Gewaltopfer
Appelle zum Frieden am Volkstrauertag ‐ Kritik an Pistorius
Schwerin / Lesedauer: 2 min

Deutsche Presse-Agentur
Verbunden mit Mahnungen zu Friedensbemühungen haben Spitzenpolitiker in Mecklenburg-Vorpommern am Volkstrauertag an die Opfer von Kriegen und Gewaltherrschaft erinnert. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD), die nach Angaben der Staatskanzlei am Sonntag als Bundesratspräsidentin am zentralen Gedenken in Berlin teilnahm, erklärte: „Wir erleben gegenwärtig, wie zerbrechlich der Frieden geworden ist.“
Sie betonte: „Frieden ist eines der höchsten Güter, die wir haben. Nehmen wir den Volkstrauertag zum Anlass, um uns das immer wieder ins Bewusstsein zu rufen und alles für den Frieden zu tun.“
Die offizielle Kranzniederlegung des Landes Mecklenburg-Vorpommern fand am Vormittag auf dem Alten Friedhof in Schwerin statt. Kränze von der Landesregierung, der Landtagspräsidentin Birgit Hesse, der Stadt Schwerin, der Bundeswehr und weiteren Institutionen wurden niedergelegt. Das Landeskommando Mecklenburg-Vorpommern der Bundeswehr richtete ebenfalls eine Zeremonie des Gedenkens aus. Anschließend gab es eine Gedenkstunde des Landtags im Schweriner Schloss.
Innenminister Christian Pegel (SPD) mahnte die gesamte Gesellschaft, für Frieden und Versöhnung einzutreten, „an jedem einzelnen Tag“. Die Bilder des Krieges in der Ukraine sowie der Schreckenstaten im Nahen Osten seien nicht zu ertragen. Dahinter steckten individuelle Schicksale. Pegel betonte, Kriege erzeugten nur Hass, Gewalt und Leid.
„Aber leider wissen wir heute auch: Frieden ist nicht selbstverständlich. Daher müssen wir alles daransetzen, dass unsere Kinder und die folgenden Generationen in Frieden und Demokratie leben können.“ Am Samstag war Pegel nach Angaben seines Ministeriums bereits bei einer Gedenkstunde zum Volkstrauertag auf der Kriegsgräberstätte Stare Czarnowo (Neumark) in Polen.
Die Fraktionsvorsitzende der in MV mitregierenden Linken, Jeannine Rösler, forderte ein Ende von Kriegen und damit verbundenem Sterben. Krieg dürfe kein Mittel sein, Konflikte zu lösen, forderte sie. Es bestürze sie, wenn führende Politiker Kriegstüchtigkeit anmahnten. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hatte in seinen vorvergangene Woche veröffentlichten Verteidigungspolitischen Richtlinien von „Kriegstüchtigkeit als Handlungsmaxime“ gesprochen. Deutschland müsse Rückgrat der Abschreckung und kollektiven Verteidigung in Europa sein, heißt es in dem Dokument.
Vielerorts wurde am Sonntag in Mecklenburg-Vorpommern an die Opfer von Kriegen und Gewaltherrschaft erinnert, darunter auch in Neubrandenburg-Fünfeichen. Dort unterhielten die Nazis ein Konzentrationslager. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ein sowjetisches Kriegsgefangenenlager errichtet, anschließend ein sogenanntes Speziallager der sowjetischen Militäradministration. Mehrere Tausend Menschen starben an diesem Ort.
Am Volkstrauertag wird jedes Jahr der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft gedacht. Der staatliche Gedenktag ‐ immer zwei Sonntage vor dem ersten Advent ‐ wird in Deutschland seit 1919 begangen, eingeführt von dem im selben Jahr gegründeten Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Ursprünglich ging es darum, Solidarität mit den Hinterbliebenen der Opfer des Ersten Weltkriegs zu zeigen. Inzwischen gedenkt die Bundesrepublik aller Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft.