Antwort auf Affären bei Sozialverbänden
Caritas startet Transparenz-Offensive
Schwerin / Lesedauer: 2 min

Andreas Becker
Es sind neue Töne, die die Caritasverbände in Mecklenburg-Vorpommern in der aufgeheizten Debatte um die undurchsichtige Förderpraxis von Awo, DRK, Diakonie und Co anschlagen. „Im Gegensatz zu anderen Verbänden stehen wir Rede und Antwort“, kündigt Thomas Gleißner, Sprecher der Caritas, an. Konkret: Für Dienstag lädt der katholische Sozialverband zu einer Pressekonferenz ein, um seine Transparenzstandards und Transparenzziele in aller Öffentlichkeit vorzustellen. Kritische Nachfragen inklusive.
Jeder darf die Chef-Gehälter einsehen
„Jede Organisation, die öffentliche oder kirchliche Gelder erhält, trägt eine hohe Verantwortung. Jeder kann sehen, was bei uns die Leitung verdient. Wir haben unsere Finanzanlagerichtlinien veröffentlicht. Jeder kann in unserem Geschäfts- und Lagebericht sehen, wie wir mit Mitteln umgehen“, sagte Caritasdirektorin Ulrike Kostka im Vorfeld des Termins. Steffen Feldmann, Direktor des Caritasverbands des Erzbistums Hamburg mit Sitz in Schwerin, ergänzte: „Transparenz ist der einzig richtige Weg.“
Die Akteure der Caritas grenzen sich damit demonstrativ von den Sozialverbänden Awo und DRK ab, die zuletzt durch Affären in die Schlagzeilen geraten waren. Beide Affären waren auchdurch dieBerichterstattung des Nordkurier ins Rollengekommen. In beiden Fällen hatte der Nordkurier als erstes Medium über die Vorwürfe berichtet. Auch die in die Kritik geratenen Verbände hatten anfangs Transparenz versprochen – so etwa Werner Kuhn, Chef des DRK-Landesverbandes MV. Er hatte diese Ende Januar angekündigt, sogar von einer Verpflichtung zur Offenheit gesprochen.
DRK hält Gutachten weiter unter Verschluss
Doch es kam anders: Ein Gutachten, das das DRK angesichts der Vetternwirtschafts-Vorwürfe bei einem Gutachter seiner Wahl in Auftrag gegeben hatte, bleibt unter Verschluss. Selbst die Mitglieder des Sozialausschusses im Landtag wurden mit mündlichen Aussagen und einer minimalistischen Tischvorlage hinter verschlossenen Türen abgespeist. Da Linksfraktion und AfD sich damit nicht zufriedengeben wollen und dem DRK den selbst gewählten Freispruch, dass beim Roten Kreuz alles nach Recht und Ordnung gehe, nicht einfach so abnehmen, wird die Debatte über die Millionen an Steuergeldern, die die Sozialverbände kassieren, weitergehen.