Streit um Atom-Müll

Kommen neue Castor-Transporte nach Lubmin?

Schwerin / Lesedauer: 2 min

Wohin mit den 26 Atommüllbehältern aus Sellafield und La Hague? Darüber gibt es zwischen Berlin und Schwerin offenbar Zwist.
Veröffentlicht:28.02.2014, 19:46
Aktualisiert:05.01.2022, 15:07

Von:
  • Author ImageUwe Reißenweber
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Rollen demnächst nun doch neue Castoren mit hochradioaktivem Müll ins Zwischenlager Nord (ZLN) bei Lubmin? Die Bundesregierung schließt das auf Nachfrage des Nordkuriers nicht aus, obwohl sich eben erst Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) und Landes-Innenminister Lorenz Caffier (CDU) vehement dagegen ausgesprochen haben. Doch in Berlin schielt man offenbar begehrlich auf das bundeseigene Zwischenlager: „Ich habe jedenfalls für den Bund erklärt, dass wir keinen Standort ausschließen“, zitierte am Freitag eine Sprecherin des Bundesumweltministeriums Staatssekretär Jochen Flasbarth.

MV will keine neuen Castoren

Hintergrund: Bund und Länder haben sich darauf verständigt, dass die 26 Castor-Behälter, die aus Frankreich und Großbritannien zurückgenommen werden müssen, nicht mehr nach Gorleben transportiert, sondern in die drei bestehenden Standort-Zwischenlager gebracht werden. Bisher haben Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg sich bereit erklärt, Castoren aufzunehmen, so die Sprecherin. Alle Beteiligten strebten nun eine Verständigung um Ostern an.

Sellering indes setzt sich zur Wehr: „Wir sind nicht bereit, weitere Behälter in Lubmin aufzunehmen.“ Die Landesregierung werde alle zur Verfügung stehenden Mittel ergreifen, um eine Einlagerung zu verhindern. Bundeskanzlerin Merkel und der damalige Bundesumweltminister Altmaier haben im Juni 2013 erklärt, dass keine weiteren Castoren nach Lubmin gehen sollen. Das muss weiter gelten, fordert der Ministerpräsident.

Mehr Castoren kann Lubmin nicht aufnehmen

Das Zwischenlager Nord in Lubmin wird von den Energiewerken Nord (EWN) betrieben. Von den 80 zur Verfügung stehenden Stellplätzen sind 74 belegt. Allerdings – so hieß es aus dem Unternehmen – gehe man davon aus, dass die EWN in Hinblick auf die Anforderungen an die Infrastruktur noch im Gespräch für die Castor-Lagerung sind. Doch dafür fehlen laut Innenminister Caffier die Genehmigungen: „Neue Genehmigungsverfahren, deren Ausgang völlig offen wären, würden Jahre dauern und das akute Problem nicht lösen“, sagte er unserer Zeitung.

Im Zwischenlager bei Lubmin seien die atomaren Reststoffe aus den beiden früheren DDR-Atomkraftwerken Rheinsberg und Lubmin eingelagert. Castorbehälter aus diesen staatlich betriebenen Kraftwerken lagern ausschließlich in Lubmin, nicht in anderen Bundesländern. Und: Lubmin habe zusätzlich bereits neun Castorbehälter aus staatlichen Forschungsanlagen des Bundes aufgenommen. „Damit sind die Aufnahmekapazitäten für Castoren ausgeschöpft“, so der Minister.