„Itslearning“
Digitale Schulplattform in Mecklenburg-Vorpommern ausgefallen
Neuland / Lesedauer: 4 min

Simon Voigt
Bei der Schulplattform „itslearning” hat es in Mecklenburg-Vorpommern am ersten Tag des neuen Lockdowns einen großflächigen Ausfall gegeben. Schüler, die sich am Mittwoch anmelden wollten, wurden mit einer Benachrichtigung über das technische Problem informiert.
Demnach komme es derzeit zu Einschränkungen bei der Nutzung des Schülerportals cloud.schule-mv.de und damit verbunden mit der Plattform „Itslearning”, heißt es in der Benachrichtigung, die die Schüler aktuell erhalten. Ein entsprechender Screenshot liegt dem Nordkurier vor.
Für Nutzer, die bereits bei „itslearning” angemeldet sind, bestehe das Problem nicht, heißt es dort weiter. Ein Sprecher des Bildungsministeriums in Schwerin bestätigte am Nachmittag den Ausfall. „Weil seit heute die Präsenzpflicht an den Schulen aufgehoben ist, ist nun der Zugriff der Schulen auf das Lernmanagementsystem sprunghaft angestiegen”, so der Sprecher. Diese enorme Nutzung habe die Server an ihre Kapazitätsgrenzen gebracht. Die Arbeit mit dem Lernmanagementsystem sei zeitweise leider nicht möglich gewesen. „Wir arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung, um schnellstmöglich zusätzliche Serverkapazitäten zur Verfügung zu stellen und damit das System zu stabilisieren”, sagte der Sprecher. Genauer konnte er den Zeitraum auf Nachfrage aber nicht eingrenzen.
Laut dem Ministerium haben seit dem Sommer mehr als 300 Schulen im Land ihre Zugangsdaten für die Arbeit mit „itslearning“ angefordert und erhalten. Im Land gibt es 505 staatliche Schulen. Hinzu kommen die Berufsschulen, die schon länger mit einem eigenen System arbeiten.
„Dilettantischer geht es nicht”
„Mangels ausreichender Kapazitäten gibt ‚itslearning‘ bei vielfachem Zugriff den Geist auf”, kommentierte die Vorsitzende und bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Landtag, Simone Oldenburg, das Problem. „Dilettantischer geht es nicht, wenn zur Hauptunterrichtszeit am Vormittag der Server zusammenbricht. Offenbar hat das Bildungsministerium nicht damit gerechnet, dass so viele Schülerinnen und Schüler am digitalen Unterricht teilnehmen.”
Digitales Lernen bleibe somit in weiten Teilen Mecklenburg-Vorpommerns noch eine Wunschvorstellung. Der Distanzunterricht drohe somit eine Zettelwirtschaft zu bleiben. Offenbar habe das Bildungsministerium nicht damit gerechnet, dass so viele Schülerinnen und Schüler am digitalen Unterricht teilnehmen, so Oldenburg. Ohnehin sei die Plattform nur nutzbar, wenn eine Breitbandverbindung zur Verfügung stehe. Sie wirft der Landesregierung vor, bei diesem Problem einfach abzuwarten.
„Digitalisierung verschlafen”
Jens-Holger Schneider, schulpolitischer Sprecher der AfD-Fraktion, nannte den Ausfall ein „Armutszeugnis”. Schließlich sei abzusehen gewesen, dass ein erneuter Lockdown kommen würde und das Ministerium hätte genügend Zeit gehabt, sich vorzubereiten. „Dass ein nahtloser Übergang von Präsenz- in Distanzunterricht schwierig ist, steht außer Frage. Aber dann muss wenigstens die technische Umsetzung gewährleistet sein. Daran haperte es auch schon vor der Coronakrise, denn die Digitalisierung wurde in Mecklenburg-Vorpommern verschlafen.”
Auf der Facebook-Seite des Nordkurier bestätigten einige Schüler den Ausfall. So hätte man sich beispielsweise nicht einloggen können. Andere erklärten, dass der Fehler nach einiger Zeit nicht mehr bestanden habe. Eine Leserin betonte, dass man nicht nur dem Bildungsministerium die Schuld zuschieben solle. „Für die drei Tage hätten die Lehrer auch Lernmaterial zusammenstellen können, an einigen Schulen gab es alles für den Lockdown bis zum 10. Januar mit nach Hause", schreibt eine Nutzerin.” Sie betont: „Es liegt nicht nur an der Politik sondern auch teilweise an den Schulen. Organisation fehlt!"
Keine Anwesenheitspflicht mehr
Die Präsenzpflicht für die Schüler in MV ist seit Mittwoch aufgehoben. Schüler ab der 7. Klasse lernen zu Hause. Kindergärten und Grundschulen bleiben weiter offen und sollen zumindest den Unterricht vor Ort ermöglichen. Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) hatte aber alle Eltern gebeten, ihre Kinder auch zu Hause zu betreuen, wenn dies möglich ist.
Technische Probleme gibt es auch in anderen Bundesländern. In Sachsen, wo schon seit Montag ein verschärfter Lockdown gilt, berichtete das Kultusministerium auf Twitter gar von einem „Hackerangriff”, der die Lernplattform des Freistaats lahmgelegt habe.
Aktualisierung: Der Artikel wurde um 15 Uhr mit einer Stellungnahme aus dem Bildungsministerium ergänzt.