Förderschulen zu?

Inklusion an Schulen — AfD kritisiert Bildungsministerin Oldenburg

Schwerin / Lesedauer: 3 min

Die größte Oppositionsfraktion und das Bildungsministerium streiten über die Inklusion von Schülern mit Handicap. Jetzt kommt das Thema in den MV–Landtag.
Veröffentlicht:22.03.2023, 07:16

Von:
  • Andreas Becker
Artikel teilen:

2009 hat Deutschland die UN–Behindertenrechtskonvention ratifiziert. Demnach sollen Kinder mit und ohne Handicap  gemeinsam lernen. Doch die Umsetzung der Inklusion läuft in den Schulen noch lange nicht reibungslos.

Förderung: Finanzspritze für Schule für Kinder mit und ohne Handicap

AfD will Antrag für Förderschulen einbringen

„Wenn jetzt Schüler, Eltern aber auch Bürgermeister in den Kreisen und Kommunen mit Sorgen und Ängsten auf die drohende Schließung der bewährten Förderschulen reagieren, an denen Inklusion vorbildlich gelebt wurde, ist die Bildungspolitik in der Pflicht, ihre fragwürdige Kampagne zu hinterfragen und am besten zu beenden“, mahnt Enrico Schult, bildungspolitischer Sprecher der AfD–Fraktion im Landtag von Mecklenburg–Vorpommern. Einen entsprechenden Antrag bringt die AfD in dieser Woche in den Landtag ein.

Praktiker hätten laut Schult stets darauf verwiesen, dass es ein schwerwiegender Fehler sei, auf die Förderschulen verzichten zu wollen. Ein Fehler, der zu Lasten genau jener Kinder gehe, denen die Inklusion angeblich nutzen sollte. Anhörungen im Rahmen der Schulentwicklungsplanung der Landkreise hätten nun bestätigt, dass die personellen und räumlichen Kapazitäten für die Beschulung von Förderschülern in den Regelschulen kaum gegeben seien, sagte der AfD–Politiker.

Zudem würden Förderschüler an den Regelschulen gegen ihren Willen einem Reizfeld ausgesetzt, das ihnen nicht gut tue, befürchtet Schult. „Abgesehen davon, dass viele Regionalschulen derzeit selbst genug Probleme mit Lehrermangel und der zusätzlichen Beschulung ausländischer Kinder haben, drohen den Förderschülern dort Zurückweisungen und Mobbing.“

Zudem komme in den Regelschulen der individuelle Unterricht für die Förderschüler zu kurz, denn die ohnehin stark beanspruchten Lehrer müssten sich nach Einschätzung Schults auch Schülern ohne Förderbedarf zuwenden, die nicht auf der Strecke bleiben dürften. Unter diesen Bedingungen könnten Schüler mit großen Handicaps dort nicht aufgefangen werden, deshalb sollten sie auf Wunsch in Förderschulen bleiben können, dazu müssten diese aber auch erhalten werden.

Bildungsministerin Oldenburg: „AfD möchte Exklusion statt Inklusion“

Kritik, die Bildungsministerin Simone Oldenburg vehement zurückweist. „Mit ihrem Antrag missachtet die AfD geltende Vorschriften. Die AfD möchte Exklusion statt Inklusion. Damit widerspricht sie der entsprechenden UN–Konvention“, betont die Linkspolitikerin. Das Land MV habe in seiner Inklusionsstrategie über 300 ergänzende Maßnahmen, um allen Beteiligten in dieser Frage gerecht zu werden. „Als Land werten wir Modellprojekte stets aus und passen sie gegebenenfalls immer wieder an die Bedürfnisse in unseren Regelschulen an“, so die Ministerin. 

Oldenburg betonte, dass das gemeinsame Lernen Sinn der Inklusion sei. Und noch etwas machte die Ministerin unmissverständlich: „An Förderschulen haben ausschließlich Kinder mit Förderbedarfen gelernt – keine ohne Bedarfe."