Personalmangel

Darum kriselt es bei den Gesundheitsämtern in MV

Schwerin / Lesedauer: 3 min

Mit der Corona-Pandemie rückten die Gesundheitsämter in den Fokus der Öffentlichkeit – und damit auch die Probleme in den staatlichen Gesundheitsbehörden. Darum ist die Lage ernst:
Veröffentlicht:02.08.2022, 09:50
Aktualisiert:02.08.2022, 09:56

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Die meisten Ministerien antworten auf kritische Fragen durchaus ausweichend – oftmals werden Probleme relativiert oder sogar schön geredet. Fragt man aber im Gesundheitsministerium nach den aktuellen Zuständen in den staatlichen Gesundheitsämtern in Mecklenburg-Vorpommern, heißt es mit entwaffnender Offenheit: „Die Situation kann teilweise als angespannt eingestuft werden.”

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Das liege vor allem daran, dass viele Stellen derzeit unbesetzt seien, insbesondere in Bereichen, in denen sehr spezifische Qualifikationen erforderlich sind wie bei Ärzten und Psychologen, teilt das Ministerium von Stefanie Drese (SPD) auf Nordkurier-Nachfrage mit. Aufgrund der Belastungen durch die Pandemie seien zudem ein höherer Krankenstand und Abwanderungstendenzen beim Personal festzustellen, räumt das Ministerium unumwunden ein. Stand heute würden rund 20 bis 25 Prozent des ärztlichen Personals in den nächsten fünf Jahren das Rentenalter erreichen. Bei dem Versuch, Nachwuchs zu gewinnen, zeigten sich laut Ministerium erhebliche regionale Unterschiede, die zu meist auf das Stadt-Land-Gefälle zurückzuführen seien.

Doch wie steht es um die beruflichen Attraktivität der insgesamt acht Gesundheitsämter in Mecklenburg-Vorpommern? Zu den Vorteilen würden ein breites und abwechslungsreiches Tätigkeitsfeld sowie die „Medizin vor Ort” zählen, die den Blick außerhalb des Klinik- und Praxisalltags ermöglichten. Darüber hinaus, so das Ministerium weiter, könnten die Ärzte von den geregelten Arbeitszeiten und einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben profitieren.

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Aber die Verantwortlichen kennen auch die Nachteile: „Die geringere praktische Tätigkeit am Patienten und die Befürchtung, dass sich die Rückkehr in eine Klinik oder Praxis schwierig gestalten könnte.” Letzteres aber könne nicht grundsätzlich bestätigt werden. Und es gibt noch einen vielleicht entscheidenden Minuspunkt: die Bezahlung. Nach Auskunft aus dem Gesundheitsministerium wird die Arbeit eines verbeamten Arztes mit den Besoldungsgruppen A13 bis A16 entlohnt. Die Besoldungsgruppe A14 beispielsweise bewegt sich – je nach Berufserfahrung – zwischen 4700 und 6400 Euro. Angestellte Ärzte müssten sich mit den Entgeltgruppen E13 bis E15 zufrieden geben. Eine E13-Besoldung liegt zwischen 4000 und 5500 Euro.

„Gegenüber einer Tätigkeit als Oberarzt oder Chefarzt in einer Klinik sowie dem Durchschnittseinkommen niedergelassener Ärzte ist das Einkommen als Arzt im Öffentlichen Gesundheitsdienst oft etwas geringer. Dabei fallen aber zusätzliche Arbeitsbelastungen weg”, betont das Ministerium.

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Positiv bewertet das Haus von Ministerin Drese, dass die Arbeit der Gesundheitsämter in der Corona-Pandemie mehr Wertschätzung erhalten habe und vermehrt von Studienabgängern wahrgenommen werde. Geholfen habe auch der Digitalpakt, der vom Bund für die Gesundheitsämter geschnürt worden sei. Dadurch seien auch „befristet attraktivere Gehälter möglich, was insbesondere für jüngere Ärzte, die sich privat in einer Phase des Familienaufbaus befinden, wesentlich sein kann”.