K-Frage
Für Philipp Amthor ist klar, wer CDU-Kanzlerkandidat wird
Mecklenburg-Vorpommern / Lesedauer: 3 min

Andreas Becker
Politiker sagen in der Regel ja kaum etwas, ohne vorher ordentlich darüber nachgedacht zu haben. Also werden auch Carsten Linnemann und Torsten Frei, zwei Spitzenleute aus der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, abgewogen haben, ob sie vor 14 Tagen ihr Plädoyer für einen Kanzlerkandidaten Friedrich Merz bereits jetzt, im Frühjahr 2023, in aller Öffentlichkeit abgeben sollten.
Die beiden CDU-Männer wollten natürlich auf der einen Seite einen ersten politischen Pflock für ihren Fraktionschef und CDU-Bundesvorsitzenden Merz und dessen Ambitionen in Richtung Kanzlerkandidatur einschlagen – auf der anderen Seite hat die CDU und selbstverständlich auch die CSU nun eine Debatte am Hals, die eigentlich viel später in dieser Legislaturperiode stattfinden sollte.
Kandidatur-Streit vor der Wahl 2021
Wie also hält es die größte Oppositionspartei im Bundestag mit der K-Frage? Die Antwort ist gerade auch vor dem immer noch ernüchternden Desaster bei der Bundestagswahl 2021 interessant. Damals hatten sich Armin Laschet und Markus Söder noch bis wenige Wochen vor dem Urnengang einen erbitterten innerparteilichen Streit um die Kandidatur geliefert.
Und genau den müssten CDU und CSU vermeiden, betont Philipp Amthor. Der CDU-Bundestagsabgeordnete aus Vorpommern weiß aus der Vergangenheit, dass „die Bürger solche Konfrontationen nicht honorieren‟. Die Menschen erwarteten von der Politik, dass sie sich um die echten Probleme wie die Energiekrise oder die Inflation kümmerten, sagt Amthor im Gespräch mit dem Nordkurier.
CDU bei Umfragen vor SPD und den Grünen
Es gebe innerhalb der Union einen klaren Fahrplan, den es bei der K-Frage einzuhalten gelte. „Wir wollen unseren Kandidaten zügig nach der Europawahl, die im Frühjahr 2024 stattfindet, küren‟, macht Amthor deutlich. Wohl wissend, dass eine Kür vor der Europawahl die Gefahr beinhalte, dass die CDU eventuell ein nicht so berauschendes Ergebnis hinlegt und man das dann dem Kandidaten Merz in die politischen Schuhe schiebt.
Doch nach einem schlechten Ergebnis sieht es derzeit für die Christdemokraten gar nicht aus. Laut aktuellen Umfragen bei den regelmäßigen Deutschland-Trends rangiert die CDU deutlich auf Platz 1, weit vor der SPD und den Grünen.
Wüst und Söder in den Startlöchern
Unabhängig von Umfragen und parteiinternem Fahrplan: Für Philipp Amthor ist klar, dass Friedrich Merz Kanzlerkandidat werden muss. Er könne sich nicht vorstellen, dass der Sauerländer in CDU und CSU groß in Frage gestellt werde. Trotzdem: Bei Christdemokraten und Christ-Sozialen gibt es zumindest zwei veritable Ministerpräsidenten, die mehr oder weniger deutlich mit den Hufen scharren: Hendrik Wüst aus Nordrhein-Westfalen und Markus Söder aus Bayern.
Wüst regiert derzeit in der Landesregierung mit den Grünen. Der Mann aus NRW würde für die CDU wohl noch ein anderes Wählerklientel ansprechen und könnte womöglich die erste Schwarz-Grüne-Koalition auf Bundesebene im Visier haben.
Merz mit bester Ausgangsposition
Und dann gibt es noch den Bajuwaren Söder, dem in der CDU offenbar viele nicht so recht über den Weg trauen. Zu tief sind noch die Wunden, die sich in der Polit-Schlacht zwischen Laschet und Söder in die Seele von CDU und CSU eingebrannt haben. Auch wenn Söder stets betont, eine Kanzlerkandidatur nicht in Erwägung zu ziehen – sollte der CSU-Politiker im Herbst bei der Landtagswahl in Bayer ein überragendes Ergebnis erzielen, könnte sich Söder vielleicht doch noch einmal berufen fühlen, in der K-Frage das Wort zu erheben.
Fazit: Merz hat als CDU-Chef die beste Ausgangsposition – und doch werden Wüst und Söder auf ihre Chance lauern. Kampflos, still und leise werden die ambitionierten Länderchefs aus NRW und Bayern die politische Berliner Bühne wohl kaum räumen.