LNG-Terminal

Jetzt also doch Flüssiggas aus den USA

Lubmin / Lesedauer: 3 min

Eine neue Lieferung Flüssigerdgas ist in Richtung LNG-Terminal in Lubmin unterwegs. Politisch brisant ist das Herkunftsland des Gases.
Veröffentlicht:01.02.2023, 06:10

Von:
  • Andreas Becker
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Jetzt also doch, wird so mancher denken, der zunächst das Aus der Nord-Stream-2-Pipeline und anschließend den rasanten Aufbau eines Flüssigerdgas-Terminals (LNG) in Lubmin mit Skepsis beobachtet hat. Jetzt also wird doch Flüssig-Erdgas aus den USA geliefert und von Lubmin aus weiter gepumpt, um die Energiesicherheit in MV und in Deutschland zu sichern.

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Dass ausgerechnet LNG-Gas aus den USA ankommt, dürfte Wasser auf die Mühlen all jener sein, die sich in ihrer Argumentation bestätigt sehen, dass die USA die Gaspipeline Nord Stream 2 nur deshalb politisch massiv bekämpft und mit Sanktionen gedroht hatten, weil sie selbst ihr ebenso teures wie umstrittenes Flüssigerdgas in Deutschland verkaufen wollten.

Zur Erinnerung: Unmittelbar vor der Eröffnung des LNG-Terminals in Lubmin Mitte Januar hatte Stephan Knabe von der Deutschen Regas – das private Unternehmen betreibt die Anlage in Lubmin – gesagt, dass im Rahmen langfristig abgeschlossener Lieferverträge kein Flüssigerdgas aus den USA oder Russland in MV angelandet werde. Das hätten die beiden Lieferanten zugesagt, die im Vergabeverfahren den Zuschlag für langfristige Kapazitäten erhalten haben.

Eine Aussage, die drei Wochen später bereits überholt ist. Denn die „Cool Voyager“ habe Kurs auf Lubmin genommen und bringe rund 155 000 Kubikmeter Flüssigerdgas, teilte Knabe gestern mit. Das LNG stamme aus den USA. Das Statement Mitte Januar habe sich nur auf vorläufige Vereinbarungen für die Inbetriebnahmephase bezogen, erklärte Knabe. Von ursprünglich drei eingeplanten Lieferungen seien zwei storniert worden. Man befinde sich mittlerweile im Dauerbetrieb und die Lieferanten hätten somit weitgehend freie Hand.

Gas aus den USA wegen Fracking in der Kritik

„Faktisch heißt das für uns als Betreiber, dass es für die nun nachfolgenden langfristigen Lieferungen nur noch die Zusicherung gibt, dass wir kein LNG aus Russland bekommen werden. Die Entscheidung über die Lieferquelle obliegt dabei allein den Kunden des Terminals“, so Knabe.

LNG aus den USA steht wegen der Gewinnung mittels Fracking in der Kritik. Dabei wird Gas oder Öl mit Hilfe von Druck und Flüssigkeiten aus Gesteinsschichten herausgeholt, was Gefahren für die Umwelt bergen kann. Die Methode ist in Deutschland verboten.

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Auf Nordkurier-Anfrage, ob die MV-Landesregierung überhaupt wisse, wo das LNG her komme, antwortete ein Sprecher: „Die Landesregierung hat keinen Einfluss darauf, woher das Gas bezogen wird. An erster Stelle steht für uns, dass die Energieversorgung gesichert ist.“ Aus dem Umfeld der Regierung heißt es aber auch, dass die Weltmärkte, auf denen Gas eingekauft werde, nicht immer frei von politischen Widersprüchen seien.