegt. Dazu wurden Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) und Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) erwartet. Geplant sind auch Gespräche mit Zeitzeugen des 17. Juni 1953.

Grütters erklärte vorab, das Unrecht der SED-Diktatur klar zu benennen, „sind wir nicht nur denjenigen schuldig, deren Hoffnungen auf ein Leben in Freiheit und Demokratie am 17. Juni 1953 von sowjetischen Panzern zermahlen wurden”. Der jungen Generation müsse vermittelt werden, wie hart errungen demokratische Freiheitsrechte seien und welche Gefahren von totalitären Ideologien ausgingen.

Berlins Regierungschef Müller teilte mit, die Männer und Frauen des Volksaufstandes hätten mit ihrem Mut und ihrer Entschlossenheit Zeichen gesetzt, „die immer noch leuchten”. Der 17. Juni bleibe ein wichtiger Tag in der deutschen und europäischen Geschichte der Freiheit. Was damals begann, sei 1989 mit dem Fall der Mauer vollendet worden.

Vor 65 Jahren gingen in der DDR in rund 700 Orten Hunderttausende gegen die politisch und wirtschaftlich angespannte Lage auf die Straße. Panzer der Sowjetarmee schlugen den Protest blutig nieder. Viele Aufständische wurden verurteilt. Der Aufstand hatte laut Stasi-Unterlagen-Behörde sowohl die DDR-Staatssicherheit als auch die SED-Führung völlig überraschend getroffen.