Gegen Corona-Maßnahmen
Knapp 10.000 Demonstranten in MV
Rostock / Lesedauer: 5 min

In Mecklenburg-Vorpommern haben erneut Tausende Menschen gegen Beschränkungen in der Corona-Pandemie und eine Impfpflicht protestiert. Wie Polizeisprecher sagten, beteiligten sich am ersten Montag im neuen Jahr insgesamt knapp 10.000 Menschen in mehr als 20 Städten an angemeldeten Lichterspaziergängen, Kundgebungen sowie nicht angemeldeten Schweigemärschen. Das waren etwa ein Drittel weniger als vor einer Woche. Vereinzelt kam es zu Gegenkundgebungen – nennenswerte Zwischenfälle gab es laut Polizei zunächst nicht.
Ebenfalls am Montag wurden für Mecklenburg-Vorpommern 467 neue Corona-Infektionsfälle gemeldet – die meisten davon in der Seenplatte. Die Zahl der belegten Intensivplätze ist weiter am Anschlag – 100 Betten sind landesweit für Covid-Patienten vorgesehen, 93 waren am Montag belegt. Es gab zehn weitere Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion.
"Stimmung aggressiver und ablehnender"
In Rostock – der Stadt mit den bislang größten dieser Demos im Nordosten – versammelten sich am frühen Abend nach Polizeiangaben 4000 Demonstranten und begaben sich auf einen Marsch durch die Stadt. Die geltende Mund-Nasen-Schutz-Pflicht wurde dabei größtenteils nicht eingehalten. Es gab eine Gegenkundgebung mit 80 Personen, die nach eigenen Angaben für Solidarität und Demokratie protestierte.
Laut Polizei hatte ein Teil der Demonstranten gegen die Corona-Beschränkungen versucht, Polizeiabsperrungen zu durchbrechen. Polizisten hätten dies mit Schlagstöckern verhindern können. Die Teilnehmer kamen laut einer Bilanz der Polizei "zum deutlich überwiegenden Anteil aus dem bürgerlichen Spektrum". Weiter heißt es: "Nichtsdestotrotz war festzustellen, dass an der heutigen Demonstration erneut auch rechte Gruppierungen sowie gewaltbereite Fußballanhänger teilgenommen haben. Insgesamt war die Grundstimmung gegenüber der Polizei deutlich aggressiver und ablehnender."
Gegen den Versammlungsleiter sei Anzeige erstattet worden, da er während des Aufzuges mitgeteilt habe, dass er nicht mehr an der Versammlung teilnimmt. Er habe aber auch keinen neuen Versammlungsleiter benannt.
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2000 Demonstranten in Schwerin
In der Landeshauptstadt Schwerin protestierten die Teilnehmer bei einem Marsch durch die Innenstadt gegen die Einschränkungen im Alltag und die Pläne der Bundesregierung, eine allgemeine Impfpflicht einzuführen. Laut Polizei versammelten sich dort in der Spitze rund 2000 Demonstranten.
In Wismar hatten sich laut Polizei 350 Menschen an den Protesten beteiligt. Die Demo zog mit dem Motto "Einigkeit und Recht und Freiheit - Für freie Gesundheit & Impfentscheidung – Keine Spaltung" durch die Stadt. Die Proteste seien friedlich verlaufen.
1000 Demonstranten in Neubrandenburg – und eine Gegendemo
Bis zu 1800 Menschen (Polizeischätzung) protestierten in Neubrandenburg. Die Demo fand unter dem Motto „Füreinander Miteinander“ statt. In Redebeiträgen betonten die Teilnehmer, andere Meinungen zu tolerieren und sich gegen Spaltung und Ausgrenzung zu sein. Vorher gab es in Neubrandenburg auch eine Gegenveranstaltung mit 60 Teilnehmern.
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In Neustrelitz demonstrierten etwa 500 Menschen, in Waren ebenfalls. Vor dem Röbeler Rathaus versammelten sich 300 Menschen, auch in Röbel und Malchow gab es Demos.
Anzeigen gegen fünf Teilnehmer in Ludwigslust
Im Landkreis Ludwigslust-Parchim meldete die Polizei insgesamt vier Demonstrationen mit zusammen rund 330 Teilnehmern. So habe es in Plau am See 90 Personen bei einer angemeldeten Demonstration gegeben. In Parchim beteiligten sich 50 Menschen an einem "Schweigemarsch", bei dem es keine Störungen gegeben habe. Auch die gegen die erteilten Auflagen habe es keine Verstöße gegeben. In Boizenburg kamen am Montagabend 120 Personen zu einem nicht angemeldeten Aufzug zusammen. "Der Schweigemarsch ohne Transparente und Sprechchöre verlief friedlich", so die Polizei.
In Ludwigslust habe es einen nicht angemeldeten Protestmarsch mit 70 Teilnehmern gegeben. Laut Polizei habe es Strafanzeigen gegen fünf Teilnehmer gegeben wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz. Sie stünden im Verdacht, die Initiatoren dieser nicht angemeldeten Versammlung gewesen zu sein, heißt es.
Greifswalder Bürgermeister als Redner
Auf dem Greifswalder Marktplatz kamen nach ersten Polizeischätzungen 400 bis 500 Kritiker der Corona-Maßnahmen zusammen. Laut Polizei waren fast ebenso viele Gegendemonstranten dem Aufruf eines Bündnisses gefolgt, das unter dem Motto „Impfen – Verantwortung und Solidarität!“ zeigen will, dass die Mehrheit der Bevölkerung die Corona-Schutzmaßnahmen für nötig hält. Als Redner trat auch der Greifswalder Oberbürgermeister Stefan Fassbinder (Grüne) auf. Die Polizei hatte Absperrungen zwischen den Gruppen aufgebaut.
In Pasewalk versammelten sich etwa 400 Teilnehmer bei einer Demo gegen die Corona-Maßnahmen, in Torgelow waren es 100. In Anklam demonstrierten 250 Menschen. Dort setzte die Polizei gegen einige aggressive Teilnehmer Pfefferspray ein.
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Landtagsabgeordnete zeigen Verständnis
Nach mehreren Protesten in Teterow hatten sich einige Landtagsabgeordnete zu Wort gemeldet. So begrüßte der Neukalener CDU-Abgeordente Marc Reinhardt eine Impfpflicht, aber nur für bestimmte Berufsgruppen. Eine allgemeine Impfpflicht halte er aus juristischer Sicht hingegen für schwer durchsetzbar. Für die Demonstrationen hat auch der Neukalener Verständnis. „Das ist das gute Recht der Leute. Was mir dabei fehlt, ist aber das Aufzeigen von Alternativen“, sagt er.
Auf dem Malchiner Marktplatz sorgte es am Sonntag für Irritationen, als während des Protestes das Straßenlicht ausging.
Daneben waren in weiteren Städten des Landes für Montag Demonstrationen angekündigt beziehungsweise wurden von der Polizei erwartet. Die Teilnehmerzahl der Demonstrationen war in Mecklenburg-Vorpommern zum Ende des vergangenen Jahres hin gestiegen. Vor Weihnachten hatten sich in 20 Städten etwa 17.000 Menschen beteiligt – der bisherige Höchststand.
Aktualisierung: Der Artikel wurde gegen 22.00 Uhr umfassend mit weiteren Informationen erweitert.