Anarchie für eine bessere Zukunft
Greifswald / Lesedauer: 3 min

Mehrere Personen haben das Haus in der Greifswalder Brinkstraße 16/17 besetzt. Wie viele Personen es sind und welche Räume sie in Beschlag genommen haben, wollten sie vorerst nicht mitteilen. „Dazu machen wir keine Angaben“, sagten die mit farbenfrohen Perücken, bunten Brillen und Mundschutz verkleideten Personen. Wobei, eine Erklärung gaben sie dann schon noch ab: „Wir sind eine externe Gruppe, haben mit der Bürgerinitiative zur Hausrettung nichts zu tun, verfolgen aber genau deren Ziel. Wir bleiben so lange, bis der Eigentümer auf ein Tausch- oder Kaufangebot eingeht“, sagte eine der Besetzerinnen am Fenster des bei den Greifswaldern auch als „Brinke“ bekannten Hauses.
Zeitgleich halten vor dem Haus am Rande der Greifswalder Innenstadt Mitglieder und Sympathisanten der Initiative „Brinke 16/17 retten“ an einem langen Tisch seit nunmehr drei Wochen eine Mahnwache. Bereits seit zwei Jahren regt sich öffentlicher Widerstand gegen den geplanten Abriss dieses Hauses, zu dem ein Hinterhof, ein großer Garten und kleine Werkstätten gehören.
200 Bürger beteiligten sich an der Demonstration
Durch die Besetzung ist die aktuelle Situation zwar ungewohnt anders, „doch wir haben nichts dagegen, schließlich geht es um die Sache, nämlich das Haus zu retten und auf die sehr einseitige Wohnungspolitik hier in Greifswald aufmerksam zu machen“, sagt Heiko Pult, einer der Sprecher der Initiative. Allerdings räumt er ein: „Wir wurden von der Besetzung auch völlig überrascht.“
Nach einer friedlichen Demonstration durch die Greifswalder Innenstadt, an der sich Dienstagabend rund 200 Bürger beteiligt hatten, gab’s vor der „Brinke“ eine Abschlusskundgebung. „Plötzlich ging eine Gruppe ins Haus, rollte ein Plakat aus und teilte auf diesem Wege die Besetzung mit“, sagt Heiko Pult. Wenig später ließen die Besetzer aus einer der leer stehenden Wohnungen im Obergeschoss einen Korb herunter, in dem sich eine Erklärung zu ihrer Aktion befand. Seitdem herrscht Ruhe.
Der Bioladen "Sonnenmichel"
Hintergrund der verstärkten Protestaktionen der vergangenen Tage ist ein Gerichtstermin in dieser Woche, bei dem es um eine Räumungsklage gegen den Bioladen „Sonnenmichel“ in der unteren Etage der „Brinke“ geht.
„Das Grundstück gehört inzwischen dem Bauunternehmer Roman Schmidt, der an dieser Stelle ein neues Haus errichten möchte. Leider ist der Dialog mit ihm seit einigen Wochen komplett abgebrochen“, sagt Heiko Pult. Auch der Nordkurier bekam gestern keine Möglichkeit eingeräumt, um mit dem Bauunternehmer über die aktuelle Situation in der Greifswalder Brinkstraße zu sprechen.