Tierärzte warnen
Illegaler Welpenhandel schleppt Tollwut nach Deutschland ein
Dummerstorf / Lesedauer: 3 min

Auf dem Schwarzmarkt günstig angebotene Welpen können Hundeliebhaber teuer zu stehen kommen. Darauf machte der Chef der Landestierärztekammer (LTK), Dr. Holger Vogel, am Montag aufmerksam. Künftige Hundehalter ließen sich „leider immer wieder von den günstigen Preisen locken, auch wenn sie danach oftmals viel Geld in der Tierarztpraxis lassen müssen, um das neue Familienmitglied noch retten zu können”, so der Veterinärmediziner.
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Hohe Behandlungskosten sind aber nur ein Teil des Problems. Die vermeintlich günstigen Jungtiere stammten laut LTK meist aus Osteuropa. Dort würden sie den Angaben zufolge „auf engstem Raum gehalten, sind weder geimpft noch entwurmt und werden viel zu früh von der Mutter und ihren Geschwistern getrennt.”
Diese nicht artgerechte Haltung und Aufzucht sei der Ursprung für einen schlechten Gesundheitszustand der Tiere. Laut Veterinär Vogel besteht die Möglichkeit, „durch einen ungeimpften Welpen aus dem Ausland, eine schwere Krankheit wie z. B. Parvovirose, Staupe oder auch Tollwut mit nach Deutschland zu bringen.”
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Erst in der vergangenen Woche mussten 41 Kontaktpersonen gegen die für Menschen tödliche Erkrankung geimpft werden, nachdem eine Familie einen Welpen aus dem Ausland nach Bremen gebracht hatte, obwohl dieser nicht wie vorgeschrieben gegen Tollwut geimpft war. Das kranke Tier wurde zunächst in einer Bremer Tierarztpraxis behandelt und starb später in einer Tierklinik.
Nach Bekanntwerden eines positiven Tollwut-Schnelltests richteten das Gesundheitsressort und das Gesundheitsamt Bremen Krisenteams ein. Alle niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte, Kliniken und Notfallmediziner in Bremen wurden informiert und auf die mögliche Versorgung von Menschen mit Tollwut vorbereitet.
Bis zu fünf Impfungen pro Person nötig
„Wir nehmen das absolut ernst”, sagte der Sprecher des Gesundheitsressorts. Alle Kontaktpersonen seien so schnell wie möglich geimpft worden. Pro Person seien bis zu fünf Impfungen nötig. „Mehr kann man nicht tun.” Bislang zeige keine Kontaktperson Krankheitszeichen, so der Sprecher. Das Ressort rechne damit, dass die Impfungen wirkten und niemand erkranke. Die Krisenteams seien wieder aufgelöst. Derzeit sei die Lage ruhig.
Tollwut ist eine gefährliche Infektionskrankheit. Sie kann durch infektiösen Speichel vom Tier auf den Menschen übertragen werden – etwa nach einem Biss. „Im Prinzip ist es ein Todesurteil, wenn man nicht innerhalb der ersten Tage impft”, sagte der Vorstandsvorsitzende des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin in Hamburg, Egbert Tannich. „Theoretisch kann man sich auch infizieren, wenn man Wunden an der Hand hat und mit dem Speichel des Hundes in Kontakt kommt.”
In Deutschland wurde Tollwut bei Wildtieren systematisch bekämpft, seit 2008 gilt das Land als tollwutfrei. Risiken für die Bevölkerung gibt es dem Robert Koch-Institut (RKI) zufolge fast ausschließlich bei Reisen in Ländern mit vielen Tollwut-Fällen. Den letzten Tollwutfall bei einem in Deutschland wohnhaften Menschen gab es demnach im Jahr 2007 – der betroffene Mann war in Marokko von einem Hund gebissen worden.