Schwierige Wohnungssuche

Diese Stadt in Vorpommern platzt aus allen Nähten

Greifswald / Lesedauer: 3 min

Eine Wohnungssuche ist nie einfach, doch in einer Stadt in Vorpommern gestaltet sie sich momentan fast unmöglich. Mieter greifen zu ungewöhnlichen Tricks. 
Veröffentlicht:23.08.2023, 06:37

Von:
  • Maximilian Lill
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Eine hübsche Wohnung, ruhige Lage und am besten erschwinglich. Was nach ganz normalen Ansprüchen auf Wohnungssuche klingt, geht in Greifswald schon länger an der  Realität vorbei. Die geforderten Mieten steigen kontinuierlich und überhaupt eine Wohnung zu ergattern, gestaltet sich häufig schwieriger als gedacht. 

Selbst Genossenschaften haben Probleme 

Die größte Wohnungsbaugenossenschaft (WGG) in Greifswald mit knapp 8000 Wohnungen verspürt vor allem in der Zeit von Mai bis September eine große Nachfrage. Dann spült der Schulabschluss alljährlich mehrere Hundert neue Studenten auf den Greifswalder Wohnungsmarkt. Eine Sprecherin der WGG berichtet über wöchentlich etwa 50 Anfragen – alleine von Studenten. Diese suchten vor allem Ein- bis Zweizimmerwohnungen. Doch der Greifswalder Markt gebe das im Moment leider nicht her. „Der Wohnungsmarkt in Greifswald ist angespannt. Die Versorgung von Interessenten gestaltet sich schwierig, insbesondere wenn diese nicht bereits Mitglied der Genossenschaft sind“, sagt die WGG-Sprecherin. Eine Leerstands-Quote von ungefähr einem Prozent zeige, dass die Nachfrage enorm sei. 

Mietpreise steigen unerlässlich 

Auch die Mieten haben ordentlich angezogen, wie aktuelle Mietpreis-Statistiken auf einschlägigen Immobilienseiten zeigen. Für eine mittelgroße Wohnung von 40 bis 60 Quadratmetern müssen Interessenten in Greifswald mit einem Kalt-Mietpreis von rund 10 Euro pro Quadratmeter rechnen. Im Vergleich mit ähnlich großen Städten in der Region, wie zum Beispiel Neubrandenburg, ist die Miete in Greifswald im Schnitt ungefähr vier Euro pro Quadratmeter teurer. 

Die Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaft mbH Greifswald (WVG) ist mit über 9000 Wohnungen der größte Player auf dem Greifswalder Wohnungsmarkt und auch sie hat lediglich eine operative Leerstand-Quote von rund einem Prozent. „Wir bauen unser Angebot ständig weiter aus. Derzeit vor allem im Bereich des sozial geförderten Wohnungsbaus. Man benötigt einen Wohnberechtigungsschein der bei der zuständigen Behörde angefordert werden kann und an gewisse Einkommensgrenzen und Voraussetzungen gekoppelt ist. Im Jahr 2024 werden über dieses Programm allein 135 Wohnungen neugebaut und bezugsfertig sein“, sagt ein Sprecher der WVG dem Nordkurier. Trotzdem sei die Lage dieses Jahr besonders angespannt. 

Fünf Besichtigungstermine in zwölf Minuten

Ein Student, der endlich einen Termin für eine Besichtigung einer Zweizimmerwohnung bekam, berichtet, die Maklerin hätte ihm gesagt, er habe enormes Glück gehabt, überhaupt einen Besichtigungstermin zu ergattern. Sie hätte das Wohnungsangebot gerade zwölf Minuten online gehabt, da seien bereits fünf Bewerbungen eingegangen. Daraufhin habe sie das Angebot wieder vom Netz genommen. Der Wohnungsmarkt wird überrannt. Und das, obwohl in Greifswald gebaut wird wie noch nie. Alleine im nächsten Jahr sollen von WVG und WGG über 200 neue Wohnungen entstehen. Viele davon mit öffentlichen Geldern gefördert und als Sozialwohnungen geplant. 

Kuriose Bewerbung 

Um überhaupt einen Termin für eine Besichtigung zu bekommen, griff kürzlich ein Student zu besonders kuriosen Mitteln: Er druckte Flyer mit persönlichen Angaben und einem Bewerbungsschreiben, das ihn als Mieter anpreist und warf diese in fast jeden Briefkasten aller Greifswalder Häuser. Ob der junge Mann mit seiner Methode Erfolg hatte, ist nicht bekannt. Allerdings bringt seine Aktion die Verzweiflung mancher Menschen angesichts zu weniger Wohnungen zum Ausdruck.