Energiepolitik
Aufgeheizte Stimmung rund um LNG-Terminal in Lubmin
Lubmin / Lesedauer: 2 min

Andreas Becker
Der Bundeskanzler, der Bundeswirtschaftsminister, die MV-Ministerpräsidentin, der Landeswirtschaftsminister und der Landesumweltminister, dazu besorgte Anwohner, klagende Umweltverbände und eine große Meute von Journalisten aus ganz Deutschland – der symbolische Knopfdruck von Olaf Scholz zum Start des von der Deutschen Regas aufgebauten Flüssiggas-Terminals im beschaulichen kleinen Industriehafen Lubmin wird vor großer Kulisse inmitten einer aufgeheizten politischen Debatte stattgfinden.
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Was vor Jahresfrist noch undenkbar gewesen wäre, ist nun Realität: Deutschland muss das jahrzehntelang günstig bezogene Gas aus Russland binnen kürzester Zeit mit wesentlich teurerem Flüssiggas ersetzen. Rechtzeitig vor dem Starttermin stellte Stephan Knabe, einer der verantwortlichen Topmanager bei der Deutschen Regas, vorsorglich klar, dass für den Terminal in Lubmin zumindest kein Flüssiggas aus den USA angelandet werde.
4,5 Milliarden Kubikmeter Gas sollen eingespeist werden
Das hätten die beiden Lieferanten zugesagt, die im Vergabeverfahren den Zuschlag für langfristige Kapazitäten erhalten haben, teilte Knabe am Freitag mit. Es handele sich dabei um die Unternehmen Total Energies und Met Group. 80 Prozent der im Vergabeverfahren ausgeschriebenen Kapazität seien so vergeben worden – also 3,6 von 4,5 Milliarden Kubikmeter Erdgas, die jährlich ins Gasnetz eingespeist werden sollen.
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Hintergrund der Feststellung Knabes: Im Zuge des erbitterten politischen Streits um die Fertigstellung der Gaspipeline Nord Stream 2 hatte es immer wieder Kritik an den USA gegeben. Diese hätten Nord Stream bekämpft, um selbst ihr Flüssiggas in Europa zu verkaufen, so lautete der Vorwurf.
Kritik von Umweltorganisationen
Vorwürfe gibt es aber im Zusammenhang mit der Terminal-Eröffnung auch von Anwohnern in Lubmin und umliegenden Dörfern sowie von Umweltverbänden. Während sich Bürger in den vergangenen Tagen beschwert hatten, dass es beim Probetrieb des Terminals zu erheblichen Lärmbelästigungen gekommen sei, hat die Deutsche Umwelthilfe angekündigt, die vom Land MV erteilte Genehmigung zum Betrieb des Terminals auf juristischem Weg anzufechten.
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Auch andere Umweltorganisationen kritisieren das Genehmigungsverfahren und werfen dem Land vor, umweltschutzrechtliche Bedenken nicht ausreichend berücksichtigt zu haben. Auch deshalb ist am Samstag mit Protest rund um Lubmin zu rechnen.