Faulbrut macht Imkern zu schaffen

Das große Bienensterben

Rostock / Lesedauer: 3 min

Gerade noch bekamen die Imker die Bienenseuche in Schwerin und Malchow in den Griff, da bricht sie in Rostock aus. Und schuld daran soll letzten Endes auch die Politik sein.
Veröffentlicht:17.07.2014, 20:26
Aktualisiert:05.01.2022, 15:14

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Es sind martialische Vokabeln, auf die Torsten Ellmann zurückgreift. Der Vorsitzende des Landesverbandes der Imker Mecklenburg und Vorpommern sagt Worte wie „kontaminiert“, „abtöten“ und „vernichten“. Anlass dafür gibt ihm eine Seuche, die die Bienen im ganzen Land befällt: die Amerikanische Faulbrut.

Das neuste Epizentrum ist Rostock. Mehrere Bienenhaltungen sind dort von der Krankheit betroffen. In der Südstadt und in Warnemünde wurden Sperrbezirke festgelegt, in denen die Bienen nun untersucht werden, damit sich die Faulbrut nicht verbreitet. „Diese Krankheit hat jedoch keinerlei gesundheitsschädigende Auswirkungen auf den Menschen“, sagt Amtstierärztin Heike Schlösser. „Auch Honig der erkrankten Bienenvölker kann völlig unbedenklich verzehrt werden.“

Was für den Menschen ungefährlich ist, lässt indes bei den Imkern die Alarmglocken läuten. „Die Amerikansiche Faulbrut ist eine Erkrankung der älteren Bienenbrut, in deren Verlauf sich die gesamte Körperstruktur der Larven zersetzt“, sagt Torsten Ellmann. Das sehe dann aus wie eine klebrige Masse. Die Folge ist die Vernichtung des Bienennachwuchses.

Bei Befall Wabenvernichtung

Die Amerikanische Faulbrut wird daher als anzeigenpflichtige Seuche eingestuft. Die Sporen des Bazillus können sehr lange überleben. Damit dieses Risiko verringert wird, gibt es die Sperrbezirke wie aktuell in Rostock, erklärt der Imker-Vorsitzende. Bienen dürfen die Sperrbezirke nicht verlassen. Es dürfen auch keine Bienenvölker in die Sperrbezirke einwandern.

Die Rostocker müssen nun die Laborergebnisse abwarten. Handelt es sich um einen leichten Befallsgrad, werden die Waben vernichtet und die Bienenkästen mit Natronlauge desinfiziert. Anschließend bekommen die Tiere neues Material. „Eine Sanierung“ nennt das Thorsten Ellmann. Dafür verantwortlich sei die „Vollbrutfeuerwehr“, wie er sie nennt. Die war in den vergangenen Wochen schon in Malchow und Schwerin im Einsatz. Derzeit laufe dort die nachträgliche Kontrollphase.

Größere Kreise begünstigen Ausbreitung der Seuche

Ist der Befall durch Faulbrut allerdings stärker, würden die Bienenvölker abgetötet. Für die Imker sei dies „immer ein schwerer Schlag.“ Etwa 28 000 Bienenvölker gibt es in Mecklenburg Vorpommern, schätzt Ellmann. Von der Faulbrut seien „alle Bereiche immer mal wieder betroffen.“ Malchow, Schwerin und Rostock sind das
in diesem Jahr. 2010 war die Amerikanische Faulbrut
bereits in Neubrandenburg aufgetreten.

Die Ausbreitung der Seuche begünstigt, hat die Kreisgebietsreform. Durch die größeren Landkreise könnten Bienenhalter etwa das Gebiet von Penkun bis Greifswald durchwandern, ohne ein Gesundheitszeugnis abzulegen, sagt der Imker-Vorsitzende. Ein solches müsse der Imker erst vorlegen, wenn sein Bienenvolk die Kreisgrenze überschreitet. Darin ist zum Beispiel vermerkt, dass „die Bienen frei sind von Sporen der amerikanischen Faulbrut“, sagt Ellmann.

Neben den Zeugnissen setzt der Imkerverband auf Stichproben und das „Faulbrutmonitoring“, um die Seuche im Zaum zu halten. Denn eines ist für Torsten Ellmann klar: „Prävention ist mir lieber als Nachsorge.“