Feuerwehr

Drohne, Tanker, Roboter – so kämpft MV gegen Waldbrände

Neubrandenburg / Lesedauer: 4 min

Mecklenburg–Vorpommern ist mittendrin in der Waldbrandsaison. Nahezu täglich gibt es Meldungen von neuen Feuern. Doch wie gut sind die Feuerwehren dagegen aufgestellt? 
Veröffentlicht:09.06.2023, 15:12

Von:
  • Christoph Schoenwiese
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Rot bis tiefrot sind die Punkte an den einzelnen Messstationen für den Waldbrandindex in Mecklenburg-Vorpommern. In mehreren Forstämtern ist bereits die höchste Warnstufe 5 erreicht, darunter im südlichen Teil der Seenplatte und im östlichen Teil Vorpommerns, inklusive Usedom. In den übrigen Regionen MVs gilt immerhin die zweithöchste Stufe 4. Im Juni wurden bereits zahlreiche Waldbrände gelöscht. Lesen Sie hier mehr dazu. Jener in Göldenitz bei Rostock beschäftigt die Retter aber nach wie vor. Droht Mecklenburg-Vorpommern neben einem Dürre–, also auch ein weiterer Waldbrandsommer?

Waldbrand in Lübtheen hat alles verändert

Die Feuerwehren im Land seien jedenfalls gut vorbereitet, sagte Hannes Möller, Präsident des Landesfeuerwehrverbands MV, auf Nordkurier–Nachfrage. Das liegt auch am verheerenden Waldbrand in Lübtheen im Sommer 2019. Knapp 1000 Hektar Wald wurden innerhalb rund einer Woche durch das Feuer, das als größter Waldbrand in der Nachkriegsgeschichte des Landes gilt, schwer in Mitleidenschaft gezogen. 

Riesige Rauchwolken, evakuierte Dörfer, tausende Retter im Einsatz: Der Waldbrand in Lübtheen im Jahr 2019 war eine Zäsur im Waldbrandschutz von MV. (Foto: Bodo Marks)

Die hohe Belastung des Waldbodens mit Munition hatte die Einsatzmöglichkeiten der Feuerwehren bei der Brandbekämpfung massiv eingeschränkt. So mussten Räumpanzer und Löschhubschrauber von Bundeswehr und Bundespolizei angefordert werden. Mehrere Orte wurden vorsorglich evakuiert. Doch konnten die Flammen von den Dörfern ferngehalten werden. Verletzte gab es nicht. Rund 1500 Feuerwehrleute waren im Einsatz; weitere 1500 Helfer kamen unter anderem von Polizei, THW, Bundeswehr. 

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Technische Finessen im Brandeinsatz

Diese Katastrophe zog spürbare Konsequenzen für die Brandbekämpfung in Mecklenburg–Vorpommern nach sich. Wenige Wochen nachdem das Feuer in Lübtheen gelöscht war, hatte die damalige Landesregierung eine Arbeitsgruppe eingesetzt, um gerade in mit Kampfmitteln und Kriegsmunition belasteten Wäldern ein solches Horrorszenario künftig zu verhindern. „Wir geben deutlich mehr Geld für die Waldbrandprävention aus. Die Zugänge in die mit alter Munition belasteten Wälder werden deutlich erleichtert. Und wir verbessern die Ausstattung unserer Feuerwehren. Damit lösen wir unsere Zusagen aus dem vergangenen Jahr ein”, sagte damals Heiko Geue (SPD) als Chef der Staatskanzlei in Schwerin. Mittlerweile ist er Finanzminister in der rot-roten Landesregierung.

Was die Ausrüstung betrifft, sind die Brandbekämpfer mittlerweile tatsächlich besser ausgerüstet. Laut Hannes Möller stehe in diesem Jahr zum Beispiel „erstmals das volle Kontingent der Waldbrand–Tlfs zur Verfügung“. Das sind Tanklöschfahrzeuge mit knapp 5000 Liter Wasser, Allrad und weiteren technischen Finessen für die spezielle Bekämpfung von Bränden in den Wäldern. Die Landkreise Mecklenburgische Seenplatte und Vorpommern–Greifswald haben jeweils zwei dieser Tanker, alle anderen Landkreise sowie die beiden kreisfreien Städte Rostock und Schwerin jeweils einen. 

Mit den Düsenschläuchen kommt es zu einer Riegelstellung, das Feuer soll sich also nicht weiter ausbreiten können. (Foto: Landkreis Mecklenburgische Seenplatte)

Doch es gibt noch weitere Technik, die den Einsatzkräften bei Waldbränden helfen soll. Der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte besitzt laut Kreissprecher Nils Henke zum Beispiel 20 sogenannte Düsenschläuche, mit denen eine Art Riegelstellung aufgebaut werden kann. Der Brand wird dadurch sozusagen Dauer–beregnet. Um die Schläuche zügig und sicher auslegen zu können, nutzen die Einsatzkräfte zudem den Löschexpress. Eine Abwickelvorrichtung, die innerhalb von zehn Minuten rund 320 Meter Schlauch auslegt. 

Der Löschexpress verlegt rund 320 Meter Düsenschläuche in zehn Minuten. (Foto: Landkreis Mecklenburgische Seenplatte)

Außerdem gibt es einen Feuerbock und eine Löschkugel. Die Kugel beregnet die Brandstelle, der Bock befördert sie dorthin. Es muss keine Einsatzkraft in unmittelbarer Nähe sein. Der Feuerbock wird ferngesteuert bedient. 

Feuerbock und Löschkugel - das ferngesteuerte Regen-Duo. (Foto: Landkreis Mecklenburgische Seenplatte)

Superschnelle Drohne

Zu den weiteren Waldbrandschutzsystemen in der Seenplatte gehören ein riesiger Abrollbehälter, der 10.000 Liter Wasser fassen kann; eine Drohne, die bis zu 75 km/h schnell fliegen kann und unter anderem bei der Suche nach vermissten Personen oder Tieren im Wald eingesetzt wird; Kreisregner, die die bereits gelöschten Flächen nass halten, sodass es nicht zu einem Wiederaufflammen kommt. Und es gibt zwei Hochleistungspumpen, die das Wasser über weite Strecken zur Einsatzstelle befördern. 

Diese Feuerwehr-Drohne kann bis zu 75 km/h schnell fliegen. (Foto: Landkreis Mecklenburgische Seenplatte)

Diese Systeme kommen in der Seenplatte zum Einsatz bei Waldbränden ab einer Fläche von einem Hektar; bei Waldbränden auf munitionsbelasteten Flächen; bei Bränden auf Deponien, Reifenstapeln, Strohmieten. 

Für die Löschwasserversorgung selbst müssen aber auch die jeweiligen Forstämter sorgen. Laut einer Sprecherin der Landesforst gibt es für die Wälder in MV rund 370 künstliche Löschwasserentnahmestellen. Dazu gehören Löschwasserteiche, Zisternen und Tief– sowie Flachbrunnen). Hinzu kämen natürliche Gewässer wie etwa die zahlreichen Seen, und Entnahmestellen der Gemeinden.