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Isolation

Depression macht sich in Alters- und Pflegeheimen breit

Rostock / Lesedauer: 2 min

Viele Menschen in den Alters- und Pflegeheimen von Mecklenburg-Vorpommern waren in den vergangenen Monaten oft isoliert. Diese Einsamkeit kann schwerwiegende Folgen haben.
Veröffentlicht:26.02.2021, 12:36

Von:
  • dpa
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Im Zuge der weitgehenden Durchimpfung von Alters- und Pflegeheimen sollten deren Betreiber aus Expertensicht dringend die geistige und körperliche Mobilisierung der Bewohner vorantreiben.

In den vergangenen Monaten hätten die Senioren oft ein Leben in Isolation führen müssen, sagte die Geriaterin und Oberärztin am Südstadtklinikum Rostock, Kristin Zimmermann. Ein häufiges Symptom der Isolation sei, dass vor allem die Menschen, die zuvor schon krank waren und vergleichsweise wenige soziale Kontakte hatten, in Depressionen fielen.

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Laut Statistischem Landesamt gibt es rund 25.000 Pflegeheim-Plätze in Mecklenburg-Vorpommern. Alters- und Pflegeheime gelten als Hotspots der Corona-Pandemie, laut RKI waren deutschlandweit etwa 90 Prozent der im Zusammenhang mit Corona Gestorbenen 70 Jahre und älter.

Kaum aktuelle Studien

Es sei bedauerlich, dass es kaum aktuelle Studien zu dem Problem der Isolation von Senioren in der Pandemie und den Folgen gibt, sagte Zimmermann. Bereits 2018 hatten Psychologen der Uni Frankfurt ein „eklatantes Behandlungsdefizit” bei Depressiven in Altersheimen ausgemacht. Sie rechneten bei den über 65-Jährigen in Pflegeheimen mit einem Anteil von 25 bis 45 Prozent Depressiven. Allerdings bekämen nur 40 Prozent von ihnen überhaupt eine Diagnose, von diesen wiederum werde maximal die Hälfte adäquat behandelt.

Wie Zimmermann weiter sagte, sollten die Betreiber der Einrichtungen Treffs oder Ausflüge im Freien organisieren. Auch Physio- oder Ergotherapie gehörten zu den Programmpunkten, die im Rahmen des Lockdowns teilweise zum Erliegen gekommen sind.

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Risikofaktor für Altersdepression

Einsamkeit sei ein Risikofaktor für eine Altersdepression, das sei in der ganzen Gesellschaft so und nicht auf Heime beschränkt, sagte Zimmermann. Das Problem werde verstärkt, wenn der Besuch von Angehörigen im Heim nicht erlaubt wird oder deutlich zum Verzicht darauf geraten wird, um eine Infektion auszuschließen.

Für viele Bewohner sei es besonders schlimm, wenn auch der wichtige Besuch des Grabes verstorbener Angehöriger verweigert wird. Dann komme es immer wieder vor, dass alte Menschen in dieser Einsamkeit den Lebensmut verlieren, Essen und Trinken verweigern und sterben.

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