Sexismus
Kritik an Po-Tweet von Rostocker Linken-Politiker
Rostock / Lesedauer: 3 min

Nordkurier
Die Linkspartei kämpft mit Sexismus-Vorwürfen im hessischen Landesverband und auch in der Bundestagsfraktion – die Linken in MV wollen das Thema bei sich nun auch aufarbeiten. Ganz aktuell muss sich die Partei wohl um Äußerungen eines Linken-Politikers aus Rostock kümmern. Der Senator für Soziales und Zweite Stellvertreter des Oberbürgermeisters in Rostock, Steffen Bockhahn, wird kritisiert wegen eines zweifelhaften Kommentars bei Twitter.
Ein Berliner Parteikollege und Senatsmitarbeiter fand dort, dass die beiden Linken-Politikerinnen Sahra Wagenknecht und Sevim Dağdelen zusammen eigentlich eine schlimme Person seien, da „die eine im [Hintern] der anderen steckt.” Das veranlasste Bockhahn (Die Linke) zu seinem – inzwischen gelöschten – Tweet.
„Und jetzt diskutieren wir nicht, welcher größer ist und ob das weh tut”, schrieb der Rostocker. Vorangegangen war eine Umfrage des Berliner Genossen über die Partei-Kolleginnen und eine Diskussion über deren Positionen zum russischen Krieg gegen die Ukraine.
Entschuldigungsversuch bei Twitter
Nach mehrfacher Kritik, auch von Parteikolleginnen, an seinem Ausfall schrieb Steffen Bockhahn auf Twitter: „Ohne Zweifel war meine derzeit viel diskutierte Äußerung nicht klug. Ich versichere, dass sie nichts mit dem Geschlecht der gemeinten Personen zu tun hat.” Er neige nach eigener Aussage gelegentlich zu drastischen Formulierungen und „muss da an mir arbeiten”, so der Rostocker Linken-Politiker. Und: „Für den Tweet entschuldige ich mich.”
Die Landesvorsitzenden der MV-Linken, Vanessa Müller und Peter Ritter, werden die von Steffen Bockhahn getätigten Äußerungen nicht tolerieren, heißt es am Samstag nach einer Klausurtagung. "Wir nehmen die Entschuldigung von Steffen Bockhahn zur Kenntnis und erwarten, dass solche Äußerungen künftig unterbleiben." Die Landesvorsitzenden wollen dazu mit Steffen Bockhahn, der Linken-Fraktion in der Rostocker Bürgerschaft und dem Rostocker Kreisvorstand ein Gespräch führen, heißt es am Samstag auf Nordkurier-Nachfrage.
Linke MV will sensibilisieren
Erst am Dienstag hatte sich die Landespartei zur aktuellen Metoo-Debatte bei den Linken geäußert: Angesichts der Sexismus-Debatte in der Partei will die Linke das Thema auch im Landesverband Mecklenburg-Vorpommern aufarbeiten. Dazu wolle man „zeitnah eine AG Awareness-Strukturen ins Leben rufen und eine fachlich begleitete Debatte in den Kreisverbänden anstoßen“, erklärten die Landesvorsitzenden Vanessa Müller und Peter Ritter am Dienstag. „Wir wollen unsere Mitglieder für das Thema sensibilisieren und darüber aufklären, welche Angebote zu Prävention und Hilfe oder welche Sanktionsmöglichkeiten es gibt.“
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Die aktuell diskutierten Vorfälle von Sexismus, sexualisierten Übergriffen und Machtmissbrauch in Strukturen der Linken hätten sie zutiefst beunruhigt. Deshalb begrüße der Landesvorstand das Ansinnen des Bundesvorstands, „eine unabhängige Anlaufstelle für Betroffene von Sexismus und Übergriffen zu schaffen und die Satzung, Geschäftsordnung und Bundesschiedsordnung so zu ändern, dass auch unterhalb eines Ausschlussverfahrens auf übergriffiges Verhalten mit Ordnungsmaßnahmen reagiert werden kann“.
Man stehe an der Seite aller Betroffenen von Sexismus, sexualisierter Gewalt und Diskriminierung – in und außerhalb der Partei, erklärten die Landesvorsitzenden. „Bei uns darf es keinen Platz für Sexismus geben!“
Ob der Ausfall des Rostocker Kollegen noch Konsequenzen hat, wird sich noch zeigen.
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Aktualisierung 09.05.2022 -14:00 Uhr: Der Beitrag wurde um die Aussagen der Landesvorsitzenden ergänzt. – Die Red.