Prozess

Im dritten Anlauf — Ex–Pflegeheimbetreiberin in Fußfesseln vor Gericht

Rostock / Lesedauer: 2 min

Die Armenierin muss sich wegen des besonders schweren Betrugs in Millionenhöhe verantworten. Die heute 37–Jährige wurde bereits zu vier Jahren Gefängnis verurteilt.
Veröffentlicht:25.05.2023, 13:39

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Im dritten Anlauf hat es geklappt: Nachdem sich eine ehemalige Pflegeheimbetreiberin aus Krakow am See durch Krankschreibungen zweimal einer Gerichtsverhandlung entzogen hatte, wurde die 37–Jährige am Donnerstag nun in Fußfesseln und von Justizbeamten in den Gerichtssaal am Rostocker Landgericht geführt. Zuvor wurde sie per Haftbefehl gesucht.

Frau wurde im vergangenen Jahr bereits verurteilt

Die Armenierin muss sich wegen des besonders schweren Betrugs in Millionenhöhe verantworten. Sie soll ungerechtfertigterweise Rechnungen an Pflege– und Krankenkassen des Landes gestellt und so eine Summe von über 1,8 Millionen Euro kassiert haben. Die heute 37–Jährige wurde bereits im Juni letzten Jahres am Landgericht zu vier Jahren Gefängnis wegen Freiheitsberaubung, Betrugs und Misshandlung Schutzbefohlener verurteilt.

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Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft diesmal: Ani S. soll in ihrer Funktion als Betreiberin einer Pflegeeinrichtung in Krakow am See zwischen Mai 2013 und Oktober 2015 diese ohne eine verantwortliche Pflegedienstleitung betrieben haben. Dennoch soll sie dafür Rechnungen an zahlreiche Kranken– und Pflegekassen gestellt haben — insgesamt 1.398 Rechnungen. Diese seien fast vollständig bezahlt worden, war der Anklageschrift zu entnehmen gewesen. Insgesamt soll die 37–Jährige eine Summe von 1.826.391 Euro kassiert und sich so eine Einnahmequelle in erheblichem Umfang verschafft haben. Betroffen vom mutmaßlichen Abrechnungsbetrug sollen nahezu alle namhaften Krankenkassen sein.

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Die Angeklagte verweigerte ihre Aussage und schwieg zu den Vorwürfen. Eine erste Zeugin, Angestellte einer betroffenen Krankenkasse, beschrieb unter anderem, wie nach und nach mehrere Beschwerden über die Zustände in der Einrichtung zu fristlosen Kündigungen und schließlich zur endgültigen Schließung im Oktober 2015 führten. So seien bei ihr Hinweise eingegangen, dass Unterlagen gefälscht, Vertragsbestandteile nicht erfüllt oder nicht entsprechend qualifiziertes Personal eingesetzt wurde. Gehört wurden auch weitere Zeugen. Wann ein Urteil fällt, ist noch nicht klar.