Arbeiterwohlfahrt
Geheimniskrämerei um Spitzengehälter
Schwerin / Lesedauer: 3 min

Uwe Reißenweber
Transparenz und Aufklärung: Das war das ganz große Versprechen der AWO nachdem die Bereicherungsaffäre an der Müritz aufgeflogen war. Ein zentraler Punkt dabei: Künftig sollen die Gehälter aller Kreis-Geschäftsführer offen gelegt werden. Doch übertreiben will es die Arbeiterwohlfahrt mit der Transparenz wohl auch nicht. Einblick in die Verträge der Geschäftsführer erhält vorerst nur der Landesverband – und nicht die interessierte Öffentlichkeit. „Wir planen, mit den Gesprächen in den Kreisverbänden bis Ende Oktober durch zu sein. Dann gibt es eine Erklärung dazu“, sagte Landesgeschäftsführer Bernd Tünker jetzt dem Nordkurier. Auch die anderen großen Wohlfahrtsverbände im Land – mit einer Ausnahme - drücken sich um Antworten. DRK und Volkssolidarität antworteten gar nicht erst auf schriftliche Anfragen unserer Redaktion. Der ASB versprach eine telefonische Auskunft, war dann aber bis Redaktionsschluss nicht mehr erreichbar. Die Diakonie antworte, jedoch ohne konkret zu werden: „Die Gehälter der Geschäftsführer sind dem Landesverband bekannt. Ihre Höhe bemisst sich an der Verantwortung der jeweiligen Geschäftsführung und der Größe des Betriebes“, so Landespastor Martin Scriba.
Olijnyk belohnte sich fürstlich
Auslöser der Debatte ist der Skandal um den Warener Ex-Kreisgeschäftsführer Peter Olijnyk. Der hatte sich laut Tünker ein unverhältnismäßig hohes Jahresgehalt von 150 000 Euro plus 30 000 Euro Tantiemen zugeschanzt, die bei einem Sozialverband gar nicht zulässig seien. Er war im Juni gekündigt worden, wogegen er am Landgericht klagt. Olijnyk soll alles am Vorstand vorbei inszeniert haben. Es war auch eine Zahlung von 100 000 Euro bei seinem Ausscheiden festgelegt worden, die er nun einfordere. Eine außergerichtliche Einigung war im Vorfeld gescheitert.
Olijnyk und der Ex-Bundestagsabgeordnete (1998-2005) Götz-Peter Lohmann (SPD) als Kreisvorsitzender hätten gegenseitig Verträge unterschrieben. So hatte Lohmann über fast zehn Jahre rund 700 000 Euro vom Kreisverband erhalten, ohne „signifikante Tätigkeiten nachzuweisen“, wie es nach einer Prüfung hieß. Gegen die Männer ermittelt die Neubrandenburger Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue.
Caritas Geschäftsführer verdienen zwischen 60 000 und 68 000 Euro im Jahr
Wenn es um Transparenz geht, ist die Caritas die rühmliche Ausnahme unter den Wohlfahrtsverbänden in Mecklenburg-Vorpommern. Was verdienen die vier Geschäftsführer? „Die drei Kreisgeschäftsführer der Caritas in Mecklenburg und der Regionalleiter in Vorpommern erhalten eine tarifliche Vergütung nach den Arbeitsvertragsrichtlinien des Deutschen Caritasverbandes für das östliche Tarifgebiet. Ihre Vergütungen liegen damit zwischen jährlich 60 000 und 68 000 Euro, abhängig von der Betriebszugehörigkeit beziehungsweise der Anstellungsdauer“, antwortete ohne zu zögern Pressesprecher Thomas Gleißner. Auf Ebene der Landesverbände erhalte der Caritasdirektor Mecklenburg, Steffen Feldmann, eine tarifliche Vergütung in Höhe von 74 500 Euro.