Verkehrschaos befürchtet
Hiddensee verbietet E-Scooter
Hiddensee / Lesedauer: 2 min

Ralph Sommer
Seit Jahrzehnten ist das söte Länneken autofrei. Wer sich hier nicht zu Fuß fortbewegen will, ist auf das Fahrrad oder eine der vielen Pferdekutschen angewiesen.
Doch der bundesweite Trend zum Elektroroller wird der Ostseeinsel offenbar erspart bleiben. Wer hier mit einem E-Scooter anreist, kann das Gefährt gleich im Auto-Kofferraum auf dem Parkplatz auf Rügen oder in Stralsund zurücklassen. Denn wer auf Hiddensee mit einem E-Scooter fahren möchte, bräuchte eine Sondernutzungszulassungsgenehmigung, wie Bürgermeister Thomas Gens dem „Nordkurier“ bestätigte.
Gens berief sich dabei auf eine Sondernutzungssatzung, die zwischen den Ortschaften Grieben im Inselnorden und Neuendorf im Süden gilt. Darin sei festgeschrieben, dass alle durch Motorkraft angetriebenen Fahrzeuge genehmigungspflichtig seien, sagte Gens.
„Chaos, das wir nicht mehr beherrschen würden“
E-Scooter werden ausschließlich mit einem Elektromotor angetrieben. Sie unterliegen somit einer Sondernutzungs- und Genehmigungspflicht. Eine Genehmigung würde von der Inselverwaltung nur in Ausnahmefällen erteilt. „Würden wir auf unserer autofreien Insel E-Scooter zulassen, dann droht hier ein Chaos, das wir nicht mehr beherrschen würden“, sagte Gens. Deshalb bedürfe es klarer Regeln.
Grünes Licht bekommt dagegen, wer den Urlaub auf Hiddensee mit dem Fahrrad verbringen will. Auch Elektrofahrräder dürfen auf den Straßen und Wegen benutzt werden. Denn die haben nur unterstützend einen Motor, können also ohne Muskelkraft nicht gefahren werden.
Ab Oktober Elektrobus auf Hiddensee
Gens sagte, es häuften sich Fälle, in denen anreisende Urlaub in Schaprode mit E-Scootern vor der Fähre stünden. Er habe Anweisung gegeben, wonach die Mitarbeiter der Hiddensee-Reederei nur bei Vorliegen einer Sondernutzungsgenehmigung die Elektrofahrzeuge an Bord lassen dürften. Eine solche Genehmigung sei bislang nicht erteilt worden, und es gäbe bisher auch keine entsprechenden Anträge.
Das söte Länneken gilt seit Jahrzehnten als autofreie Insel. Laut einer Satzung aus dem Jahre 1998 dürfen hier lediglich wenige Dienstfahrzeuge wie die der Polizei oder der Versorgungsfirma Insellogistik mit Elektroantrieb unterwegs sein. Auch Handwerker müssen die E-Fahrzeuge oder Pferdefuhrwerke in Anspruch nehmen.
Vor 17 Jahren war es deswegen zu einem handfesten Streit auf Hiddensee gekommen, als der damalige Bürgermeister und der Dorfpolizist kurzerhand den Kleintransporter eines Elektromeister gestoppt und an die Ketten gelegt hatten. Ab Oktober soll auf Hiddensee ein kleiner Elektrobus zum Einsatz kommen, der künftig zwischen den Inselorten pendeln soll.