Helfen Bäume auf Feldern gegen Sandstürme?
Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Am 8. April 2011 hatte ein Sandsturm den Autofahrern auf der Autobahn 19 bei Kavelstorf die Sicht genommen, 83 Fahrzeuge rasten ineinander. Acht Menschen starben, mehr als 100 Menschen wurden verletzt. Als Ursache des Sandsturms gilt laut des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) vorherige Bodenbearbeitung auf den riesigen und stark ausgetrockneten Feldern bei gleichzeitigen stürmischen Ost-Wind.
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Eine Feldbewirtschaftung mit integrierten Baumreihen könne die Gefahr von Sandstürmen deutlich verringern. „Mehrreihige Hecken und sogenannte Agroforst-Systeme bieten auf erosionsgefährdeten Feldern besseren Schutz vor Wind- und Boden-Erosion”, sagte der BUND-Agrarexperte Burkhard Roloff.
Für Bauern nicht die erste Wahl
Dass Sandstürme auf den großen Feldern in MV durch aufgewirbelten trockenen Ackerboden entstehen, könne dadurch jedoch nicht verhindert werden, entgegnet Frank Schiffner, Pflanzenbaureferent beim Landesbauernverband. Nach langen Trockenzeiten und bei starkem Wind – eine Wetterlage, wie es sie erst Ende März wieder gegeben hatte – könnten örtlich immer wieder mal Verwehungen auf und an landwirschaftlichen Flächen entstehen.
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Hecken oder Baumreihen auf Feldern zu pflanzen, könne punktuell sinnvoll sein, sei aber für viele Bauern nicht die erste Wahl, sagte Schiffner dem Nordkurier. „Die Landwirte machen sich schon Gedanken, was sie gegen Boden-Erosion tun können.” Doch Agroforst sei eine vergleichsweise teure Maßnahme und ziehe auch rechtliche Probleme nach sich: Mehr als 50 Prozent der Landwirtschafts-Flächen in MV seien gepachtet, da könnten die Landwirte nicht so einfach plötzlich Bäume und Hecken anpflanzen.
Alternative Mulchsaat
Schiffner kritisierte zudem, dass das schreckliche Unglück auf der A19 regelmäßig dafür instrumentalisiert werde, die Landwirtschaft zu kritisieren. Er wies auch darauf hin, dass die bei der aktuellen Debatte um Lebensmittelknappheit eine Umwidmung von Flächen sehr genau zu prüfen sei: „Wir brauchen das Ackerland.”
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Eine Alternative könne die Umstellung auf Mulchsaat sein. Bei dieser Form der Aussaat werde der Boden nicht tief gepflügt, sondern nur oberflächlich gegrubbert; sie biete einen guten und effizienten Schutz gegen Erosion.
150 Bäume auf 4,5 Hektar
Agroforstwirtschaft ist eine Landnutzungsform, bei der mehrjährige Bäume und Sträucher auf derselben Fläche angepflanzt werden, auf der auch landwirtschaftliche Nutzpflanzen angebaut sind. Ein Beispiel in Mecklenburg-Vorpommern für Agroforst ist der Biohof Garvsmühlen bei Rerik (Landkreis Rostock). Wie Sabine und Ulrich Kotzbauer vom Biohof sagten, sei ein 4,5 Hektar großes Feld mit etwa 150 Bäumen angelegt worden.
Die Bäume hätten den Vorteil, dass durch die Bäume die Windgeschwindigkeit und damit auch der Verlust an Boden stark reduziert werden. Zusätzlich geben Bäume Feuchtigkeit ab und veränderten so das Mikroklima. Sabine Kotzbauer widersprach der These, dass durch Agroforst die Hektarerträge sinken. Durch das verbesserte Klima könne es höhere Erträge geben. Und bei Obstbäumen könnten die Früchte, bei anderen Bäumen das Holz verwertet werden.