Heizen mit Holz
Kachelöfen–Boom verschafft Baumeistern viele Aufträge
Teterow/Basedow/ Neubrandenburg / Lesedauer: 4 min

Nordkurier
Wie kann ich am besten Geld sparen? Das fragen sich seit Beginn der Energiekrise viele Menschen, vor allem was das Heizen im eigenen Zuhause betrifft. Währenddessen steigt die Nachfrage nach den nostalgischen Kachelöfen, die der eine oder andere noch aus den Häusern der Großeltern kennt, immer stärker: Laut Gesamtverband Ofenbau wächst das Interesse an Kachlöfen in der jüngsten Zeit exponentiell um bis zu 60 Prozent.
Das kann Ofenbaumeister Björn Brinkmann vom Kamin– und Ofenstudio Brinkmann in Teterow nur bestätigen. „Der Anstieg der Nachfragen ist seit mehreren Jahren stetig zu merken, weil die Leute nach einer effektiveren Heizmöglichkeit suchen, anstatt sich einen Kamin, wie es ihn meist im Baumarkt zu kaufen gibt, hinzustellen“, weiß Björn Brinkmann. Der Kachelofen sei demnach schon immer das effizienteste Heizgerät gewesen.
Menschen wollen unabhängig vom Strom werden
Der Teterower Ofenbaumeister verzeichnet vor allem seit Beginn der Corona–Pandemie eine steigende Nachfrage nach Kachelöfen, wie er sagt. Ein Grund dafür sei, dass die Menschen viel zu Hause waren und Geld übrig hatten, was sie beispielsweise nicht für Urlaub ausgegeben, sondern mehr ins Eigenheim investiert haben. Auch das Russland–Embargo spielt laut Brinkmann eine Rolle bei dem hohen Interesse an Kachelöfen. „Der Wunsch nach effektivieren Heizmöglichkeiten sowie Unabhängigkeit vom Strom ist einfach da“, konstatiert er.
Wegen der besonders langen Wärmespeicherzeit sowie des Gewichts und weil er die gesamte Energie aus dem Holz holt, sei der Kachelofen so effektiv. Ein Unterschied zwischen dem Kachelofen und einem Kamin ist laut Björn Brinkmann beispielsweise, dass ein Kamin 400 bis 500 Grad in den Schornstein abgibt, beim Kachelofen sind es hingegen nur knapp 150 — die Energie bleibt am Ofen und somit im Raum.
Das Alter der meisten Kunden, die sich mit dem Wunsch nach einem Kachelofen an das Kamin– und Ofenstudio Brinkmann in Teterow wenden, sei im Schnitt Mitte 40. Doch nicht alle wollen unbedingt ein Eigenheim bauen und deshalb einen neuen Kachelofen, sondern eher während einer Renovierung, stellt Brinkmann fest. Doch so sehr der Wunsch nach Sparen auch Platz in den Köpfen der Verbraucher einnimmt: Auch die Anschaffung eines Kachelofens ist nicht gerade ein Schnäppchen.
„Unkaputtbar und kaum Wartungskosten“
Laut Björn Brinkmann müssen sich Interessenten auf einen Preis zwischen 20.000 und 25.000 Euro für einen neu gebauten Kachelofen einstellen, nach oben gibt es keine Grenzen. Außerdem braucht es Geduld: Die Errichtung eines Ofens dauert meist zwar „nur“ fünf bis zehn Tage, doch von der Auftragserteilung bis zur Bauausführung vergeht mindestens ein Jahr, weiß der Teterower Ofenbaumeister.
Doch dabei handelt es sich nicht um Öfen als fertige Bausätze, sondern um richtige Handarbeit, betont er. Demnach würden Kachelöfen für jeden Kunden individuell geplant, gezeichnet und konstruiert. Die hohen Ausgaben für einen Kachelofen sowie das Abwarten der Wartezeit scheinen sich jedoch auf lange Zeit zu lohnen. „Ein Kachelofen kann bei guter Pflege auch 100 Jahre oder länger bestehen. Man hat kaum Wartungskosten und kann ihn sogar noch vererben. Der ist einfach unkaputtbar“, versichert Björn Brinkmann.
Neue Verordnung veranlasst baldigen Austausch älterer Öfen
Der Kachelofen– und Luftheizungsbaumeister Ronald Sieber aus Basedow bemerkt den Boom der Kachelöfen ebenfalls extrem, wie er sagt. Bis August 2024 ist sein Betrieb mit Arbeit ausgelastet, so hoch sei die Nachfrage. Neben dem Russland–Embargo und der Energiekrise sieht er noch einen weiteren Grund für die steigende Nachfrage.
„Es gibt eine neues Bundesemissionsschutz–Verordnung, die ab dem 31. Dezember 2024 greift. Ab da werden einige Feuerstätten stillgelegt, die die Vorgaben dieser Verordnung nicht mehr erfüllen. Viele müssen deshalb ihre Öfen austauschen, haben mitbekommen, dass es lange Wartezeiten gibt und wollen deshalb jetzt einen neuen Kachelofen haben“, sagt Ronald Sieber. Auch er spricht von einer Preisspanne zwischen 20.000 und 30.000 Euro für einen neuen Kachelofen.
In der Neubrandenburger Filiale des Unternehmens „HARK Kamin– und Kachelofenbau“ ist dies jedoch nicht der Fall, die Nachfrage nach Kachelöfen unverändert, wie ein Mitarbeiter sagt. Dafür sei jedoch die Nachfrage nach freistehenden Kaminöfen enorm gestiegen, fällt dem Mitarbeiter auf.