Tipps zum Schutz

Betrüger treiben Menschen in den Ruin — Hier gibt es Hilfe

Neubrandenburg / Lesedauer: 9 min

Per WhatsApp, Anruf oder Hausbesuch: Betrüger finden immer einen Weg zum Geld. Eine Übersicht mit den bekanntesten Betrugsmasche und Tipps zum Schutz.
Veröffentlicht:21.02.2023, 13:00

Von:
  • Lisa Gutzat
Artikel teilen:

Manch einer kann es kaum noch hören und lesen: Immer wieder fallen Menschen auf Trickbetrüger rein, die sich entweder per Telefon, Nachricht oder Post an zufällig gewählte Opfer wenden. Während einige nicht lange zuhören oder darüber nachdenken und sofort alle Kontaktversuche ignorieren, gehen andere direkt auf die Betrüger ein. Denn oft gehen diese geschickt vor und treten seriös auf.

Mittlerweile gibt es etliche Methoden und meist haben es die Kriminellen auf ältere Menschen abgesehen. Der Nordkurier berichtet immer wieder über solche Fälle. Hier ist eine Übersicht der bekanntesten Betrugsmaschen:

Der „Schock–Anruf“

Immer erfolgreicher werden Betrüger mit dem „Schock–Anruf“. Dabei geben sie sich am Telefon als enger Verwandter des Opfers aus, der aufgebracht eine Notsituation schildert und dringend Hilfe und Geld bräuchte. Erst am vergangenen Freitag ist eine Seniorin aus Greifswald auf diesen fiesen Trick hereingefallen und hat sowohl Geld als auch Schmuck im Wert von 25.000 Euro verloren.

Der „Hallo Mama“-Trick

Wohl am bekanntesten ist der „Hallo Mama“-Trick. Medien berichteten etliche Male darüber, wie ältere Menschen durch diese Masche mehrere Tausend Euro verloren haben. Die Betrüger verfahren so, dass sie Nachrichten an beliebige Telefonnummern verschicken, in denen sie sich als Tochter oder Sohn des jeweiligen Opfers ausgeben. Darin geben sie an, eine neue Nummer zu haben, und beispielsweise für offene Rechnungen Geld zu benötigen, das sie sich leihen wollen.

Die Polizei warnt schon länger vor den WhatsApp–Betrügern und gibt deshalb Ratschläge, die helfen sollen, nicht auf sie hereinzufallen: Wenn Betroffene solch eine Nachricht auf WhatsApp bekommen, sollen sie nach Angaben der Polizei vor allem auf den Sprachgebrauch, die Grammatik, Rechtschreibung und die Anrede achten. Angerufene sollten sich beispielsweise die Frage stellen, ob das eigene Kind die Mutter üblicherweise mit „Mama“ oder eher mit „Mutti“ anspricht.

Außerdem sollten Angeschriebene von sich aus nie den richtigen Namen der Angehörigen im Chat nennen. „Immer noch mal vorab mit den Angehörigen direkt telefonieren, am besten persönlich treffen“, rät die Polizei, die Opfern zudem empfiehlt, in einem Betrugsfall unverzüglich die jeweilige Hausbank zu informieren. So bestehe eine Chance, dass das Geld zurückgeholt oder die Überweisung an Betrüger gestoppt werden kann. Opfer sollen am besten auch Anzeige erstatten, betont die Polizei.

Der Sparkassen–Trick

Auch der Sparkassen–Trick macht die Runde. Wie Leser dem Nordkurier berichten, wird dabei Online–Banking–Nutzern unter dem Absendernamen „Sparkasse–Infocenter“ mitgeteilt, dass sie die Chance hätten, einen einmaligen Energiebonus zu erhalten. Alles, was sie dafür tun müssten, sei, auf den beigefügten Link zu klicken — am besten sofort, damit das Geld innerhalb der nächsten vier Wochen auf dem Konto landet.

Was sich zunächst verlockend anhört, ist ein fiese Masche, mit der reihenweise Kunden abgezockt werden sollen. Bei genauerem Hinsehen lässt sich bei der Adresse des Absenders wie „[email protected]“ oder „[email protected]“ bereits ahnen, dass es sich nicht um den Kundenservice der Sparkasse handelt.

Wer so eine Phishing–Mail in seinem Postfach entdeckt, sollte sie unverzüglich löschen und auf gar keinen Fall irgendwelche persönlichen Daten preisgeben, da diese sonst für betrügerische Transaktionen im Namen des jeweiligen Nutzers missbräuchlich verwendet oder sogar verkauft werden könnten, warnt das Computer–Notfallteam der Sparkassen–Finanzgruppe.

Denjenigen, die diesen oder ähnlichen Anweisungen der Cyberkriminellen trotzdem gefolgt sein sollten, wird dringend dazu geraten, ihren Zugang zum Online–Banking über den zentralen Notruf 116116 sperren zu lassen und umgehend Kontakt zur jeweiligen Geschäftsstelle aufzunehmen.

Die falschen Microsoft–Mitarbeiter

Microsoft selbst warnt mittlerweile vor dem sogenannten Tech–Support–Betrug, der ein branchenweites Problem sei. Auch dabei verwenden Betrüger Angst–Taktiken, um ihre Opfer in unnötige technische Support–Dienste zu verleiten sowie angebliche Geräte– oder Softwareprobleme zu beheben, die nicht vorhanden sind. Darauf macht der Softwarekonzern auf der eigenen Internetseite aufmerksam.

„Bestenfalls versuchen Betrüger, ihre Opfer dazu zu bringen, sie zu bezahlen, um ein nicht vorhandenes Problem mit Ihrem Gerät oder Ihrer Software zu 'beheben'“, teilt Microsoft mit. Im schlimmsten Fall würden die Betrüger versuchen, persönliche oder finanzielle Informationen zu stehlen sowie unerwünschte Programme zu installieren, die persönliche Daten sowie das Gerät beschädigen können.

Weiterlesen: Vermeintliche Microsoft-Mitarbeiter ergaunern 17.000 Euro

Wenn sich Opfer auf die Betrüger einlassen, werden ihnen möglicherweise Lösungen für ihre „Probleme“ angeboten, und Sie werden zur Zahlung einer einmaligen Gebühr oder zum Abschluss eines Abonnements für einen vermeintlichen Supportservice aufgefordert, teilt Microsoft mit. Auf der Internetseite von Microsoft sind Tipps zum Schutz vor Microsoft–Betrügern zu finden.

Die Liebesbetrüger

Mit dieser Masche wurden schon mehrere Herzen gebrochen und leider auch Konten geräumt. Die Täter suchen sich ihre Opfer beispielsweise auf Social–Media–Plattformen sowie Single–Börsen und verwenden einen beliebigen Namen, bloß nicht ihren richtigen. Die Betrüger stehlen im Internet zudem Fotos von anderen Männern oder Frauen, nutzen erfundene Biografien und erstellen dann ein Fake–Profil auf Tinder, Facebook und anderen.

Zunächst kontaktieren die Lügner damit meist Frauen, versuchen alles, um ihr Vertrauen zu gewinnen und spielen ihnen die große Liebe vor. Nach einiger Zeit täuscht der Betrüger jedoch vor in der Klemme zu stecken sowie in einer finanziellen Notlage. Deswegen bittet er sein Opfer — seine „Liebhaberin“ — um Hilfe, indem er sie nach einer hohen Summe Geld fragt. Dabei handelt es sich meist um mehrere Tausend Euro.

Darauf viel erst kürzlich eine 35–jährige Frau von der Seenplatte rein. Als sie die Beziehung beenden wollte, wurde sie mit einem Nacktfoto erpresst.

Die falschen Polizisten, die Schmuck und Geld verwahren wollen

Einen weiteren Betrugsversuch zeigt die Masche falscher Polizisten. Auch dabei sehen es die Übeltäter meist auf Senioren ab. Bei dieser Masche rufen die Betrüger ebenfalls bei ihren ausgewählten Opfern an, geben sich jedoch nicht als Enkel oder Kind aus, sondern als Polizeibeamter.

Der „Polizist“ klärt das Opfer am Telefon beispielsweise über einen Einbruch in der Straße um die Ecke auf und bietet dem Opfer an, zur Sicherheit und Vorbeugung wertvolle Dinge wie teuren Schmuck und Geld abzuholen und für die Person zu verwahren. Aus Angst, ausgeraubt zu werden, beißen viele ältere Senioren bei diesem Trick an und übergeben dem als Polizist verkleideten Betrüger noch an der eigenen Haustür ihr ganzes Hab und Gut.

Eine 85-Jährige aus Pasewalk ist nicht darauf reingefallen und konnte so einen falschen Polizisten vergraulen.

Die Buch– und Kredit–Betrüger

„Der Buchtrick ist für Opfer schwer zu durchschauen. In der Regel haben Betroffene irgendwann Bücher wie beispielsweise Lexika, Chroniken, Klassiker in Bänden bereits für mehrere zehntausend Euro von mehr oder weniger seriösen Anbietern gekauft“, heißt es von der Polizei. Die Bücher seien schon zum Kaufzeitpunkt überteuert, würden aber oft mit dem Hinweis angeboten, dass sie eine enorme Wertsteigerung in den Folgejahren haben werden.

Nach Angaben der Polizei handelt es sich bei den Buchtrick–Tätern meist um ehemalige Mitarbeiter von Buchclubs, die die Kundenliste kennen. Oder sie gehören zu ominösen Buchverkaufsportalen im Internet, auf denen sich die späteren Opfer anmelden, um ihre Bücher zum Verkauf anzubieten.

Beim direkten Kontakt geben die Betrüger vor, dass die Buchbesitzer noch mehr für ihre Sammlung herausholen können, wenn sie diese zunächst erweitern und für Käufer somit noch attraktiver machen. Entweder zahlen Opfer die oft hohe fünfstellige Summe für die Erweiterung direkt oder nehmen dafür Kredite bei den Betrügern auf. Gleichzeitig würden die Opfer für die angebliche Verkaufsabwicklung eine Gebühr an die Betrüger zahlen. Und dadurch verlieren die Betroffenen dann ihr Geld.

Einem derartigen Betrug ist eine ältere Dame aus Greifswald zum Opfer gefallen. Zwei Betrüger wollten der 71–jährigen Seniorin Bücher und Kredite verkaufen und sie damit um ihr Geld bringen.

Der Gutschein–Trick

Hierbei handelt es sich unter anderem um Anrufe, bei denen den Opfern mitgeteilt wird, sie hätten bei einem Gewinnspiel Tausende Euro gewonnen. Zur Auszahlung dieses Betrages müsste der angebliche Gewinner Google–Play–Karten im Wert von 900 Euro erwerben.

Doch es gibt noch eine weitere Variante des Gutschein–Tricks: Dabei erhalten Mitarbeiter von Lebensmittelmärkten einen Anruf auf dem dienstlichen Telefon. Die Betrüger geben sich beispielsweise als Mitarbeiter der Firma „Google–Play“ aus und übermitteln dem Supermarkt–Personal, dass in Zukunft keine Google–Play–Karten im Wert von 15 bis 500 Euro verkauft werden dürfen. Um diese Karten aus dem Verkauf zu nehmen, sei es erforderlich, eine Sperrung der Karten vorzunehmen. Dafür sollten Aktivierungscode am Telefon übermitteln werden.

Die Polizei weist weiterhin eindringlich darauf hin, dass es im Falle eines Gewinns in einem Gewinnspiel niemals eine Vorkasse gibt, insbesondere nicht in Form von Gutschein–Codes oder Ähnlichem. „Hören Sie in solchen Fällen auf Ihr Bauchgefühl. Wenn Ihnen etwas komisch vorkommt, scheuen Sie nicht, um Rat zu bitten. Bleiben Sie in Kontakt mit Ihrer Außenwelt, sprechen Sie beispielsweise mit Angehörigen oder Freunden und informieren Sie uns“, heißt es dazu von der Polizei.

Betrüger geben sich als Vertreter von Europol, Interpol oder BKA aus

Zunächst erfolgt dabei meist eine Ansage auf Englisch durch eine Computerstimme: „This call is from Europol. We would like to inform you, that your German identity card number has been misused. For more information please press one!“

Wer ist da? „Interpol“, „Europol“, „das Bundeskriminalamt“ — doch das ist alles eine Lüge. Angeblich sollen Steuer–ID oder ID–Card des Angerufenen verwendet worden sei. Auch das ist falsch! Man solle die Taste „1“ drücken, woraufhin zu einem angeblichen Sachbearbeiter weitergeleitet wird. Dieser führt das Gespräch auf englischer Sprache weiter.

Im Gespräch werden dann persönliche Daten, zum Beispiel vom Personalausweis oder Reisepass erfragt. Doch nicht für polizeiliche Zwecke, sondern um damit weitere Straftaten zu begehen. In manchen Fällen sei angeblich auch das Bankkonto betroffen oder ein großes Ermittlungsverfahren. Würde man eine Auskunft verweigern — damit drohen die Betrüger — wurde auch schon mit mehreren Jahren Haft gedroht oder dazu aufgefordert, Geld auf ein ausländisches Konto zu überweisen, um einer Gefängnisstrafe zu entgehen.

Die Polizei und das Bundeskriminalamt warnen ausdrücklich vor solchen Fake–Anrufen und geben Tipps, um sich davor zu schützen.