Infektionen bei Mitarbeitern
Coronavirus frisst sich durch Flüchtlingsheim
Schwerin / Lesedauer: 3 min

Andreas Becker
Deutschland weit gelten strenge Abstandsregeln, soziale Kontakte sollen in der Coronakrise möglichst auf einen kleinen Kreis begrenzt werden. Doch was passiert in einer Flüchtlingsunterkunft, wo Menschen aus verschiedenen Kulturen mit den unterschiedlichsten Sprachen tage-, wochen-, vielleicht sogar monatelang aufeinanderhocken? Und zusätzlich jetzt das Coronavirus grassiert. Fünf Mitarbeiter des Betreibers der Flüchtlingsunterkunft vor den Toren der Landeshauptstadt Schwerin sind positiv getestet worden. Das gab das Innenministerium am Dienstagnachmittag nach langem Zögern öffentlich zu. Die beiden ersten Fälle waren bereits am Sonnabend registriert worden.
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„Eine eindeutige Ansteckungsquelle konnte bisher nicht festgestellt werden. Die positiv getesteten Malteser wurden jeweils in häusliche Isolation geschickt. Es gab im familiären Umfeld mindestens eines Mitarbeiters ebenfalls Infektionen“, teilte das Ministerium von Lorenz Caffier (CDU) mit. Weiter heißt es in der Pressemitteilung: „Enge Kontaktpersonen in Familie und Arbeitsumfeld haben vom Gesundheitsamt Quarantäneanordnungen erhalten.“
Und auch die Hygieneärztin des Schweriner Gesundheitsamtes, Gerit Hübner, äußerte sich in der Mitteilung aus dem Innenministerium: „Das Vorgehen entspricht dem üblichen Maßnahmen bei Nachweis von Coronainfektionen. Die Durchsetzung der strengen Hygienemaßnahmen, insbesondere das Kontaktverbot untereinander, werden nun noch konsequenter kontrolliert und geahndet.“
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Wurde nicht konsequent kontrolliert?
„Noch konsequenter kontrolliert?“ Heißt das, das in der Vergangenheit nicht konsequent kontrolliert wurde? Hinweise aus dem Innenleben der Flüchtlingsunterkunft lassen darauf schließen. „Ob infiziert oder nicht – hier laufen alle fröhlich kreuz und quer durch die Gegend“, erfuhr der Nordkurier aus dem direkten Kreis der Einrichtung. Und: Nach Informationen des Nordkurier würden noch rund weitere zehn Mitarbeiter des Betreibers der Unterkunft, den Malteser Werken, auf das Testergebnis warten, ob sie denn auch infiziert seien.
Eine angespannte Situation – die Verantwortlichen haben in den Krisenmodus geschaltet, schließen die letzte Konsequenz aber aus: „Aus Sicht des Schweriner Gesundheitsamtes ist es nicht erforderlich, die gesamte Erstaufnahmestelle Stern-Buchholz unter Quarantäne zu stellen. Auch die Verlegung immungeschwächter oder anderer besonders infektionsgefährdeter Personen aus der Einrichtung in andere dezentrale Unterkünfte ist nicht notwendig, da frühzeitig innerhalb der Erstaufnahmeeinrichtung ein Schutzhaus eingerichtet wurde“, schreibt das Innenministerium.
„Es besteht weiterhin ein Aufnahme- und Verteilungsstopp für Asyl- und Schutzsuchende in Stern-Buchholz. Innerhalb der Einrichtung wurden und werden alle Maßnahmen der medizinischen Versorgung, Umsetzung von Quarantäne- und Isolationsmaßnahmen sowie separaten Versorgung und Betreuung getroffen, um eine Weiterverbreitung von Infektionen zu verhindern“, versichert die Infektionsmedizinerin Gerit Hübner.