Proteste mit Traktoren

Bauern planen Demo-Woche im Land

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Das gab es bisher noch nie: Gleich an drei Tagen machen Bauern mobil, um der Bundesregierung Druck zu machen. Doch ein Blick hinter die Kulissen macht klar, dass nicht alle Beteiligten an einem Strang ziehen.
Veröffentlicht:10.01.2020, 08:25

Von:
  • Jörg Spreemann
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Die Trecker rollen wieder. In der kommenden Woche wollen Landwirte gleich auf drei Demonstrationen ihren Protest gegen die Agrarpolitik der Bundesregierung auf die Straße bringen. „Wegen der Grünen Woche ist dann die öffentliche Aufmerksamkeit besonders groß“, nennt Johanna Mandelkow den Grund. Die Landwirtin aus der Uckermark ist Mitglied im Bundesbeirat von „Land schafft Verbindung – Deutschland“.

Die Bauerninitiative plant für den nächsten Freitag Aktionen in allen Bundesländern. „Es war uns wichtig, diesen einheitlichen Termin zu finden“, sagt sie. Während die Bauern aus Brandenburg mit ihren Schleppern wieder Richtung Berlin starten werden, werden für Mecklenburg-Vorpommern mehrere regionale Treckerdemos geplant. Die Absprachen über die genauen Routen seien noch im Gange, so Landwirt Toni Reincke als Chef des MV-Organisationsteams.

Aktion bei Grüner Woche geplant

Platzhirsch in der nächsten Demo-Woche ist am 18. Januar die Aktion „Wir haben es satt“ in Berlin. Diesen traditionellen Termin am ersten Besucher-Sonnabend der Grünen Woche überlässt „Land schafft Verbindung“ der Branchen-Konkurrenz. Die Kampagne „Meine Landwirtschaft“ stellt ihre zehnte Demo auf Beine und Räder. Gerechnet werde wieder mit mehreren Zehntausend Teilnehmern, sagt Sprecherin Saskia Richartz. „Auch wir sehen den Reformstau im Landwirtschaftsministerium.“ Dieses Bündnis vereint 55 Organisationen aus Umwelt- und Verbraucherschutz sowie kleinere Bauernhöfe.

Mehrmals in Berlin bei „Wir haben es satt!“ war Helmut Precht aus der Nähe von Laage bei Rostock. „Es ist wichtig, für seine Interessen zu demonstrieren“, stellt er klar und sieht zugleich Unterschiede zu „Land schafft Verbindung“. „Wir ticken anders“, sagt er als Mitglied der Aktionsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, die kleine Betriebe vertritt. „Wir wollen eine Agrarwende mit kleinen Strukturen und kein Wachstum um jeden Preis.“ Allerdings sei es beeindruckend, was „Land schafft Verbindung“ in kurzer Zeit auf die Beine gestellt habe. „Die müssen sich aber erst noch finden.“

Verknüpfung der Aktionen gelingt offenbar nicht

Auch Demo-Sprecherin Richartz sieht Unterschiede. „Die Probleme lassen sich nicht einfach wegdiskutieren. Der Klimawandel findet statt“, sagt sie für das Bündnis, das gegen eine industrielle Landwirtschaft zu Felde zieht. Trotzdem gebe es gemeinsame Interessen, weil die wirtschaftliche Situation in der Landwirtschaft schwierig sei.

Doch erste Versuche, beide Aktionen zu verknüpfen, scheinen gescheitert. Das Angebot, mit Rednern auf der Bühne die eigenen Positionen auch am Sonnabend darzustellen, habe „Land schafft Verbindung“ nicht angenommen. Das bestätigt Johanna Mandelkow für die Initiative. „Das hat zeitlich nicht gepasst“, nennt sie eine Begründung.

Absichtlich nicht in Berlin demonstrieren will „Land schafft Verbindung – das Original“, einer der beiden zerstrittenen Ableger der Bauerninitiative (wir berichteten). Bereits für den kommenden Dienstag plant das Bündnis regionale Aktionen, vor allem in den alten Bundesländern. „Wir rennen der Politik nicht hinterher“, begründet Orga-Chefin Maike Schulz-Broers den Verzicht auf einen weiteren Trecker-Korso in die Hauptstadt. Mit dabei: „Fridays for Hubraum“ als Gruppe, die sich für eine Kohlendioxid-Senkung mit Augenmaß einsetzt und gegen die „Verteufelung“ von Autos anrennt.