Kommentar
Ausgrenzung macht die AfD nur noch stärker
Schwerin / Lesedauer: 2 min

Andreas Becker
Es ist fast schon ein Ritual und offenbart das Dilemma: Wenn die Bundesregierung in der Bundespressekonferenz von der Hauptstadtpresse auf die steigenden Umfragewerte der AfD und die eigenen mauen Zahlen von SPD, FDP und Grünen angesprochen wird, gleichen sich die Antworten: „Unsere gute Politik wird sich schon durchsetzen“; „Umfragen sind keine Wahlergebnisse“; „Wenn die Bürger sich erstmal das Programm der AfD anschauen, werden sie dort keine Lösungen von Problemen erkennen" - und immer klingt der Unterton durch: Eigentlich seien die Menschen einfach ein bisschen zu blöd, um die tolle Politik der Regierung auch zu begreifen.
SPD versucht 32 Prozent der Wahlberechtigten mundtot zu machen
Diese eigenwillige und schon an Ignoranz und Arroganz grenzende Interpretation von Umfragen fällt jetzt auch der Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern auf die Füße. Viel zu lange hat die seit 25 Jahren an der Regierungsspitze stehende SPD die AfD ausgegrenzt - und damit mittlerweile 32 Prozent der Wahlberechtigten im Nordosten versucht, mundtot zu machen. Egal, was die AfD seit ihrem Einzug in das Parlament 2016 auch beantragt und gesagt hat ‐ es wurde reflexartig abgeschmettert. Dass die AfD aber mittlerweile mehr als eine reine Protest- oder Wutpartei ist, zeigen die aktuellen Daten. Nicht nur im Osten, auch in Teilen der westlichen Bundesländer erreicht die AfD zweistellige Werte.
Wer sich anschaut, was die Bürger in diesem Land wirklich existenziell bewegt, kann sich den Höhenflug der AfD erklären: Die Flüchtlingsproblematik macht den Menschen Sorgen, oftmals sogar Angst. Genau diese Emotionen nimmt die AfD auf - parallel registrieren die Bürger, dass die etablierten Parteien in der Migrationspolitik zunehmend hilf- und ratlos agieren.
Solange Landes- und auch Bundesregierung so tun, als wäre die AfD irgendein vorübergehendes Phänomen, das auch irgendwann wieder wie von Geisterhand verschwindet, spielt dies der AfD in die Umfragekarten - und dann auch in die Wahlergebnisse. Spätestens im nächsten Jahr, wenn in Sachsen, Thüringen und Brandenburg Landtagswahlen anstehen.