KKW Lubmin
Durchgerostete Atommüll–Fässer – Grüne fordern „heiße Zelle“
Lubmin/Schwerin / Lesedauer: 3 min

Andreas Becker
Es ist ein üblicher Satz, der Sicherheit geben und Ruhe ausstrahlen soll — und doch immer wieder aufhorchen lässt: „Mensch und Umwelt waren zu keiner Zeit in Gefahr“, teilte das zuständige Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt in Schwerin pflichtgemäß mit und reagierte damit auf die Entdeckung von drei korrodierten Fässern in einer Fasstrocknungsanlage am ehemaligen Atomkraftwerk in Lubmin. An einem der Fässer habe es Anzeichen einer Durchrostung gegeben. In den Fässern befindet sich radioaktiver Schlamm.
Abgeschirmter Raum gefordert
Der Vorfall, der am Ende der vergangenen Woche öffentlich geworden war, ist eine politische Steilvorlage für die Grünen im Landtag Mecklenburg–Vorpommerns. Der energiepolitische Sprecher der Fraktion, Hannes Damm, forderte umgehend den Einbau einer „heiße Zelle“ zum sicheren Umgang mit hochradioaktivem Abfall. Eine solche Zelle ist ein stark abgeschirmter Raum zur Handhabung und kurzfristigen Lagerung von hochradioaktiven Substanzen. Die Abschirmung besteht meist aus zentimeterdicken Bleiblöcken, um die hochenergetische Gammastrahlung abzuschirmen.
„Die Erzählung der kostengünstigen Energiequelle durch Strom aus Kernspaltung ist seit Langem widerlegt. Die Hinterlassenschaften dieser Erzählungen werden noch Generationen von Menschen — auch in Mecklenburg–Vorpommern — beschäftigen“, mahnte Damm. Es sei nicht das erste Mal, dass es zu Korrosion an extrem sicherheitsrelevanten Komponenten komme. Damm weiter: „Wir müssen in der Lage sein, beschädigte Behälter mit hochradioaktiven Abfällen für Menschen sicher umverpacken zu können — deshalb die 'heiße Zelle'."
„Wir müssen tun, was in unserer Macht steht, um die Gefahren für uns und unsere Nachkommen so gering wie möglich zu halten“, betonte der grüne Landtagsabgeordnete. Das toxische Erbe der Kernspaltung werde noch Zeiträume jenseits des menschlich Vorstellbaren in Atem halten, so Damm weiter.
Korrodierte Fässer mit radioaktivem Schlamm
Das für den Rückbau des still gelegten Atomkraftwerkes in Lubmin zuständige Unternehmen, die Entsorgungswerk für Nuklearanlagen GmbH (EWN), hatte darauf verwiesen, dass es sich bei den korrodierten Fässern um einen meldepflichtigen Vorfall der niedrigsten Kategorie handele. Eine Freisetzung radioaktiver Stoffe sei zu jeder Zeit ausgeschlossen gewesen, so das Unternehmen.
Bei dem Inhalt der Fässer handelt es sich den Angaben nach um feuchten Schlamm, der aus der sogenannten Zentralen Aktiven Werkstatt stamme. Dort werden unter anderem mit einer Hochdruck–Nassstrahlanlage Bauteile gereinigt. Als Ursachen vermutet die EWN die nach heutigen Maßstäben mangelnde Qualität der Beschichtung und das Alter der Fässer. Im September 2022 seien bereits vergleichbare Probleme aufgetaucht. Damals seien auch Durchrostungen an Fässern festgestellt worden. „Unsere internen Untersuchungen zu dem Ereignis dauern derzeit noch an“, teilte das Unternehmen mit.
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