Corona-Forscher untersuchen Blut von 3000 Menschen in MV
Wolgast / Lesedauer: 3 min

Im Wolgaster Postel-Hotel sollen in den nächsten Wochen möglichst viele Einwohner aus dem Landkreis Vorpommern-Greifswald auf das Vorhandensein von Antikörpern untersucht werden. Dafür startete das Helmholtzzentrum für Infektionsforschung mit Sitz in Braunschweig am Mittwoch eine entsprechende Studie. „Wir haben dafür 8000 Probanden eingeladen, die per Zufallprinzip von den Einwohnermeldeämtern entsprechend der vorherrschenden Altersstruktur ausgewählt wurden, sagt der Braunschweiger Epidemiologie-Professor Gérard Krause.
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„Wir wollen auf der Basis von Antikörpern nachweisen, wie sich das Corona-Virus verbreitet.“ Allein die Meldeverfahren der Gesundheitsämter würden dafür nicht ausreichen, schon allein weil nicht jede Infektion erkannt werde. Mit dem Nachweis von Antikörpern könne dank einer neuen Technologie auch nachvollzogen werden, was in der Vergangenheit geschah. So lasse sich zum Beispiel nachweisen, ob sich die Antikörper infolge einer Erkrankung oder als Reaktion auf eine Corona-Schutzimpfung gebildet hätten. Auch werde erkennbar, welche Virusmutation die Bildung der Antikörper ausgelöst haben.
Blutprobe und Fragebögen
Nach Auskunft von Teamleiterin Angelika Rath laufen die Tests wie folgt ab: „Die Probanden werden von uns angeschrieben und gebeten, mit uns telefonisch einen Untersuchungstermin im Wolgaster Studienzentrum zu vereinbaren. Nach einem Aufklärungsgespräch wird zusammen mit den Teilnehmern ein kleiner Fragebogen ausgefüllt. Dann erfolgt eine Blutabnahme.“ Zudem würden die Teilnehmer einen etwas umfangreicheren Fragekatalog erhalten, den sie dann zu Hause in aller Ruhe ausfüllen könnten. Nach Abschluss der Untersuchungen in drei bis vier Wochen werden sie schriftlich über die persönlichen Testergebnisse informiert.
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Die wissenschaftliche Interpretation werde etwas länger dauern, sagt Projektchef Krause, der vergleichbare Untersuchungen seit dem Herbst 2020 bereits in Reutlingen, Freiburg, Aachen, Osnabrück, Magdeburg und Chemnitz geleitet hatte und ab Juni mit einer Testreihe in Hannover die Studie abschließen will. „Für uns sind die Untersuchungen im äußersten Nordosten Deutschland besonders spannend, weil hier der Verdacht der Viruseinschleppung über die polnische Grenze besteht und inzwischen schon viele Menschen geimpft wurden.“
Mindestens 3000 müssen mitmachen
Die Wissenschaftler hoffen, mit der Studie vor allem Rückschlüsse ziehen zu können, wie wirksam die gegenwärtigen Impfungen mit den unterschiedlichen Vakzinen sind, wie lange die Wirkung der daraufhin gebildeten Antikörper anhält und ab wann spätestens Auffrischungsimpfungen erforderlich sein werden. Gleiches gilt für die Abwehrkräfte, die vom Körper nach einer natürlichen Infektion aktiviert wurden. Bislang geht die Forschung davon aus, dass der Schutz etwa sechs Monate verlässlich anhält.
Die Untersuchungen seien daher sehr wichtig für künftige Impfstrategien, die vermutlich schon im Herbst greifen müssten, sagt Landrat Michael Sack (CDU). Er appellierte daher an alle Einwohner, die in den nächsten Tagen eine entsprechende Einladung erhalten, möglichst teilzunehmen. Nach Angaben der Forscher müssten sich mindestens 3000 der 8000 aufgeforderten Probanden den Untersuchungen stellen, um zu verlässlichen Daten gelangen zu können.