Neue Seidenstraße
Hafen Mukran baut China-Verbindungen weiter aus
Mukran / Lesedauer: 4 min

Nordkurier
Der Hafen in Mukran auf Rügen hat seine Verkehrsanbindungen auf der chinesisch-europäischen Handelsroute „Neue Seidenstraße” im Oktober nochmals deutlich ausgebaut. Wie die Hafengesellschaft Mukran Port mitteilte, ergänzen neuerdings neben einem Containerdirektzug zwischen Mukran und Rotterdam wöchentliche Short-Sea-Verkehre nach Skandinavien (Karlshamn, Schweden) und Litauen (Klaipeda) den Fahrplan des Ostseehafens. Zudem nimmt Mukran den ElbePort Wittenberge in sein Netzwerk deutscher Hinterlandhubs auf. Ein weiteres Schiff sichert ab sofort vier Abfahrten in jede Richtung auf der Relation Mukran-Baltijsk.
Wie es in der Mitteilung weiter heißt, dienen die neuen Verkehrsanbindungen dem europäischen Vor- und Nachlauf von Containern auf der „Baltic Sea Bridge“ – einem Verkehrskorridor zwischen Mukran und Xian in Zentralchina, der sich inzwischen als fester Teil der Neuen Seidenstraße etabliert habe. Der Mukran Port, der sich schon länger in dem Projekt engagiert, könne damit seine Drehkreuzfunktion im internationalen Frachtverkehr mit China weiter stärken.
Weiteres Schiff für den Verkehr nach Russland
„Die neuen Dienste sind eine hervorragende Ergänzung unseres bestehenden Netzwerks, das bereits zahlreiche Hubs in Deutschland und im Ostseeraum umfasst. Damit binden wir nun weitere Märkte in Skandinavien und Kontinentaleuropa an China an“, wird Harm Sievers, Geschäftsführer der Mukran Port Terminals GmbH, in der Mitteilung zitiert. Um die steigende Nachfrage auf der Baltic-Sea-Bridge weiterhin bedienen zu können, wurden die Kapazitäten auf der Hauptroute ins russische Baltijsk verdoppelt. Seit Mitte Oktober kommt hier mit der „Ulrike G“ ein zweites Schiff zum Einsatz.
„Einmal mehr kann Mukran damit seine Leistungsfähigkeit als moderner Multifunktionshafen und europäisches Hub für Chinaverkehre unter Beweis stellen“, hieß es von Arne Ehlers, Geschäftsführer der Reederei BREB, die den Charter-Prozess für Baltic Sea Bridge durchführt.
Neue Wöchentliche Verbindung nach Schweden
Der gezielte Ausbau der Chinaverkehre erfolge in enger Kooperation zwischen Mukran Port, der DBO Bahnoperator GmbH sowie der Eisenbahngesellschaft Potsdam mbH (EGP). Der Frachtraum für die Anbindung Skandinaviens an die Neue Seidenstraße sei dafür eigens von der Reederei DFDS gechartert worden. Die neuen Short-Sea-Verkehre zwischen Mukran und Karlshamn würden künftig einmal wöchentlich in beide Richtungen fahren.

Die gleiche Abfahrtsfrequenz existiere ebenfalls auf der Strecke zwischen Mukran und Klaipeda, auf der die Transportgüter zum Teil weiter nach China verschifft werden, so die Hafengesellschaft weiter.
Europäisches Drehkreuz Rotterdam soll regelmäßig angebunden werden
Es gibt darüber hinausgehende Pläne: Derzeit entwickelten die Partner gemeinsam eine direkte Containerzuglinie zwischen Mukran und Rotterdam. Geplant sei zunächst eine wöchentliche Abfahrt in beide Richtungen. Wie die erste Testphase im September und Oktober mit mehreren Rundläufen bestätigt habe, benötige der Zug für die insgesamt 1.800 Kilometer lange Bahnstrecke gerade einmal 36 Stunden, inklusive der jeweiligen Terminalbedienungen in den Häfen.
Durchführendes Eisenbahnunternehmen sei die EGP, die auch den ElbePort Wittenberge betreibt. Dieses trimodale Umschlagsterminal in Brandenburg ermögliche den Kooperationspartnern, die Short-Sea-Verkehre zwischen Mukran, dem Kaliningrader Gebiet, Schweden und Litauen im Containerbereich gezielt weiter auszubauen. Der ElbePort biete beispielsweise Zugang zu Überseeanbindungen über Bremerhaven und Hamburg. Eine Anbindung nach Großbritannien ist in Vorbereitung über Cuxhaven.
Über Mukran geht es schneller nach China
„Dank seiner geografischen Lage ist der Mukran Port der ideale Logistik-Hub für diese Verkehre zwischen Asien und Europa“, sagt Marcel Stein, Geschäftsführer DBO Bahnoperator GmbH. „Die Strecke Xian in Zentralchina–Mukran ist für diese Verkehre dabei deutlich zeiteffizienter als der traditionelle Landweg über Polen und Deutschland, von wo dann erst Weiterleitungsverkehre nach Skandinavien und ins Baltikum erfolgen. Zudem ermöglicht uns die Abfertigung über Mukran auch, dass Züge für Westeuropa nun ebenfalls mit bis zu 50x40ft Containern analog zu China abgewickelt werden können“
Christian Becken, Prokurist und Projektleiter Intermodalverkehre bei der EGP, nannte neben der Zeitersparnis einen weiteren Vorteil der Bahnstrecke über Mukran: „Auf dieser Verbindung können wir einen Zug von 740 Metern Länge einsetzen. Das ist ein deutlicher Zugewinn in der Zuglänge gegenüber der polnischen Infrastruktur und ermöglicht die Kombination aus Verkehren zwischen China und Europa aber auch innerhalb Deutschlands sowie Europa.“ Für die Verkehre setzt die EGP moderne unternehmenseigene Elektro-Lokomotiven sowie eigene Containertragwagen ein.
US-Sanktionsdrohungen gegen Mukran Port
Der östlichste Tiefwasserhafen Deutschlands in Mukran hatte zuletzt wegen wiederholter US-Sanktionsdrohungen von sich Reden gemacht, denn von dort aus starten die Schiffe zum Bau der höchst umstrittenen Ostsee-Pipeline Nord Stream 2. Auch die Politik hatte sich in den Streit eingeschaltet, MV-Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) hatte die Beschäftigten des Hafens besucht und ihnen Unterstützung zugesichert.